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Blogger sind keine Journalisten.


13.02.2014 10:55 - Gestartet von Leiter Kundenverarsche³
Darum müssen sie auch nicht wie solche behandelt werden. Da braucht's auch keine Diskussion zu geben. Wenn es anders wäre, wäre es uferlos und jeder dahergelaufene Affe könnte journalistische Privilegien für sich in Anspruch nehmen.
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[1] getodavid antwortet auf Leiter Kundenverarsche³
13.02.2014 13:27
Benutzer Leiter Kundenverarsche³ schrieb:
Darum müssen sie auch nicht wie solche behandelt werden. Da braucht's auch keine Diskussion zu geben. Wenn es anders wäre, wäre es uferlos und jeder dahergelaufene Affe könnte journalistische Privilegien für sich in Anspruch nehmen.

Deshalb gibt es ja auch die begründete Unterscheidung, ob jemand privat einen Blog zusammenklimpert oder das ganze journalistisch und hauptberuflich macht. Ob ein Journalist seine Beiträge aber nun auf eigene Rechnung auf einem eigenen Blog einstellt und dafür direkt die Werbeeinnahmen selbst kassiert oder aber seine Artikel bei Spiegel Online & Co. einreicht macht journalistisch nun wirklich keinen Unterschied. Warum sollten die beiden also unterschiedlich gestellt werden??
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[1.1] Leiter Kundenverarsche³ antwortet auf getodavid
14.02.2014 10:34
Benutzer getodavid schrieb:
Ob ein Journalist seine Beiträge aber nun auf eigene Rechnung auf einem eigenen Blog einstellt und dafür direkt die Werbeeinnahmen selbst kassiert oder aber seine Artikel bei Spiegel Online & Co. einreicht macht journalistisch nun wirklich keinen Unterschied. Warum sollten die beiden also unterschiedlich gestellt werden??

Oh doch! Genau das macht sogar einen sehr großen Unterschied. Vorweg: Mir geht's hier nicht um Werbeeinnahmen oder gar den zwangsläufigen Erhalt des Monopols etablierter Medien, sondern um eine gewisse Legitimationskette und ein wie auch immer geartetes Mehr-Augen-Prinzip. Journalismus ist eine ernsthafte und verantwortungsvolle Tätigkeit. Selbstherrlichkeit hat da überhaupt nichts zu suchen. Bereits in den etablierten Medien kennt die Selbstherrlichkeit der Artikelschreiber kaum noch Grenzen und stößt mir bisweilen sauer auf. Bei Bloggern ist sie schlichtweg grenzenlos. Drastisch ausgedrückt: Im Blog kann jeder nach Gutdünken seinen Schwachsinn verbreiten... Das ist zwar als solches gut so, aber es ist es in der Auswirkung oftmals nicht. In den etablierten Medien gibt es immerhin ein paar Sicherungen gegen solche Exzesse. Ich bin sehr wohl für eine pluralistische Informationsgesellschaft und ich habe grundsätzlich nichts gegen Blogger. Doch Bloggen ist KEIN Journalismus im herkömmlichen Sinne. Auch nicht, wenn es ein Journalist ist, der da bloggt. Blogger ist Blogger, Journalist ist Journalist. So sehr ich beispielsweise Henning Gajek's Artikel auf Teltarif und seinen Blog fachlich und inhaltlich schätze, sind und bleiben das 2 paar Stiefel. Das eine paar macht ihn zum Fachjournalisten und das andere zum privaten Blogger, der das - i . d. R. zu seinem reinen Privatvergnügen macht. Von zweifelsfrei kommerziellen Blogs (es geht nicht darum, dass sich einer ein paar Groschen dazuverdient oder die Kosten für den Blogbetrieb abdecken möchte) halte ich aus den o. g. Gründen sowieso nicht viel.
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[2] garfield antwortet auf Leiter Kundenverarsche³
13.02.2014 17:50
Benutzer Leiter Kundenverarsche³ schrieb:
Darum müssen sie auch nicht wie solche behandelt werden. Da braucht's auch keine Diskussion zu geben. Wenn es anders wäre, wäre es uferlos und jeder dahergelaufene Affe könnte journalistische Privilegien für sich in Anspruch nehmen.

Nun ja, hier steht ja, dass der eine Blogger einen Presseausweis hat, also "richtiger" Journalist ist. Voraussetzung für den Zugang erfüllt und trotzdem steht er vor verschlossener Tür.
Könnte es sein, dass Blogger auch deswegen nicht gern gesehen sind, weil sich in diesem journalistischen(!) Bereich eher unabhängiges Denken und wohl kaum Hofberichterstattung findet? Es soll sogar Blogs geben, die investigativer recherchieren als die sogenannten "Qualitäts-"medien und keine Agenturmeldungen abschreiben, sondern Hintergründe und verborgene Interessen beleuchten - etwas, was im Mainstream inzwischen fast völlig abhanden gekommen ist. Da werden ständig irgendwelche Lobbyisten als "Experten" verkauft, ohne zu sagen, auf wessen Lohnlisten sie sonst noch stehen - nicht nur in Talkshows.
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[2.1] huso antwortet auf garfield
14.02.2014 10:17
Benutzer garfield schrieb:
Benutzer Leiter Kundenverarsche³ schrieb:
Darum müssen sie auch nicht wie solche behandelt werden. Da braucht's auch keine Diskussion zu geben. Wenn es anders wäre, wäre es uferlos und jeder dahergelaufene Affe könnte journalistische Privilegien für sich in Anspruch nehmen.

Nun ja, hier steht ja, dass der eine Blogger einen Presseausweis hat, also "richtiger" Journalist ist. Voraussetzung für den Zugang erfüllt und trotzdem steht er vor verschlossener Tür.
Könnte es sein, dass Blogger auch deswegen nicht gern gesehen sind, weil sich in diesem journalistischen(!) Bereich eher unabhängiges Denken und wohl kaum Hofberichterstattung findet? Es soll sogar Blogs geben, die investigativer recherchieren als die sogenannten "Qualitäts-"medien und keine Agenturmeldungen abschreiben, sondern Hintergründe und verborgene Interessen beleuchten - etwas, was im Mainstream inzwischen fast völlig abhanden gekommen ist. Da werden ständig irgendwelche Lobbyisten als "Experten" verkauft, ohne zu sagen, auf wessen Lohnlisten sie sonst noch stehen - nicht nur in Talkshows.

Ja, ich war schon schokiertr mit welchen Mitteln Journalisten (teilweise) arbeiten. Lassen sich in Pressezentren irgendwas erzäheln statt vor Ort selbst zu recherchieren. Dazu ist wohl auch der Pressestrand in Berlin gedacht. die Spastis schön mit Cokcktails abfüllen und bei Laune halten, damit sie ihr Maul halten.
Ein Journalist, er arbeitete glaub ich für den Cicero, irgendso ein Magazin für SCHWUCHTELN und solche, die es werden wollen zwar, dass er schon gleich weiß, dass er gar nicht zu kritisch berichten darf, weil dann der Chefredakteur nicht nur nicht genehmigt, sondern sich auch beschwert, dass er Zeit vergeudet hätte in der er 'richtige' Artikel schreiben könnte.
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[2.2] Leiter Kundenverarsche³ antwortet auf garfield
14.02.2014 10:48
Benutzer garfield schrieb:
Nun ja, hier steht ja, dass der eine Blogger einen Presseausweis hat, also "richtiger" Journalist ist. Voraussetzung für den Zugang erfüllt und trotzdem steht er vor verschlossener Tür.

Ich habe gerade im anderen Beitrag ausgeführt, warum das aus meiner Sicht so richtig ist.

Könnte es sein, dass Blogger auch deswegen nicht gern gesehen sind, weil sich in diesem journalistischen(!) Bereich eher unabhängiges Denken und wohl kaum Hofberichterstattung findet?

Sicherlich mag das eine Rolle spielen. Bei näherer Betrachtung komme ich allerdings zu dem Schluss, dass genau dieser Aspekt nicht nur ins Positive ausschlägt. Und außerdem braucht mir keiner erzählen, dass Blogger per se keine "Hofberichterstattung" machen. Die Bloggerfreiheiten geben doch noch viel mehr Möglichkeiten hierzu an die Hand, als ein redaktionell eingebetteter Journalist hat. Es gibt zahlreiche solcher redundanter Fanboyblogs. In Toto viel mehr als es wirklich interessante, investigative Blogs gibt.

Es soll sogar Blogs geben, die investigativer recherchieren als die sogenannten "Qualitäts-"medien und keine Agenturmeldungen abschreiben, sondern Hintergründe und verborgene Interessen beleuchten - etwas, was im Mainstream inzwischen fast völlig abhanden gekommen ist.

Ja. Da stimme ich dir auch zu. Nur bestätigt die - nach meiner Wahrnehmung - (rühmliche) Ausnahme eben nicht die Regel. Die Gratlinie zwischen "Investigativ-" und "Verschwörungsblog" ist teilweise recht dünn. Warum sollte man einem einzelnen Blogger vertrauen, wenn einen schon die Mainstreammedien oft genug hinters Licht führen wollen?

Da werden ständig irgendwelche Lobbyisten als "Experten" verkauft, ohne zu sagen, auf wessen Lohnlisten sie sonst noch stehen - nicht nur in Talkshows.

Auch richtig. Nur - ist man als Blogger und vor allem Bloggleser davor wirklich gefeit? Die notwendige Hintergrundrecherche - gerade zu Personen - ist mit einer starken Redaktion im Rücken besser zu bewerkstelligen.
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[2.2.1] garfield antwortet auf Leiter Kundenverarsche³
14.02.2014 13:25
Benutzer Leiter Kundenverarsche³ schrieb:
Ich habe gerade im anderen Beitrag ausgeführt, warum das aus meiner Sicht so richtig ist.

Ich kann dem nicht so ganz folgen, weil Du die Trennung eher aus "administrativen" Gründen forderst (Legitimationskette), ich die Trennung eher nicht sehe auf Grund der inhaltlichen Qualität der Arbeit. Denn Du schreibst:
"Journalismus ist eine ernsthafte und verantwortungsvolle Tätigkeit. Selbstherrlichkeit hat da überhaupt nichts zu suchen. Bereits in den etablierten Medien kennt die Selbstherrlichkeit der Artikelschreiber kaum noch Grenzen."

Na eben! Denn gerade bei Journalisten in ihrer Berliner Käseglocke beim Kuscheln mit den Großkopferten, ist diese Gefahr weitaus größer als bei Bloggern, deren weitaus geringere Reichweite solchen "Abdrehungen" eher nicht förderlich ist. Man muss nicht erst auf Lanz und Jörges verweisen, um zu zeigen, WIE selbstherrlich und abgedreht "richtige" Journalisten inzwischen sind. Bei der allwöchentlichen Selbstbeweihräucherung Sonntags im Presseclub sitzen auch oft Typen, über deren (Hintergrund-)wissen und Wortwahl man eigentlich nur den Kopf schütteln kann. Aber da ich kein "richtiger" Journalist bin, darf ich das vermutlich nicht einschätzen.


In den etablierten Medien gibt es immerhin ein paar Sicherungen gegen solche Exzesse.

Nun, dann scheinen die aber nicht so recht zu funktionieren.


"Doch Bloggen ist KEIN Journalismus im herkömmlichen Sinne. Auch nicht, wenn es ein Journalist ist, der da bloggt."

Dem ist nun erst recht nicht zu folgen. Denn hier wird nun überdeutlich, dass Du Journalismus nicht als Tätigkeit inhaltlich verstehst, sondern rein statusmäßig. Worin unterscheidet sich denn der Blog eines Journalisten, wenn er diesen mit gleichem Rechercheaufwand (pro Beitrag - es dürfen ja ruhig weniger sein) und genauso seriös betreibt, wie er es (hoffentlich) in der Redaktion auch tut, von der Tätigkeit an seinem Arbeitsplatz?


Das eine paar macht ihn zum Fachjournalisten und das andere zum privaten Blogger, der das - i . d. R. zu seinem reinen Privatvergnügen macht.

Ja natürlich, aber mit Journalismus verbindet man eher Inhalt und Seriösität. Niemand denkt dabei an den Gehaltszettel, der einen Journalisten einer Redaktion zugehörig ausweist. Nur weil jemand - sei er Journalist oder nicht - bloggt, verschwindet doch in dem Moment nicht sein Fachwissen aus den Blog-Beiträgen.
Also: Journalismus kann es durchaus auf Blogs gegeben. Die Leute arbeiten halt nur ohne Auftrag und werden i.d.R. nicht dafür bezahlt. Dass es Spinner und Selbstdarsteller als Blogbetreiber gibt, nimmt davon nichts weg (denn Du schreibst selbst, dass es die in den Redaktionsstuben auch gibt). DAS kann also nicht das Unterscheidungsmerkmal sein. Dann bleibt nur noch der Gehaltszettel und der Presseausweis. Das wären für mich aber keine ausreichenden Kriterien, um nur dort Journalismus zu verorten. Im Gegenteil: UNABHÄNGIGKEIT halte ich für viel wichtiger. Und da sind die Blogger weitaus im Vorteil.
Ein Journalist kann den besten und sauber recherchierten Artikel in die Tonne kloppen, wenn er dem Chefredakteuer nicht gefällt, weil dieser meint, damit Anzeigenkunden zu vergrätzen, oder weil er nicht in den Kontext seines "unahängigen" Blattes passt.


Und außerdem braucht mir keiner erzählen, dass Blogger per se keine > "Hofberichterstattung" machen.

"Per se" habe ich nicht geschrieben. Und dass ich keinen Blog mit solcher Berichterstattung kenne, muss auch nichts bedeuten. Mir fällt aber partout kein Grund ein, warum ein Blogger das tun sollte, außer er gehört zum "Jungkader" einer Hofpartei.


Die Bloggerfreiheiten geben doch noch viel mehr Möglichkeiten hierzu an die Hand, als ein redaktionell eingebetteter Journalist hat. Es gibt zahlreiche solcher redundanter Fanboyblogs. In Toto viel mehr als es wirklich interessante, investigative Blogs gibt.

Auch richtig, aber widerspricht das der Tatsache, dass man in "guten" Blogs journalistische Qualität findet, wie sie oft genug in den "Qualitäts"-medien vermisst wird?


Ja. Da stimme ich dir auch zu. Nur bestätigt die - nach meiner Wahrnehmung - (rühmliche) Ausnahme eben nicht die Regel. Die Gratlinie zwischen "Investigativ-" und "Verschwörungsblog" ist teilweise recht dünn. Warum sollte man einem einzelnen Blogger vertrauen, wenn einen schon die Mainstreammedien oft genug hinters Licht führen wollen?

Hihi. Mit Hinsicht auf all das eben Geschriebene:
Vielleicht GENAU DESWEGEN? ;-)


Die notwendige Hintergrundrecherche - gerade zu Personen - ist mit einer starken Redaktion im Rücken besser zu bewerkstelligen.

Das ist ja gerade mein Stoßseufzer, dass genau DAS in den letzten Jahren immer mehr der schnellen Schlagzeile geopfert wurde. Und wieder wird der vermeintliche Nachteil zum Vorteil des Bloggers: Dem sitzt kein Redakteur mit dem Fertigstellungstermin des Beitrags im Nacken, was schon allein aus Zeitgründen ordentlicher Recherche im Wege steht. Genau DESWEGEN macht es heutzutage wenig Unterschied, welches Blatt man aufschlägt. Man findet überall die gleichen abgeschriebenen Agenturmeldungen - inklusive Rechtschreibfehlern und hinzugedichteten Vornamen.