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Einspruch!


18.09.2005 19:26 - Gestartet von klaussc
"Doch schon für den PMX-Anschluss geeignete E1-Netzwerkkarten kosten so viel wie ein einfacher PC."

"Was die Preise jedoch weiter hoch hält, sind nicht die hohen Kosten für die Herstellung der Chips, sondern die hohen Lizenzzahlungen an die damaligen Erfinder der Technik. Bis heute ist es üblich, hier "pro Kanal" abzurechnen. Das sichert zwar das Auskommen der Ausrüster, die ISDN damals entwickelt haben. Die hohen Lizenzzahlungen treiben aber auch die Nägel in den Sarg, mit dem die ISDN-Technik in den nächsten Jahren beerdigt werden wird."

Es mag sicherlich ärgerlich sein, wenn für eine Karte mit 30 B-Kanälen eine stattliche Lizensgebühr fällig wird, aber der Anschluss der Karte ans ISDN-Netz kostet dann Monat für Monat soviel wie ihr Anschaffungspreis. Daher behaupte ich hier einfach mal, dass die Anwender der Technik viel mehr auf die laufenden Kosten für den Betrieb sehen als auf die vergleichsweise vernachlässigbaren Kosten für die Hardware.

Das Problem der Telefonanschlüsse wird so voraussichtlich einmal das Problem "Grundgebühr" sein. Sobald der entbündelte Anschluss eine Ersparnis der Telefongrundgebühren ermöglicht wird es für das "normale" Telefonnetz ernst.

Dabei muss bei der "Entbündelung" bedacht werden, dass die Kosten für die "Kupferleitung" immer gleich bleiben, die tatsächliche Ersparnis für den Netzbetreiber also eher gering ausfällt (was kostet schon ein ISDN-Port an monatlicher Miete, ein Euro vielleicht...?)

Der Regulierer sollte also genau prüfen, bevor er die Qualität unseres Telefonnetzes in den Keller reguliert, Gesprächsverbindungen in der Qualität des heutigen VoIP sind meiner Meinung nach ein großer technischer Rückschritt und dürfen daher keinesfalls durch übereifrige Regulierung begünstigt werden.

Gruß
Klaus

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[1] Kai Petzke antwortet auf klaussc
18.09.2005 23:10
Benutzer klaussc schrieb:

Es mag sicherlich ärgerlich sein, wenn für eine Karte mit 30 B-Kanälen eine stattliche Lizensgebühr fällig wird, aber der Anschluss der Karte ans ISDN-Netz kostet dann Monat für Monat soviel wie ihr Anschaffungspreis.

Gerade im Bereich der lukrativen Firmenkunden gibt es doch erheblichen Wettbewerb. Wenn Telekom und die ganzen Stadtnetzbetreiber weiterhin über 100 Euro pro Monat für einen PMX-Anschluss verlangen, dann sicherlich nicht deswegen, weil die Firmenkunden nicht auf den Preis achten würden. Sondern eher deswegen, weil bei einem deutlich geringeren Preis die Kalkulation nicht mehr aufgehen würde. Und das liegt wiederum an den hohen Kosten der PMX-Ports. Vom Hersteller der Karte über den Hersteller der Telefonanlage bis zum eigentlichen Stadtnetzbetreiber addiert ja jedes Mitglied der "Wertschöpfungskette" noch seinen Gewinnanteil.

Hinzu kommt, dass bei größeren Firmeninstallation die innerhalb einer Firma installierten E1-Karten ein Vielfaches der Zahl der PMX-Anschlüsse sein kann. Denn schließlich müssen die Gespräche doch auch zwischen den einzelnen Gebäude(teile)n vermittelt werden. Entweder, man baut eine riesigen Kabelbaum mit einer zentralen Telefonanlage, oder man verkabelt strukturiert mit abgesetzten Konzentratoren bzw. Telefonanlagen. Oder man nimmt eben gleich IP, was zumindest von der Anfangsinvestition her bei der genannten Größe zumeist deutlich günstiger ist.

Das Problem der Telefonanschlüsse wird so voraussichtlich einmal das Problem "Grundgebühr" sein. Sobald der entbündelte Anschluss eine Ersparnis der Telefongrundgebühren ermöglicht wird es für das "normale" Telefonnetz ernst.

Hier stimme ich voll zu.

Dabei muss bei der "Entbündelung" bedacht werden, dass die Kosten für die "Kupferleitung" immer gleich bleiben, die tatsächliche Ersparnis für den Netzbetreiber also eher gering ausfällt (was kostet schon ein ISDN-Port an monatlicher Miete, ein Euro vielleicht...?)

Es sind schon ein paar Euros, die die Unternehmen als Kosten für einen ISDN-Port und Monat ansetzen. Geh mal davon aus, dass Telefonanlagen für Endkunden pro ISDN-"Port" billiger sind, als entsprechende Line Cards für Tk-Großvermittlungssysteme.

Der Regulierer sollte also genau prüfen, bevor er die Qualität unseres Telefonnetzes in den Keller reguliert, Gesprächsverbindungen in der Qualität des heutigen VoIP sind meiner Meinung nach ein großer technischer Rückschritt und dürfen daher keinesfalls durch übereifrige Regulierung begünstigt werden.

Ich denke auch, dass "entbündeltes DSL" einen höheren Vorleistungspreis haben muss, als "DSL als Zusatz zu einem bestehenden Telefonanschluss". Eigentlich kann man sogar schon mit bereits regulierten Preisen ausrechnen, was ungefähr rauskommen müsste: Meiner Ansicht nach kostet entbündeltes DSL so viel wie der bisherige Preis für "gebündeltes" DSL, zuzüglich der TAL-Miete, abzüglich der Entgelte für Line Sharing (siehe https://www.teltarif.de/s/s18083.html ). Wem das zu viel ist, der kann ja die TAL mieten und ohne Splitter direkt auf seine DSLAMs leiten.


Jag
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[1.1] klaussc antwortet auf Kai Petzke
19.09.2005 08:23
Benutzer Kai Petzke schrieb:
Benutzer klaussc schrieb:

Es mag sicherlich ärgerlich sein, wenn für eine Karte mit 30 B-Kanälen eine stattliche Lizensgebühr fällig wird, aber der Anschluss der Karte ans ISDN-Netz kostet dann Monat für Monat soviel wie ihr Anschaffungspreis.

Gerade im Bereich der lukrativen Firmenkunden gibt es doch erheblichen Wettbewerb. Wenn Telekom und die ganzen Stadtnetzbetreiber weiterhin über 100 Euro pro Monat

Bei der Telekom ab ca. 270,- Eur/mtl.

für einen PMX-Anschluss verlangen, dann sicherlich nicht deswegen, weil die Firmenkunden nicht auf den Preis achten würden. Sondern eher deswegen, weil bei einem deutlich geringeren Preis die Kalkulation nicht mehr aufgehen würde. Und das liegt wiederum an den hohen Kosten der PMX-Ports. Vom Hersteller der Karte über den Hersteller der Telefonanlage bis zum eigentlichen Stadtnetzbetreiber addiert ja jedes Mitglied der "Wertschöpfungskette" noch seinen Gewinnanteil.

Hinzu kommt, dass bei größeren Firmeninstallation die innerhalb einer Firma installierten E1-Karten ein Vielfaches der Zahl der PMX-Anschlüsse sein kann. Denn schließlich müssen die Gespräche doch auch zwischen den einzelnen Gebäude(teile)n vermittelt werden. Entweder, man baut eine riesigen Kabelbaum mit einer zentralen Telefonanlage, oder man verkabelt strukturiert mit abgesetzten Konzentratoren bzw. Telefonanlagen. Oder man nimmt eben gleich IP, was zumindest von der Anfangsinvestition her bei der genannten Größe zumeist deutlich günstiger ist.

Sicherlich sind solche Lizenzgebühren ärgerlich, eventuell auch überhöht, aber eine solche TK-Anlage wie du sie hier beschreibst kostet ein kleines Vermögen, Preisklasse: Kleinwagen, in % wird sich dies kaum auswirken.

Viele Preise sind auch einfach nur "preis-politisch", Aufwand und Preis haben teilweise nicht viel miteinander zu tun, siehe auch Unterschiede: Analog - ISDN

Ich weiß nicht, wie weit Stadtnetzbetreiber beim PMX-Grundpreis flexibel sind, kann mir aber vorstellen, dass dies erheblich ist.

Das Problem der Telefonanschlüsse wird so voraussichtlich einmal das Problem "Grundgebühr" sein. Sobald der entbündelte Anschluss eine Ersparnis der Telefongrundgebühren ermöglicht wird es für das "normale" Telefonnetz ernst.

Hier stimme ich voll zu.

Dabei muss bei der "Entbündelung" bedacht werden, dass die Kosten für die "Kupferleitung" immer gleich bleiben, die tatsächliche Ersparnis für den Netzbetreiber also eher gering ausfällt (was kostet schon ein ISDN-Port an monatlicher Miete,
ein Euro vielleicht...?)

Es sind schon ein paar Euros, die die Unternehmen als Kosten für einen ISDN-Port und Monat ansetzen. Geh mal davon aus, dass Telefonanlagen für Endkunden pro ISDN-"Port" billiger sind, als entsprechende Line Cards für Tk-Großvermittlungssysteme.

Auch hier dürften die Nebenkosten (Steckplatz für die Baugruppe, eventuell von T gemietet, oder sogar eine eigene VSt) höher sein, als letztendlich die Hardware.

Gruß
Klaus
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[1.1.1] Kai Petzke antwortet auf klaussc
19.09.2005 11:35
Benutzer klaussc schrieb:

Sicherlich sind solche Lizenzgebühren ärgerlich, eventuell auch überhöht, aber eine solche TK-Anlage wie du sie hier beschreibst kostet ein kleines Vermögen, Preisklasse: Kleinwagen, in % wird sich dies kaum auswirken.

Genau das Gegenteil ist der Fall. Die Anlage kostet m.E. deswegen "Preisklasses Kleinwagen", weil so viele direkt oder indirekt mitverdienen. Und deswegen ist die VoIP-Lösung so viel günstiger und attraktiver. Zentraler Linux-Server mit Freeware "Asterisk", Strippen, Netzwerk-Switches, Endgeräte und das wars von den Installationskosten.

Viele Preise sind auch einfach nur "preis-politisch", Aufwand und Preis haben teilweise nicht viel miteinander zu tun, siehe auch Unterschiede: Analog - ISDN

Die Telekom würde gerne für den Analoganschluss dieselben monatlichen Entgelte berechnen wie für ISDN. Sie kann diesen Preis in der Tat nicht durchsetzen. T-Konkurrenten bieten einen Analoganschluss gar nicht erst an, weil ihnen die Marge zu gering wäre.

"Preis-politische" Preise sind zudem im Markt der Systemgeräte, über den wir hier sprechen, doch eher unüblich. Wer zu teuer anbietet, wird schlicht und einfach unterboten und langfristig ausgestochen. In den Jahren nach 2001 waren ALLE Ausrüster gezwungen, ihre Preise teilweise drastisch zu reduzieren. Wer nicht mithalten konnte, ist vom Markt verschwunden. Da gibt es keine impliziten oder expliziten Absprachen derart wie "für große Vermittlungssysteme nehmen wir alle 200% Aufpreis, damit wir wenigstens irgendwo noch etwas Geld verdienen".


Kai