Benutzer IMHO schrieb:
Gegenwärtig besteht ein Waffenstillstand. Jeder hat im 900er Band 10 bis 12,4 MHz. Wer da der Telefonica den 5-MHz-Block rausbrechen will, den sie formal zum 31.12.2015 zurückgeben muss, könnte den herrschenden "Burgfrieden" gefährden. Indem die PLMNs bei 900MHz einfach nur das Mindestangebot einreichen, könnte das 900er Band auch ganz billig verlängert werden.
Mal abwarten, wie die Versteigerungsbedingungen sein werden. Ich gehe davon aus, dass die BNetzA auch den 900er Bereich nicht mehr im 200-MHz-Raster (GSM), sondern im 5-MHz-Raster (GSM / UMTS / LTE) zuteilt. Dann kommen wir auf 7 Blöcke für drei Netzbetreiber. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird um den "7. Block" heftig zwischen allen drei Anbietern gerangelt werden. Denn drei ganze 5-Mhz-Blöcke sind für den Netzbetrieb von erheblichem Vorteil, dann können zwei davon mit LTE bestückt werden, was die Bandbreite im "unteren" LTE-Bereich glatt verdoppelt (im Vergleich zu LTE-800 mit je zwei Blöcken, wie es bereits in Betrieb ist). Das heißt, das Auktionsergebnis könnte auch 3-3-1 lauten, mit einem Netzbetreiber, der nur einen Block kauft (um GSM legacy gut weiterbetreiben zu können), und zwei Netzbetreibern, die drei Blöcke kaufen, um kräftig LTE-900 betreiben zu können. Zum Verzicht auf LTE-900 könnte Vodafone (der nun kleinste Netzbetreiber) oder o2/E-Plus (als Ausgleich für die umfangreiche Ausstattung bei 1800 und 2100 MHz, um die BNetzA zufriedenzustellen und so eine Rückgabeverpflichtung für 2100-MHz-Spektrum zu vermeiden) bereit sein.
Wird die digitale Dividende II gleich mit versteigert, ergeben sich zahlreiche weitere Optionen: So könnte der Netzbetreiber, der im 900-MHz-Band nur einen Block erwirbt, im Gegenzug versuchen, ganze 4 Blöcke im 700-MHz-Band zu ergattern.
Welcher Versteigerungsteilnehmer glaubt denn, dass Telefonica klaglos zuschaut, wenn einer der Konkurrenten im Bereich von 880,2 - 885,0 MHz einsteigen will? Was soll den Telefonica mit der von E-Plus erworbenen GSM900-Infrastruktur machen, wenn die Frequenzen fehlen? Für teuer Geld auf GSM1800 umrüsten? Oder gleich wegwerfen?
Benachbarte GSM-Basisstationen sind heute viel besser als früher dafür ausgerüstet, die gleichen Frequenzpakete zu nutzen: Wenn beispielsweise eine BTS auf einem bestimmten Kanal stark senden muss, um Geräte am Zellenrand zu erreichen, dann können die benachbarten Stationen diesen Kanal runterregeln, um gegenseitige Störungen zu vermeiden. Aber selbst dieses runterregeln ist immer seltener nötig: Moderne Smartphones haben für LTE mindestens zwei Antennen, und können diese im GSM-Modus dafür verwenden, die Signale von zwei Basisstationen "auseinanderzusortieren".
Mein Gefühl ist auch, dass die Branche zunehmend auf eine Dienstetrennung hinarbeitet: GSM als "Telefoniestandard", LTE als "Datenstandard". Zwitter wie UMTS, die beides können, aber "beides nicht richtig" sind auf dem Abstellgleis.
Kann Teltarif nicht mal einen Netzwerkplaner interviewen, wie es aus technischer Sicht weitergehen kann?
Wenn wir eine unabhängige und kompetente Person aus diesem Bereich finden, dann ja.
Meiner Meinung nach hat die Telekom bei der letzten Auktion Weitsicht gezeigt, indem sie sich die 1800er Bänder für LTE gekrallt hat.
Das hat E-Plus auch getan, wenn auch in geringerem Umfang. Deswegen hat o2/E-Plus jetzt auch so viel im 1800er Bereich :-)
Für GSM wird man um die 10 MHz im 1800er Bereich brauchen. Der Rest wird sukzessive auf LTE umgestellt werden.
Die 2000er Frequenzen werden das nächste begehrte Ziel sein.
Hier bin ich mir unsicher. Wer mehr als 20 MHz in diesem Bereich hat, wird UMTS und LTE parallel bestücken. Wer weniger hat, fährt in diesem Bereich sicher "UMTS only". Die Frage ist halt, was o2/E-Plus hier behalten darf. Wenn sie die kompletten 35 MHz behalten dürfen, dann wird am Ende wahrscheinlich 15 MHz UMTS und 20 MHz LTE ausgerollt.
Was soll man denn mit LTE700 anfangen, was LTE800 nicht schon kann? Wenn LTE800 errichtet ist (Funkmasten statt Lizenzen!), besteht doch faktisch eine Flächenversorgung, die durch LTE700 nicht mehr spürbar verbessert werden kann. (wenn 50MBit/s je 800er-Versorgungsgebiet nicht mehr ausreichen, werden 100MBit/s bei zusätzlicher 700er-Frequenznutzung auch nur kurze Zeit genügen, denn die Nachfrage steigt)
Zusammen mit LTE-900 (siehe oben) kommt man dann schon auf 150 MBit/s. Bei drei Sektoren liegt die (theoretische) Gesamtbitrate von LTE 700 bis 900 (mit je 10 MHz pro Band) bei 450 MBit/s, bei sechs Sektoren schon bei 900 MBit/s, und bei 18 Sektoren (verwendet E-Plus derzeit schon bei einigen UMTS "ultra high sites") gar bei 2700 MBit/s. Zusammen mit den von Ihnen genannten "Verstärkungssektoren" bei 1800 / 2100 / 2600 MHz (mit zusammen 40 MHz Bandbreite) gar bei 6300 MBit/s.
Selbst, wenn im Tagesmittel nur 5 Prozent der theoretischen Kapazität für Nutzdaten genutzt werden, überträgt so eine Super-BTS im Monat über 100.000 GB an Daten, kann also 100.000 Kunden mit einem voll ausgenutztem 1-GB-Datenpaket versorgen!
Wenn in den Ballungszentren aber die IP-Nachfrage explodiert, brauchen die Netzbetreiber kleinere Zellen, die möglichst aber noch größer als die 2600er Zellen sind.
Zellen kleiner zu machen, ist selten ein Problem: Man muss nur die Sendeleistung runterregeln und/oder die Antennen stärker neigen. "Größer" macht man dann die Zellen bei Bedarf (Endgerät in schlechter Empfangssituation), indem man die Fehler-Redundanz-Codes erhöht und/oder die Sendeleistung spezifisch für diesen einen Teilnehmer rauffährt. Die Tendenz wird m.E. dahin gehen, mit den bestehenden Standorten zu arbeiten. Erkennt man überlastete Hotspots, kann man dort entweder gezielt eine neue Antenne aufstellen, oder man installiert zusätzliche, gezielt ausgerichtete Sektoren an den bestehenden Standorten.
Im Grunde ist LTE700-800 doch nur ein Behelf für Flächen in denen die Kundennachfrage noch nicht ausreicht.
Es ist ein Dienst für die Fläche. Aber auch für die Städte mit Geräten in ungünstiger Empfangssituation. Letztendlich stellt LTE700 bis 900 die Grundversorgung da, die höheren Frequenzen dienen dann der Verdichtung.
DERZEIT aktivieren die Netzbetreiber LTE noch nicht mit der "Gießkanne", weil sie wahrscheinlich pro aktiver Antenne auch die Lizenzgebühren an die BTS-Hersteller bezahlen müssen. Zudem lässt sich das Verhalten eines Netzes wahrscheinlich einfacher verstehen und somit Kundenprobleme besser debuggen, wenn man an einem Ort erstmal nur einen Carrier hat und nicht gleich deren sechs bis sieben (700, 800, 900, 1800, 2000, 2600, künftig evtl. auch 3500). Aber sobald der Bedarf da ist und die Kunden genug für die Datenpakete bezahlen und gleichzeitig die Lizenzkosten auf BTS-Seite hinreichend tief gefallen sind, werden die Carrier nachgerüstet werden, was das Zeug hält. Es wird in den meisten Fällen günstiger sein, erstmal die bestehenden Standorte auf Maximum auszurüsten, als neue Standorte aufzubauen.
Wir hätten im Jahr 2000 UMTS850-MHz gebraucht, als es noch wenige Smartphones gab. Jetzt in Zeiten des Smartphone-Booms wird es mit solch grobmaschigen Funkzellen gar nicht mehr gehen. UMTS2100 alleine war zu kleinzellig, LTE800 alleine wird zu grobmaschig.
Ja, der Frequenz-Mix ist sinnvoll. Wobei ich erwarte, dass künftig auch Basistations-
"Verdichtungsstandorte" jenseits des Standardrasters an Hotspots mit dem kompletten Frequenz-Mix ausgestattet werden, halt mit geringer oder sehr geringer Sendeleistung bei den tiefen Frequenzen.
Kai