Benutzer ejunky schrieb:
Benutzer GKr schrieb:
Sehr geehrter Herr Petzke, mit Kritik an Ihren Editorials halte ich mich immer sehr zurück. Mag sein, ein Thema interessiert mich nicht sonderlich
- dann muß ich Ihr Editorial dazu ja nicht lesen.
Aber diesmal scheint mir denn doch Ihre Sichtweise sehr stark eingeschränkt; vielleicht bewerten Sie die Situation zu stark nach dem Werbebanner-Buchungen bei Teltarif, die vermutlich aus dem Mobilfunk-Markt höher ausfallen als aus dem Festnetz-Markt?
Ich unterstelle, in Ihrem Editorial ist Wunschdenken der Vater
Ihrer Gedanken.
Unbestritten und seit Jahren durch die Praxis unter Beweis gestellt, geht der Ausbau der Mobilfunk-Netze in z.B. afrikanischen Ländern mit großer Geschwindigkeit voran und der Ausbau des Festnetzes wird nicht sonderlich forciert. Die finanziellen Gründe liegen auf der Hand.
In unserer westlichen Industriegesellschaft ist das anders. Hier bestehen die Festnetz-Telefonnetze bereits.
Herr Petzke, Sie wagen eine mutige Prophezeiung: 'In zehn bis zwanzig Jahren wird ein Festnetzanschluss somit
zum Luxusgut.'
Ich biete Ihnen eine Wette an und behaupte: In 10 Jahren wird sich an der Situation im Festnetz-Markt nichts derartiges entwicklen, was zu Ihren
Schlußfolgerungen führt. Die Festnetz-Telefonie wird kein Luxusgut werden.
Sie
wird kostengünstiger werden.
Darauf wette ich eine Spende von 500,-- EUR für einen gemeinsam ausgesuchten Sozialen Zweck. Stichtag soll sein der 22.1.2016.
Schlagen Sie ein?
Georg Kraus
Der einzige Grund den Du anführst ist, das die Festnetze bereits bestehen hier. Das heißt nicht das sich deren Wartung künftig verteuert wie aus im Editorial genannten Gründen, was logischerweise Preiserhöhungen bewirken kann (irgendwann muß). Außer dem derzeitigen Zwangstelefonanschluß wegen DSL und der deutlich höheren Bandbreite mit DSL gibt es vielleicht Dank CbC noch einen Grund für Festnetz. Bei fortschreitender Preisentwicklung im Mobilfunkbereich fällt letzterer als erstes bald weg. Daß die Bandbreite im Mobilfunk steigt ist ebenso klar (s. auch Editorial). Wo bleiben die Begründungen für Deine Sichtweise?
Zunächst sei bitte eine kleine Richtigstellung erlaubt:
In meinem Beitrag geht es weniger um meine persönliche Sichtweise, sondern ich habe darin eine Wette angeboten. Das ist schon ein Unterschied.
Zu meiner Sichtweise:
Ich habe hier schon mehrfach ausgeführt, warum ich an einen VoIP-Einsatz in der Festnetz-Telefonie über eine direkte Vermarktung an den Endkunden nicht glaube. Das sind alles keine massenmarkt-taugliche Lösungen bisher und ich sehe nirgends eine am Horizont. VoIP wird nach meiner Auffassung auf Seite der Carrier und Wiederverkäufer eingesetzt werden. Bzw. dort wird VoIP schon seit langem einsetzt, ohne daß der Endkunde davon etwas merkt - außer, daß die Tarife sinken. Und so soll es auch meiner Meinung nach sein.
Im Mobilfunk-Markt haben wir unzweifelhaft schon seit Jahren einen wachsenden Markt. Auch, wenn zumindest in Westeuropa mittlerweile Zweit- und Drittkarten schon als Neukunden-Akquise verkauft werden. Hier muß man sehen, daß börsenorientierte TK-Gesellschaften tatsächlich in jedem Quartal erneut an ihrem Neukunden-Geschäft gemessen werden. "Wir unterliegen dem Shareholder Value und nur positive Neukunden-Zahlen imponieren unseren Aktionären" (Das ist ein wörtliches Zitat von einem sehr hoch angesiedelten Manager eines Carrier, das er in einem Gespräch mit mir aussprach.) Will sagen: Die Boom-Zahlen über Neukunden-Akquise im Mobilfunk-Markt sind nach meiner festen Überzeugung geschönt. Und sagen NICHTS über Umsätze und schon GAR NICHTS über erwirtschaftete Erträge aus.
Daß der Festnetz-Markt in der jetzigen Form im Jahr 2006 zusammenbrechen wird, habe ich vor ein oder zwei Wochen schon prognostiziert. Die Vermarktungs-Strategie vieler Telefonanbieter im Festnetz, sich voll und ganz auf das Festnetz in Deutschland zu konzentrieren und sich über einen "unerbittlichen" (Schein-)Wettbewerb (natürlich zum Nutzen der Endverbraucher) eine marktführende Position zu erkämpfen, ist endgültig gescheitert. Der Hauptgrund sind die Vollanschluß-Anbieter, die sehr erfolgreich ihren Anteil ausbauen. Dazu kommt die unseröse Vermarktungsstrategie mittels Tarifhopping und Zeitfenster einer Reihe Anbieter. VoIP spielt eine eher nachrangige Rolle.
Die Zukunft im Festnetz-Markt gehört den Anbietern, die sich auf schwierige Nischenmärkte konzentrieren (Telefonate ins außer-europäische Ausland ungleich Nordamerika oder andere hoch-industrialisierte Destinationen wie Südafrika, Hongkong etc.). Damit ist Geld zu verdienen. Einen Vorteil haben die Anbieter (und das sind SEHR wenige), die schon lange in diesem Markt tätig sind.
Die anderen Telefonanbieter werden schlicht von ihren Muttergesellschaften still und heimlich auf's Wartegleis gesetzt (siehe Teléfonica mit ihrer Call by Call Nummer). Dazu werden ganz einfach die Tarife in uninteressante Höhen angehoben. Dann sinkt der Umsatz und niemand nutzt diese Call by Call-Nummern mehr. Vorteil ist aber: Man muß nicht offiziell verkünden, daß man sich aus diesem Markt zurückzieht. Das käme als Börsen-Nachricht nicht so gut an. Andere Telefonanbieter werden ganz einfach aufgeben. Übrig bleiben werden zwei, max. drei Gesellschaften, die über die Masse an der Vermarktung der Deutschen Festnetz-Telefonate noch verdienen.
Der Mobilfunk-Markt entwickelt sich sehr interessant für Privatkunden, hier vorwiegend für Alleinlebende. Schon Familien können nur bedingt ausschließlich Mobilfunk nutzen, Firmen überhaupt nicht. Mobilfunk wird sich auch noch in andere als den reinen Voice-Bereich weiter hinein entwickeln. Die "Killer-Applikation", die so verzweifelt gesucht wird, ist im technischen Einsatz längst da. So werden z.B. Maschinensteuerungen, also automatisierte Prozesse, über Mobilfunk-Modems abgewickelt, die regelmäßig - manche stündlich, manche alle 15 Min., andere 24-stündig, Daten abfragen und diese Daten prozeßgesteuerter Maschinen dann auswerten. Kunden, die so etwas einsetzen, gibt es jede Menge und sie haben zwischen 40.000 und mehreren hunderttausend Kurz-Calls im Monat.
So. Ich hoffe, nicht zu ausführlich geantwortet zu haben.
Du wolltest meine Sichtweise wissen. Das ist sie.
GKr