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Geisteskrank!


24.08.2000 17:08 - Gestartet von CyberAndi
Sowas ist doch echt geisteskrank! Wenn ich mich richtig erinnere kostete das Satelittennetz ca. 16 Milliarden Mark. Und jetzt sollen die ganzen satelliten zerstört werden weil man pleite ist. Gibts denn da keine andere Lösung ???? Das ist doch krank, so ein teures Satellitensystem einfach zu zerstören!
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[1] Superingo antwortet auf CyberAndi
24.08.2000 17:39
Hallo,

meines Wissens können sich die Satelliten eh nur 5-6 Jahre auf Ihren Umlaufbahnen halten, danach geht es von alleine abwärts.

Gruss
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[1.1] hardcastle antwortet auf Superingo
25.08.2000 07:29
Hi Superingo ;-),

also ASTRA 1A (DER erste 'Volks'-TV-Satellit) schwebt seit 1988 (+/- 1 Jahr) an seiner Position. Es kommt also ganz auf den Satelliten und sein Glück (rumfliegender Schrott) an.
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[1.1.1] Sauerkraut antwortet auf hardcastle
25.08.2000 08:41
hallo da

also ASTRA 1A (DER erste 'Volks'-TV-Satellit) schwebt seit 1988 (+/- 1 Jahr) an seiner Position. Es kommt
also ganz auf den Satelliten und sein Glück (rumfliegender Schrott) an.

liegt das vielleicht an seiner stationären umlaufbahn, dass der sich so lange halten kann oder hat er wirklich nur glück gehabt?
und was das feuerwerk angeht: wird man die teuren sternschnuppen von hier aus sehen können? weiß das jemand?
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[1.1.1.1] Sat-Umlaufbahn (Ex: Geisteskrank)
hardcastle antwortet auf Sauerkraut
25.08.2000 09:53
Hi,

ich weiss nur, das die SES (Betreiber ASTRA) halt diese Position 19,2°Ost (und AFAIK 28,2° Ost) geostationär für sich gekrallt hat (eine wechselnde Position wäre echt lustig, stell dir mal vor, wie das dann beim abendlichen Fernsehen wär ... Moment, ich muss kurz aufs Dach und die Schüssel neu ausrichten ;-) ) Diese Astras bewegen sich in einem Feld von 200x200x200km und werden ständig nachpositioniert.

DIe Iridiums waren/sind ja nicht geostationär, vielleicht macht das ja wirklich was aus....


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[1.1.1.1.1] scotchco antwortet auf hardcastle
25.08.2000 10:33
Hi,
in der Tat: bei Iridium Satelliten handelt es sich ja nicht um Geostationäre (viele tausend Kilometer Entfernung), sondern um LEO (Low Earth Orbit), in einer Entfernung von nur wenigen hundert Kilometern. Genau genommen befinden diese sich damit noch in den Resten der Erdatmopshäre. Dadurch ist der "Drag", d.h. durch den "Luftwiderstand" erzeugte Abbremsung, so hoch, daß die Treibstoffvorräte für Kurskorrekturen nur für einen bestimmten Zeitraum ausreichen. Geostationäre Satelliten befinden sich dagegen im praktisch "reibungsfreien" Raum, und benötigen Treibstoff nur für sehr gelegentliche Korrekturen. Alle LEO Einrichtungen, auch die MIR, oder Shuttles, etc... stürzen durch atmosphärische Bremsung nach einer bestimmten Zeit (Monate bis Jahre) von alleine ab.

Schwachsinn bleibt die Aktion 66 (!) praktisch nagelneue Satelliten gezielt zu vernichten trotzdem... Wahrscheinlich fällt dann 4 Wochen, nachdem der letzte unten ist, eine schlauen Burschen ein wie man sie doch für Datentransfers hätte nutzen können...

Weshalb also? Nur um ein paar Millionen Betriebskosten zu sparen? Doch wohl vor allem um das ganze Ding noch dieses Jahr en-bloc mittels Sonderabschreibung von der Steuer absetzen zu können - was zerstört ist hat auch keinen buchhalterischen Restwert. Solange die Dinger da oben rumeiern, laufen sie vermutlich noch als über Jahre abzuschreibender abzuschreibender "Invest" im Anlagevermögen der Betreiber. Die Zeche zahlt also am Ende wieder der (diesmal amerikanische) Steuerzahler.

MfG,
scotchco
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[1.1.1.1.1.1] RE: Steuerwerte (war: Sat-Umlaufbahn)
Kai Petzke antwortet auf scotchco
25.08.2000 10:58
Benutzer scotchco schrieb:


Weshalb also? Nur um ein paar Millionen Betriebskosten zu sparen? Doch wohl vor allem um das ganze Ding noch dieses Jahr en-bloc mittels Sonderabschreibung von der Steuer absetzen zu können - was zerstört ist hat auch keinen buchhalterischen Restwert. Solange die Dinger da oben rumeiern, laufen sie vermutlich noch als über Jahre abzuschreibender abzuschreibender "Invest" im Anlagevermögen der Betreiber.

Hier ist zu bedenken, dass es in vielen Staaten einschließlich Amerika auch eine Gewerbekapitalsteuer gibt: So lange die Dinger mit Wert in der Bilanz stehen, muss man jedes Jahr Steuer drauf zahlen.

Die Zeche zahlt also am Ende wieder der (diesmal amerikanische) Steuerzahler.

Nun, der Verlust von Iridium bewirkt Sonderabschreibungen bei den Investoren. Nur: Für DM 1,- Verlustzuweisungen haben die Investoren in diesem Fall auch vermutlich DM 1,- investiert. Die Steuerersparnis bringt also nichts, weil das Geld trotzdem weg ist.



Kai
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[1.1.1.1.1.1.1] morpheus71 antwortet auf Kai Petzke
25.08.2000 11:46
Benutzer Kai Petzke schrieb:

Benutzer scotchco schrieb:


Weshalb also? Nur um ein paar Millionen Betriebskosten zu sparen?
Doch
wohl vor allem um das ganze Ding noch dieses Jahr en-bloc mittels
Sonderabschreibung
von der Steuer absetzen zu können - was zerstört ist hat auch keinen
buchhalterischen
Restwert. Solange die Dinger da oben rumeiern, laufen sie vermutlich
noch
als über Jahre abzuschreibender abzuschreibender "Invest" im Anlagevermögen der Betreiber.

Hier ist zu bedenken, dass es in vielen Staaten einschließlich Amerika auch eine Gewerbekapitalsteuer gibt: So lange die Dinger mit Wert in der Bilanz stehen, muss man jedes Jahr Steuer drauf zahlen.

Die Zeche zahlt also am Ende wieder der (diesmal amerikanische) Steuerzahler.

Nun, der Verlust von Iridium bewirkt Sonderabschreibungen bei den Investoren. Nur: Für DM 1,- Verlustzuweisungen haben die Investoren in diesem Fall auch vermutlich DM 1,- investiert. Die Steuerersparnis bringt also nichts, weil das Geld trotzdem weg ist.



Kai


Liebe Leute,

ist doch alles Pillepalle und so hoch wie breit! Es ist gottseidank net unser Geld, das da verbrannt wird, und ich für mich kann nur grinsen über die hochbezahlten Saftnasen, die die Verantwortung für diesen Brüller zu tregen haben. Wahrscheinlich qualifiziert sowas einen erst für den nächsten, noch höheren Job... ;o)

Also: Macht Euch locker, Ihr Umlaufbahn- und Steuerspazialisten und -Laien. Und grinst doch einfach mit!

Morpheus :o)
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[1.1.1.1.1.1.1.1] scotchco antwortet auf morpheus71
25.08.2000 12:03
"Wahrscheinlich qualifiziert sowas einen erst für den nächsten, noch höheren Job..."

DAS, mein Lieber, ist die WAHRE Tragik dieser ganzen merkwürdigen Branche... Aber wir können das auch - siehe EXPO...

MfG,
scotchco
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[1.1.1.1.1.1.2] scotchco antwortet auf Kai Petzke
25.08.2000 12:01
Nur, wenn das Geld eh schon futsch ist gleich noch die damit erkauften und ja physisch vorhandenen Ressourcen mitzuvernichten macht vielleicht steuertechnisch Sinn, aber nicht vom gesunden Menschenverstand und dem möglichen Potenzial von 66 LEO Satelliten her... Man sollte meinen die gebotenen 50 Mio. wären besser als nix... Aber offensichtlich ist vernichten steuertechnisch besser als 50 Mio.... Methode des Wahnsinns?

MfG,
scotchco
http://www.fogi.de
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[2] peggy antwortet auf CyberAndi
24.08.2000 17:45
Sowas ist doch echt geisteskrank!

Nein, falsch. Es ist die wirtschaftliche Überlegung, dass der Weiterbetrieb der Satelliten einschließlich Wartung und Kurskorrekturen der Flugkörper von einer Firma, die KONKURS angemeldet hat, einfach nicht finanziert werden kann.


Wenn ich mich richtig erinnere, kostete das Satellitennetz ca. 16 Milliarden Mark. Und jetzt >sollen die ganzen Satelliten zerstört werden weil man >pleite ist?

Ja. Würden die Satelliten weiter unkontrolliert kreisen, würden sie zu einer Gefahr für die überflogenen und bewohnten Gebiete, in die sie letztlich hineinkrachen könnten.


>Gibts denn da keine andere
Lösung ????

Nein. Das sagte doch schon der Artikel, daß sich aufgrund äußerst mickriger Kundenzahlen kein Käufer gefunden hat. Lange genug wurde ja nach jemandem gesucht.

>Das ist doch krank, so ein teures Satellitensystem einfach
zu zerstören!

Nein. Es entspricht dem wirtschaftlichen Prinzip. Krank kann es von der Natur der Sache her nicht sein. Höchstens schade, aber diese Einschätzung bleibt jedem selbst überlassen.
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[2.1] hoppelhase antwortet auf peggy
24.08.2000 19:26
Ist doch toll!

Lauter Sternschnuppern!

Mit 16 Milliarden Mark ist das wohl das teuerste
Feuerwerk das je zu Friedenszeiten insziniert wurde.

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[2.1.1] Keks antwortet auf hoppelhase
24.08.2000 22:59
Ist doch toll!

Lauter Sternschnuppern!

Mit 16 Milliarden Mark ist das wohl das teuerste Feuerwerk das je zu Friedenszeiten insziniert wurde.

*lol*
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[3] RE: Geisteskrank! nein: typisch Kapitalismus.
sv antwortet auf CyberAndi
25.08.2000 16:34
Man braucht nicht unbedingt Marxist sein.
Es genügt, Volkswirtschaft studiert zu haben,
um die im Kapitalismus steckenden Widersprüche zu erkennen.
Nur hat sich Marx getäuscht zu prophezeihen, daß der Kapitalismus zusammenbrechen würde.
Zusammenbrechen tun statt dessen die Arbeitslosen (auch
psychisch, falls Langzeit-)
und die Milliarden der dritten Welt mit weniger als 1 $ täglichem Einkommen (absolute Armutsgrenze der UNO).