Benutzer blumenwiese schrieb:
Natürlich ist das die Lösung.
Ich dachte ich hätte schon ausführlich genug beschrieben, warum dies keine Lösung ist... Bei geistige Taubheit meines Gegenübers muss ich mir die Mühe nicht machen.
Dir gehören nicht die Unternehmen.
Müssen sie auch gar nicht. Es genügt schon vollauf, dass die Unternehmen hier ansässig oder tätig sind und damit auch deutscher und europäischer Jurisdiktion unterliegen. Und also Souverän lasse ich mich weder in meiner Meinung, noch in meiner grundlegenden Haltung zu gesellschaftlich erheblichen Sachverhalten durch irgendwelche libertären Markttheoretiker und ihr dummes Geblubber einschränken. Die Unternehmen wussten, worauf sie sich mit dem Standort und dem Volk (heutzutage immer öfter "Kundschaft" genannt) einlassen. Übrigens - überwiegend ist der Punkt Rechtssicherheit ausschlaggebend für eine unternehmerische Tätigkeit in Deutschland und der übrigen Europäischen Union. Diese ist aber keine Einbahnstraße und sie gibt es auch nicht zum Nulltarif. Wer Wild-West-Manier und politisch goutierte gnadenlose Abzocke betreiben möchte, sollte besser Infrastrukturanbieter in Russland oder einem anderen Banditenstaat werden. Mit dem nötigen Schmiergeld bekommt man da nämlich jeden noch so unverschämten Wunsch durchgedrückt...
Wenn du es besser kannst, gründe eins.
Dummes Gewäsch. Die Telkos halten eine bedeutende öffentliche Telekommunikationsinfrastruktur in der Hand, die durchaus gewissen Verfügungsbeschränkungen unterworfen werden kann (und ohne deren Nutzung ich z. B. gar nicht tätig werden könnte) und ist. Auch heute gilt noch der geflügelte Generaleinwand unserer Verfassungsväter und -Mütter, dass Eigentum zunächst und grundsätzlich verpflichtet und dass sein Gebrauch stets zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen soll. Marktradikalen ist das heute natürlich ein Dorn im Auge, begründet aber sehr wohl, warum ich die Telkos dazu auffordernd kann, es künftig besser zu machen bzw. Regulierungsbedingungen zu akzeptieren, die der Allgemeinheit dienen, anstatt mir fadenscheiniges Gesabbel anhören zu müssen, doch gefälligst einen eigenen Telko zu gründen und es "besser" zu machen.
Wenn dir mein Ebay-Angebot zu teuer ist, kaufe es nicht oder kaufe wo anders ein. Aber welchen Preis ich für mein Angebot verlange, ist allein meine Sache. Sollten es aber genug potentielle Kunden es dir gleich tun und nicht bei mir kaufen, werde ich wohl oder übel meinen Preis senken müssen.
Nochmal für Begriffsstutzige - du kannst den falschen Ebay-Vergleich noch hundert Mal bringen. Er wird dadurch nicht richtiger. Im Gegenteil du machst dich damit langsam lächerlich. Der Mobilfunkmarkt in Europa ist nicht annährend vergleichbar mit deinem geliebten Ebay und das Vogel-friss-oder-stirb-Prinzip funktioniert hier nicht... Es müsste einer drastisch und unerwartet einer unserer 4 Spieler aus dem Oligopolverbund ausscheren und sich damit seine Marge ruinieren. Es ist viel bequemer und ertragreicher Forderungen mit den anderen Netzbetreibern gemeinsam auszusitzen. Es gibt hier beim Roaming nicht nur einen inneffizienten, nein, es gibt hier de facto so gut wie überhaupt keinen Wettbewerb. Das wovon du schwadronierst ist blanke Wirtschaftstheorie, das andere die gängige Praxis...
Ich bin auch gleich noch für Brotrationen, wie sie in allen sozialistischen Diktaturen folgen.
Deine Paranoia muss wirklich weh tun. Danke für die drastische Veranschaulichung dieses Wahns. Falls es dir noch nicht aufgefallen ist - die Wirtschaftsordnung, die du dir als alleingültig zusammenphantasierst ist nicht Teil unserer Jurisdiktion.
Es ist vielmehr grotesk, wenn jemand wie du, der keinerlei unternehmerisches Risiko trägt, anderen vorschrieben will, was sie zu tun und zu lassen haben.
Nein, das ist es nicht. Es ist völlig legitim. Und warum das so ist, habe ich oben bereits umfassend ausgeführt. Und an diesem Punkt sage ich dir jetzt: Friss oder stirb! Es ist grotesk, dass mir eine Blumenwiese versucht, mich vom Gegenteil zu überzeugen. Für wen und in welcher Funktion bist du eigentlich beruflich tätig? Erzähl' doch mal!
Na wunderbar, dann wirst du es ja nicht annehmen.
Wenn man beispielsweise im Ausland dringend für Leute daheim erreichbar sein will/muss, dann ist man derzeit leider genötigt solche Bedingungen anzunehmen. Oder möchtest du mir erzählen, dass die Wahl zwischen Nutzung und Nichtnutzung eine hinreichende Wahl ist? Stelle dir folgende Situation vor; Du bist in der Wüste, völlig dehydriert und ganz knapp vorm Verdursten - ich biete dir - als einziger Weit und breit - eine Literflasche Wasser, die zudem mit Kolibakterien verseucht ist, für "total günstige 1000 €" an. Die drei Leute die du zuvor getroffen und deren Angebote du abgewiesen hast, wollten sogar noch mehr Geld für Vergleichbares haben. Auf deinen Einwand, dass das doch Wucher sei und dir das Wasser am Ende ja sogar schaden würde entgegene ich dir nur: "Tja, Wasser ist in diesen Breiten eben ein knappes gut. Die anderen drei vor mir hast du auch schon als "Ausbeuter" wieder in die Wüste geschickt. Wenn du's billiger und verträglicher haben möchtest, dann suche dir doch auf die Schnelle eine nette Oase oder bohre einen Tiefbrunnen. Du hast jetzt die Wahl - nimm mein Wasser und trink' es oder lass es bleiben. Ich zeihe jetzt weiter."
Wofür entscheidest du dich in dem Fall, lieber Blumenwiese?
Und du wirst mir wohl zustimmen, dass dieses Verhalten von mir und den drei anderen in jedem Fall den in unserem Jurisdiktionsbereich nicht unbekannten Tatbestand des Wuchers erfüllen würde. Oder doch nicht? Bleibst du hier auch bei deinem marktliberalen Geschwafel? Auch gut, dann wissen wir jetzt alle, was für ein toller Mensch der gute Blumenwiese ist...
Sicher - beim Roaming geht es vornehmlich nicht um Leben und Tot. Doch der Tatbestand, der hier zu Grunde liegt und seit Jahren unreguliert und hochlukrativ verwirklicht wird, ist und bleibt exakt der selbe, wie bei meinem Wüstenszenario.
Wucher ist Wucher ist Wucher ist Wucher ist Wucher...
Wenn die Provider sich angesichts der europaweit niedrigen Interconnect-Gebühren von Anfang an nur einen verhältnismäßig kleinen Schluck aus der Pulle genommen hätten, dann hätte auch keiner etwas dazu gesagt oder dagegen getan. Ganz sicher hätten EU-Parlament und Kommission dann nicht zu dem - zugegeben recht drastischen Mittel - der Price-Caps gegriffen bzw. greifen müssen. Aber dem war und ist nun mal nicht so. Dazu fällt mir ein Spruch aus meiner Kindheit ein, den ich ab und zu hören und dazu weitere Konsequenzen tragen musste, wenn ich mal über die Stränge schlug; Wer nicht hören will, muss fühlen! Und genau dies kann man den Mobilfunkprovider und anderen Unternehmen heute (leider) entgegenrufen, wenn Sie mal wieder die Tränendrüse bemühen und auf ihre Verarmung durch hocherfolgreiche Geschäfte hinweisen. Es gibt unternehmen, die müssen an die Hand genommen und zu Redlichkeit und Anstand erzogen werden. Nichts anderes tun Gesetzgeber und Regulierer in Europa. Und das ist gut so.
Und hast du dich schon einmal gefragt, warum es nur wenig ECHTE Netzanbieter gibt? Nein? Dann frag mal einen Politiker deines Vertrauens .. OK, war ein Scherz ... frag irgend einen Politiker.
Nein, weil ich genau weiß, warum es nicht "mehr" ECHTE Netzbetreiber gibt. Und ich hielt es - ehrlich gesagt - auch nicht für besonders sinnvoll, wenn dem so wäre. Wie bei allen öffentlichen Infrastrukturen ist es aus (volks)wirtschaftlichen Gründen nicht besonders sinnvoll, diese zu zersplittern und in zu viel kleine Hände zu geben. Das macht das ganze neben dem wirtschaftlichen Aspekt auch noch im Betrieb ineffizient. Wir sehen doch, dass es in Deutschland nicht mal wirklich den Platz für dauerhaft 4 Mobilfunknetzbetreiber gibt...
Jedenfalls - so ist die gegebene Situation. Und mit der müssen wir umgehen und leben. Aber genau aus dieser anbieterseitig recht günstigen und starken Position heraus, kann ich dem Anbieter auch ein entsprechend wohlfeileres und tugendhafteres Verhalten abfordern, als ich es beispielsweise vom Radieschenhändler auf dem Wochenmarkt verlangen kann.
In der Politik meinte man nämlich, man könne etwas verkaufen, was man nicht besitzt: Funkfrequenzen, die Grundlage eines jeden Netzanbieters. Der Staat besitzt diese Frequenzen nicht. Er verwaltet sie nur, damit nicht drei Leute auf derselben Frequenz funken. Mehr aber auch nicht.
Oh Gott! Vermenge die Frequenzen und deren Vergabe nicht mit dem Dasein und den grundlegenden Problemstellungen eines Netzbetreibers. Das sind jeweils zwei eigene paar Stiefel. Im Übrigen ärgert mich auch hier wieder deine Narrenperspektive. Der "phöse, phöse Staat" verkauft nicht sondern er verleit - auf Zeit - ein Nutzungsrecht an den Frequenzen. Warum das so ist und warum das so sein muss, hast du immerhin ganz richtig erkannt. Lustig finde ich bei den marktradikalen Plärrern wie dir immer, dass streng wirtschaftliches Handeln stets als die oberste Prämisse und als große Ultima Ratio angesehen wird, sobald sich aber der Staat dieses Vehikels bedient, wird er als der böse Ausbeuter hingestellt. Diese extreme und überraschende geistige Flexibilität halte ich persönlich für ein ganz großes Kunststück, der Redner der freien Marktwirtschaft.
Die Vergabe der beschränkten Frequenznutzungsrechte nach wirtschaftlichen Aspekten ist allein schon deshalb ein notwendiges Vehikel um einen sauberen, diskriminierungsfreien (Armut ist in unserer Rechtsordnung keine Diskriminierung) Verteilungsmaßstab zu haben. Alle anderen denkbaren Alternativen würden bedeuten, dass jeder der "hier" Schreit, ein "bisschen Spektrum" geschenkt bekommt. So lässt sich aber kein nationales Mobilfunknetz mehr betreiben.
Das hinderte die Politik aber nicht, diese Frequenzen an die Meistbietenden für Milliarden zu verkaufen, statt sie einfach zu verlosen. Dabei durften dann diese Frequenzen nicht einmal weiterverkauft werden, sondern mussten ggf. zurückgegeben werden, um sie erneut verkaufen zu können (siehe Quam).
Die Höhe des Gebots im offenen Verfahren obliegt allein dem Wahnsinn (siehe UMTS-Lizenzen) und dem Zukunftsglaube der Bietergemeinschaft bzw. jedem einzelnen von ihnen. Daran ist grundsätzlich nichts falsch und auch nichts moralisch verwerfliches erkennbar. Die Untersagung des freien Weiterverkaufs (womöglich gegen noch höhere Beträge als in der Versteigerung) ist auch noch aus verschiedenen Gründen zur Mißbrauchsverhinderung sinnvoll. Wo ich mit dir jedoch sehr wohl d'accord gehe, ist die derzeitige Praxis des entschädigungslosen (QUAM) oder des vorzeitigen Frequenzeinzugs (jetzt wohl bald E+). Das ist eine De-Facto Enteignung, die definitiv nicht mit Eigentumsverpflichtung und Allgemeinwohl in Verbindung gebracht werden kann. Wenn eine Lizenz für die Dauer von X-Jahren ersteigert wurde, dann muss sich das Nutzungsrecht auch exakt auf diesen Zeitraum erstrecken. Egal was drum herum passiert. QUAM hätte die Lizenz zwar nicht weiterverkaufen können, aber sehr wohl rechtzeitig einen MVNO auf das eigene Netz und damit auf die Frequenzen lassen können. Das haben sie aber nicht getan. Insofern hält sich mein Mitleid hier dann doch in sehr engen Grenzen. Bei E+ ist die Sache anders gelagert. Hier gibt es einen solchen Ausweg nicht und es werden zwei Unternehmen für ein ökonomisch sinnvolles Handeln bestraft.
Hier sehe ich also sehr wohl einen Verbesserungsbedarf. Vielleicht wäre ja eine Art Mietmodell mit einer jährlichen Indexmiete die bessere Variante als die hohen Einmalbeträge für x-Jahre im Voraus. Zumindest wäre das auch eine Lösung im Hinblick auf eine vorzeitige Einziehung, die "Untervermietung" oder wenigstens einen möglichen "Vertragseintritt". Zumal man dann auch einen Grund für ein schönes Frequenznutzungs- und Netzbetriebsvertragswerk mit Rechten, Pflichten und Strafen fixieren könnte, statt auf die recht knappen und oft nicht ganz so tragfähigen Nutzungsauflagen zurückzugreifen.
Perfider geht es kaum. Das war der Kardinalfehler. Das Ergebnis ist dann die Konzentration auf wenige reiche Anbieter.
Nö. Eigentlich lief es bisher doch ganz gut. Zersplitterung ist am Ende auch kein gutes Ergebnis. Der klassische Wettbewerbsgedanke ist bei öffentlicher Infrastruktur und knappen Ressourcen wenig sinnvoll. Das man mit der Vergabe nicht alles "ganz richtig" macht sehe ich hingegen ein.
Aber davon abgesehen gibt es natürlich zig Tausende von Providern - alle mit eigener Tarifgestaltung, was dann glücklicherweise den Schaden, den die Politiker angerichtet haben, wieder ein wenig relativiert.
Du solltest mal überlegen, deine ziemlich kruden Thesen zu relativieren. Der Rote Faden von politischer Verantwortung für die grundlegende Aufstellung des Mobilfunkmarkts über das Frequenzvergabeverfahren bis hin zur völlig überhöhten Roaming-Tarifierung der Netzbetreiber besteht wirklich nur in deinen Hirnwindungen und hat mit der wirtschaftlichen Realität der Provider überhaupt nichts zu tun. Zu viele Erträge in unfassbarer Höhe wurden bereits an die Netzbetreibereigner Ausgeschüttet, als dass dieses Phantasiegebilde aufrecht erhalten werden könnte. Das Geschäft der Mobilfunkprovider ist - richtig angepackt und dank der günstigen Rahmenbedingungen - sehr lukrativ. Daran werden auch die Roamingpläne der EU nichts ändern. Um die Provider muss man sich deshalb wirklich keine großen Sorgen machen.