Zunächst einmal möchte ich Dir recht geben, daß wir inzwischen völlig OT sind, zumindest wenn ich das richtig als "off topic" übersetze. Trotzdem noch einmal eine Replik:
Benutzer chb schrieb:
Benutzer Müller2 schrieb:
Ich glaube, Du hast nicht allzu viel Kenntnis der politischen Programme, sonst wüsstest Du, dass gerade die baden-württembergischen Grünen ein in vielen Fragen wertkonservativer Haufen sind
Also zunächst einmal möchte ich Dir nicht widersprechen, wenn Du die baden-württembergischen Grünen als Haufen bezeichnest, mir würde vielleicht sogar noch eine Vorsilbe dazu einfallen.
Tragen solche Verbalinjurien irgendetwas Substanzielles zu politischen Diskussionen bei? Mein "Haufen" war salopp gemeint und hätte ebenso gut das Etikett für die CDU oder sonst eine Vereinigung sein können.
Nein, solche Verbalinjurien tragen nichts Substanzielles bei, aber ich konnte der Steilvorlage nicht widerstehen.
Dann frage ich mich allerdigs, wo sich die ganzen wertkonservativen Grünen versteckt halten.
Ich sage ja: offensichtlich liest oder verstehst Du keine politischen Programme.
Das Parteiprogramm der Grünen hatte ich bisher tatsächlich noch nicht gelesen, ich glaube auch ehrlich gesagt nicht, daß sich aus Parteiprogrammen die wahren Zielsetzungen von Parteien ablesen lassen, da diese natürlich bezüglich ihrer Massentauglichkeit optimiert werden. Ich würde eher sagen: "An ihren Werken sollt ihr sie erkennen." Ich habe jetzt aber extra einen Blick in die programmatischen Schriften der Grünen geworfen, worauf ich gleich noch zurückkommen werde.
Der mag seine Vorliebe fürs Porsche-Fahren und für preisgünstige Thailand-Urlaube vielleicht mit einigen Politikern teilen, die sich selbst als konservativ bezeichnen
Als Unionsanhänger wäre ich vorsichtig damit, solche schmutzige Wäsche aufzuwühlen... ;-)
Zum einen bin ich aus den genannten Gründen kein Anhänger der Union, zum anderen findet sich beim Waschen schmutziger Wäsche wohl bei keiner anderen Partei ein so bizarrer Mix von juristischen, politischen und moralischen Verfehlungen wie bei den Grünen. Anfangen könnte man bei ihrem Übervater und Ex-Außenminister von dem ja ganze Bilderserien existieren, die ihn beim Begehen einer schweren Körperverletzung an einem Polizeibeamten zeigen, gegen den die Staatanwaltschaft Frankfurt noch wegen ganz anderer Dinge ermittelt hat und der seinen Lebensunterhalt eingestandenermaßen über lange Zeit durch den Verkauf gestohlener Bücher bestritten hat. Fortfahren könnte man mit seinem Mitarbeiter im Außenministerium Joscha! Schmierer, der in seiner früheren Position als Sekretär des ZK des KBW nicht nur den Völkermörder Pol Pot 1978 in Kambodscha besucht hat, sondern ihm noch 1980, als das Ausmaß des Genozids bereits bekannt war, eine Ergebenheitsadresse hat zukommen lassen. (Das ist doch ein Paradebeispiel dafür, wie erfolgreich der lange Marsch durch die Institutionen leider war.) Oder man könnte Herrn Trittin nehmen, der von seiner Begeisterung über die Ermordung von Hans-Martin Schleyer auch als Bundesminister nie ganz abrücken wollte. Oder man denke an die grüne Ikone Cohn-Bendit, der seine ekelhaften Erlebnisse als Erzieher im roten Kinderladen sogar schriftlich verbreitet hat. (Hier empfiehlt sich einmal zu "googlen" "Damals im Kinderladen", ist sehr interessant). Diese Reihe läßt sich beliebig fortsetzen, was hier aber eindeutig den Rahmen sprengen würde. Dagegen erscheint - zumindest mir - etwa die Schwarzgeld-Affäre eines Helmut Kohl, der sich dabei ja niemals persönlich bereichert hat, eher als kleiner Fisch.
würden, ein Wertkonservativer wird dadurch aber keiner von ihnen. Auch wenn mir durchaus klar ist, daß die ideologische Verbohrtheit bei den BW-Grünen vielleicht um einen Tick
Die "ideologische Verbohrtheit" ist immer eine Frage der Sichtweise. So mancher Unionsstandpunkt mag außerhalb des rechten Unionsflügels (also bei ca. 80% der Bevölkerung) als "ideologisch verbohrt" angesehen werden... ;)
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Du übersiehst dabei, daß eine ganze Reihe der Standpunkte (z.B. zum EU-Beitritt der Türkei), die Du dem rechten Unionsflügel zuschreibst, durchaus auch von einer großen Zahl der Mitglieder an der Basis z.B. der SPD geteilt werden. Gehe doch mal in Gelsenkirchen in eine Eckkneipe und frage die Anwesenden, die mit Sicherheit zu einem großen Teil ein SPD-Parteibuch haben, was die davon halten. Ich fürchte, Du wirst spätestens nach dem zweiten Pils nicht mehr die Linie ihrer Parteiführung hören und schon garnicht diejenige der Grünen.
"multikulturellen Gesellschaft" oder die bedingungslose Legalisierung der Abtreibung auf ihre Fahnen geschrieben hat
Wo steht das in der Programmatik?
Zum Thema "multikulturelle Gesellschaft" könnte man z.B. den Punkt "Schlüsselprojekt Einwanderungsgesellschaft" aus dem Grundsatzprogramm der Grünen S.122ff. empfehlen.
Bezüglich der Abtreibungsproblematik möchte ich kurz zitieren: "Frauen brauchen in dieser Grenzsituation Unterstützung und keinen Druck, auch nicht durch das Straftrecht."(Grünes Wahlprogramm 2005, S.86)
Auch wenn es hübsch verklausuliert ist, bedeutet eine völlige Aufhebung strafrechtlicher Sanktionen für eine (nach deutschem Gesetz) rechtswidrige Tötungshandlung de facto ihre Legalisierung.
Und was die von die Dir scheinbar so wenig geschätzten schwäbischen Bauern auf der Alb angeht, so kann Herr Oettinger offenbar doch noch nicht völlig beliebig über den Kopf der tatsächlich in weiten Kreisen noch wertkonservativen baden-württembergischen Bevölkerung hinweg regieren, wie der Fall des davongejagten Sozialministers Renner ja belegt hat.
Schlimm genug, dass in Schwaben noch so viel Spinnweben in den Köpfen wabern. Ob das Verhalten des Ministers gegenüber dem Bischof in Ordnung war kann ich aus der Distanz zur schwäbischen Regionalpolitik und -presse nicht so ganz eindeutig beurteilen, deswegen halte ich mich da zurück. Eine Gegend, in der es für Menschen ein wirklich existenzielles Problem darstellt, wenn ein Minister einen "Brilli" im Ohr hat, ist aber schon in gewisser Hinsicht als "zurückgeblieben" zu bezeichnen - wahlweise auch als engstirnig oder altbacken, such Dir was aus. Im eher ländlichen Schwaben würde ich die Krätze kriegen mit dieser betulichen Mentalität (Kehrwoche und Mülltonnen ausspritzen und solcherlei Marotten...).
Nun, das Problem bei Herrn Renner war weniger sein "Brilli" im Ohr (was man bei einem erwachsenen Mann allerdings doch zumindest etwas infantil finden kann), sondern die Tatsache, daß ein CDU-Minister erst auf dem CSD große Reden schwingt und anschließend in einer Diskussion einen katholischen Bischof anpöbelt. Das kommt im katholischen BW einfach immer noch nicht wirklich gut an. Auch ich vermag weder hierin, noch im Tragen des Brillis ein Zeichen enormer Fortschrittlichkeit zu sehen, sondern würde das als mehr oder weniger jämmerlichen Versuch betrachten, der CDU neue Wählerschichten zu erschließen.
Weiterhin finde ich es immer wieder erstaunlich, daß die "versponnenen" Schwaben und die in dieser Hinsicht fast noch schlimmeren Bayern bei all ihrer Engstirnigkeit in der Lage sind, die ökonomischen Ressourcen bereitzustellen, mit denen sie über den Länderfinanzausgleich rot-grünen Musterländern wie dem bereits erwähnten Bremen ihre Realitätsverweigerung finanzieren. (Keine Sorge, mir ist bekannt, daß man selbst in Bremen die Grünen inzwischen aus der Regierung gejagt hat.) Und was schließlich die betulichen Marotten in Schwaben angeht, so leiste ich mir einfach die Kleinkariertheit, die Kehrwoche in Biberach der täglichen Straßenschlacht mit afrikanischen Drogendealern und brandschatzenden Jugendgangs in Bremen (wie Du siehst mein Lieblingsfeindbild unter den Bundesländern) vorzuziehen, womit ich vielleicht die zu den Deinen analogen Klischees getroffen habe.
Aber wir sind langsam echt völlig OT...
Benni
Gruß Müller2