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Reform Telekom


05.05.2007 20:29 - Gestartet von godofthunder
einmal geändert am 05.05.2007 20:29
Ich denke, die meisten haben nichts gegen die Interessen der Arbeitnehmer. Arbeitnehmer müssen und sollen ihre Lobby haben, damit eine gewisse Kontrolle des Kapitals vorhanden ist.

Es ist aber eine ganz andere Sache, wenn Arbeitskämpfe zur Profilierung einzelner (Gewerkschaftsboss wird demnächst gewählt) und zur reinen Besitzstandswahrung dienen.
Niemand will länger und das auch noch für weniger Geld arbeiten. Klar kann ich verstehen.
Andererseits, sind die Zeiten, wo man mal einen Job bei einer Firma hat und den die nächsten Jahre mehr oder weniger bei steigenden Bezügen absitzt, definitiv vorbei. Auch das müssen die Telekommitarbeiter erkennen.

Fakt ist, das Kind ist in den Brunnen gefallen! Generell hat sicherlich das Management versagt, sich offensiv um neue Märkte und Produktinnovationen zu kümmern. Ehrlich gesagt tut sich da selbst jetzt immer noch nichts. Das Management war aber in seinen Spielräumen stark eingeschränkt gewesen, da der Anspruch an die Telekom immer dem einer "eierlegenden Wollmilchsau" geglichen hat:

1) Banken + Kapitalmarkt: Der Schuldenstand und Abbau hat Innovationen und Wachstum verlangsamt
2)Wettbewerb: Die Regulierung, zum Schutz des Wettbewerbs, hat verhindert, das die Telekom ihre natürlich vorhanden Größenvorteile auspielen konnte.
3)Bundesregierung: Die Telekom soll eine hohe Anzahl an Beschäftigten haben (Massenentlassungen würden der jew. Regierung, als Vertreter des Hauptaktionärs Bund, enormen politischen Schaden verursachen) und GLEICHZEITIG eine möglichst hohe Dividende für den Bundeshaushalt ausschütten. Je höher die Dividende, desto niedriger das Investitionspotential.
4)Angestellte: Ein Haufen unkündbarer Beamte müssen mitgeschleppt werden, genauso wie ein im Vgl. zum Wettbewerb viel zu großer overhead an Angestellten. Von denen will natürlich niemand entlassen werden...was also tun?
5) Aktionäre: Die Aktie dümpelt seit Jahren traurig vor sich hin, die einzige Freude des Aktionärs ist die Dividende, deren Höhe wieder den Investitionsspielraum der Telekom beeinträchtigt.
6) Kunden: Wollen preiswerte, innovative Produkte. Der Preiskampf ist enorm, die Margen werden immer kleiner, die Gewinnspanne schrumpft --> Direkte Auswirkung auf Aktienkurs, Dividende, Investitionspotential

Das sind also die Stakeholder die alle berücksichtigt werden wollen. Was ist passiert: abgesehen von Managementfehlern (Ron Sommer wurde meines Erachtens damals vollkommen zu Unrecht gefeuert, im Nachhinein hat er nämlich die einzigen richtigen Entscheidungen im Konzern getroffen: Bsp. Einstieg in USA, Börsengang T-Online....)es wurden Beschäftige entlassen , private equity macht mit stiller Rückendeckung des Bundes mächtig Druck und der Marktanteil in Deutschland sinkt stetig während sich der Wettbewerb rasant verändert. Discountanbieter ohne eigenes Netz wie simyo, klarmobil etc. können mit sehr wenigen Mitarbeitern zu niedrigen Kosten sehr viele Kunden betreuen.

Was also tun? 4 Dinge:
a) Kosten senken um auf dem deutschen Heimatmarkt bestehen zu können. Da hilft alles nix. Sämtliche Gewerkschaftsrhetorik und Besitzstandswahrertum ändert nichts. Der Status Quo ist nicht zu halten, Schuldzuweisungen bringen gar nichts. Um es klar zu sagen: Wenn keine Leute entlassen werden sollen, müssen die MA halt günstiger arbeiten. Es muss für alle einzusehen sein, dass man im Glashaus nicht mit Steinen schmeißt. Es ist ja nicht so, dass die Telekommitarbeiter egal was kommt bezahlt werden. Wenn Finanzinvestoren den Konzern auseinandernehmen, haben die Mitarbeiter nämlich gar nix mehr zu lachen.

b) Innovationen: Das Innovationsmanagement muss immens verbessert werden. Es kann nicht sein, dass so innovative Produkte wie T-One dermaßen dämlich angeboten werden, dass sie niemand haben will. Im Bereich triple/quadruple play muss viel offensiver vorgegangen werden.

c) Wachstum: Der deutsche und größtenteils europäische TelkoMarkt befindet sich in der Sättigungsphase. Der Verdrängungswettbewerb ist in vollem Gang. Man wird in Westeuropa langfristig sinkende Margen haben, bis sich der Markt konsolidiert hat und einige "too big to fail" Unternehmen darin arrangiert haben. Die Telekom ist in Wachstumsmärkten bis dato fast überhaupt nicht vorhanden, man wird trotz inzwischen immens hoher Preise in Wachstumsmärkten einsteigen müssen.

d) Organisation: Die interne Orga muss unbedingt in den Griff zu kriegen sein. Das ständige hin und her: Eingliederung/Ausgliederung; 2 Säulen/3 Säulen / 2 Säulen/ Servicesäule muss ein Ende haben, das sorgt für immense Transkationskosten.

Falls die Telekom nicht auf allen 4 Feldern offensiv zu Werke geht, wird der Riese langsam aber sicher dahinsiechen. Private Equity, oder im besten Fall ein ausländischer Konkurrent werden die Telekom aufkaufen und den Konzern zerschlagen. Das Resultat der Sache wäre: viel schlechter bezahlte Arbeitsplätze und viel weniger Arbeitsplätze als wenn man sich jetzt einigt. Für die Aktionäre wäre eine Übernahme immerhin noch die Chance die Aktie zum Einstandspreis zu verkaufen und Deutschland hätte seinen einzigen Global Player im Zukunftsbereich Telekommunikation verloren. Da hätte dann im Prinzip außer den Private Equity Teilhabern niemand was von....