Benutzer koelli schrieb:
Benutzer geekflyer schrieb:
Gerade bei StudiVZ...ist es auch so, dass man die meisten dort, auch aus dem realen Leben kennt.
Ich sehe immer wieder StudiVZ-Profile, die 300 und mehr "Freunde" haben.
Diese hohe Anzahl an Freunden wird man ja wohl kaum in der Realität haben.
Vielmehr sind das dann wohl Leute, die in den selben Gruppen bei StudiVZ sind und entweder das Foto oder den Beitrag der Person sympathisch fanden und ihn dann geaddet haben. Nur was ist der Sinn, so viele "Freunde" zu haben, die man eigentlich gar nicht kennt?
Der Sinn des Ganzen ist meiner Meinung nach, dass man einfach zu Menschen, mit denen man im realen Leben nicht regelmäßig zu tun hat, nicht vollständig den Kontakt verliert, und bei Bedarf sich nochmal bei diesen Menschen melden kann. Selbst wenn sich in der Freundesliste Leute befinden, bei denen man sich wohl nie wieder melden wird, kommt bei der Tatsache, dass man diese Leute sinnlos in der Liste hat, absolut niemand zu Schaden. Weder ich, noch der Pseudo-Freund, noch Außenstehenden entsteht dabei irgendein Schaden. Es handelt sich einfach nur um eine "Karteileiche", weiter nichts.
Ich erläutere auch gern mal, wie es zustandekommt, dass man soviele Freunde im StudiVZ bekommt.
Erstmal wären da natürlich alle möglichen Kommilitionen, mit denen man vielleicht bloß ab und zu in der Mensa mal Kontakt hatte, oder mit denen man auf ner Party bisschen Spaß hatte.
Manche von denen werden vielleicht wirkliche Freunde, und andere added man einfach so, um bei späterem Bedarf schnell und unkompliziert den Kontakt wieder herstellen zu können. Das kann z.B. sein wenn man eine Party feiert, oder Hilfe bzw. spezielle Fragen zu einem Studienthema hat, die einem der eigene Freundeskreis nicht beantworten kann.
Oft hat man auch alte Schulkameraden in der Freundesliste, zu denen man sonst kaum Kontakt hat, aber man kann über StudiVZ ja auch Klassentreffen recht komfortabel organisieren.
Ja und Partys natürlich ebenso. Mittlerweile ist es Gang und Gebe, bei größeren Privatpartys einfach eine Gruppe zu gründen, und die Leute in diese Gruppe einzuladen. In der Gruppe können die Gäste dann alle relevanten Informationen finden. Prominentes Beispiel dafür ist der Aufruf von "Christoph Stüber" zum Flashmob auf Sylt. Auch er gründete bloß eine Gruppe im MeinVZ und hat ein paar Leute dazu eingeladen. Über die eigentliche "Party" und die Folgen von dem Flashmob kann man sicher geteilter Meinung sein, aber er zeigt, dass StudiVZ dazu dienen kann so etwas effizient zu organisieren.
Um zu entscheiden wer zu einer "normalen Privatparty" eingeladen wird, guckt man oft einfach mal seine Freundesliste durch und läd ein paar flüchtige Bekannte aber auch richtige Freunde ein. Ich denke sowas ist wesentlich effizienter als Flyer zu drucken, stundenlang rumzutelefonieren oder tagelang Mundpropaganda zu machen.
Vielleicht ist dir auch aufgefallen, dass extrem viele der Freunde aus anderen Städten kommmen bzw. dort studieren. Dass es sehr schwierig ist, bei entfernten Städten eine normale Freundschaft aufzubauen bzw. aufrechtzuerhalten, sollte klar sein. Das StudiVZ hilft dabei den Kontakt dennoch nicht ganz abbrechen zu lassen. Wenn ich wieder in der Nähe von einem dieser ortsfremden "Freunde" komme, kann ich über das StudiVZ auch unkompliziert ein Treffen vereinbaren. Das ist insbesondere interessant, wenn man selbst umzieht und in der neuen Stadt außer den StudiVZ Freunden niemanden kennt. So kann man sich schneller einleben. Aber auch für eine kurze, günstige Übernachtung sind solche Kontakte oft nützlich.
Ohne StudiVZ müsste ich mir ein Hotel suchen, - oder stundenlang wildfremde Menschen in der fremden Stadt ansprechen und mich überraschen lassen, was auf mich zukommt ^^.
Der entscheidenste Faktor für die große Freundeszahl ist aber meiner Meinung nach, dass man einfach nie Kontakte löscht. Über die Jahre hat man halt mit vielen Menschen zu tun. Man bekommt neue "richtige" Freunde, verliert Alte Freunde, lernt flüchtige Bekannte, Arbeitskollegen, Kommillitonen usw. kennen. Das Ding ist, dass selbst wenn ich garkein Interesse mehr an einem Kontakt mit diesen Leuten habe, oder sogar eine Abneigung gegen diese entwickle, oft nicht daran denke, dass ich diese im StudiVZ in der Freundesliste habe bzw. es mir auch einfach egal. Man kündigt die Freundschaft im StudiVZ einfach aus Faulheit nicht. Es schadet mir ja auch nicht. Das ist genau dasselbe, wie 5 Jahre alte Newsletter die man noch in seinem Google Mail Postfach aufbewahrt.
Letztendlich beruhen die Behauptungen des Bischofs nur auf einer Missinterpretation des Begriffs "Freunde" und der Anzahl derer im StudiVZ. Im StudiVZ stellen Freunde lediglich den Oberbegriff von "echten Freunden", "Leute die ich kenne", "Leute die mit mir arbeiten/studieren", "Leute die ich mal kannte", "Leute die mit mir befreundet waren und die ich jetzt nicht mehr leiden kann" usw. Letztendlich müsste eigentlich ein neues Wort erfunden werden, statt diesen unpassenden Begriff "Freunde" zu verwenden.
Da aber trotzdem wahrscheinlich 99% der Bevölkerung in der Lage sind die unterschiedliche Bedeutung des Begriffs "Freunde" im StudiVZ und im normalen Leben zu erkennen, tut es nicht gerade Not ein neues Wort zu erfinden.
Dass der Bischof sich diesem Unterschied wohl nicht ganz im Klaren ist, liegt wohl daran, dass er selbst diese Netzwerke nie richtig bzw. nur oberflächlich genutzt hat.
Abschließend sollte auch jeder mal daran denken, wieviel Leute er in seinem Handy gespeichert hat, wieviele davon Freunde sind und welche er überhaupt noch kennt und regelmäßig Kontakt hat. Ein Handy erfüllt letztendlich dieselben Zwecke wie StudiVZ, und nutzt dazu teilweise sogar ähnliche Kommunikationsformen (SMS):)
Grüße geekflyer