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Editorial: Stirbt ISDN den Patent-Tod?

Gute, aber belastete Technologie
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Mindestens 2,6 Milliarden US-Dollar bezahlt eBay für die Übernahme des VoIP-Anbieters Skype. Dabei lässt sich mit dem Hauptprodukt von Skype, der Peer-2-Peer-Internettelefonie, noch nicht einmal Geld verdienen. Nur bei "Skype-Out", dem Anruf zu herkömmlichen Telefonanschlüssen, verdient der Anbieter eine gute Marge. Doch gibt es konkurrierende PC-2-Phone-Produkte wie Sand am Meer.

Der Deal und sein Volumen zeigen jedoch, dass VoIP im Trend liegt. eBay sichert sich die Anteile an einem Unternehmen, das gezeigt hat, dass es die Technik zumindest auf dem PC besser beherrscht als viele andere. Derzeit geht es um die Sicherung von Marktanteilen; Geld verdienen kann man damit auch später noch. Den Experten von eBay wird schon der eine oder andere Erlösstrom einfallen. Falls nicht, reiht sich Skype halt in die ellenlange Liste der "dot.com"-Fehlinvestitionen ein.

Währenddessen wird es ruhig um den bisherigen digitalen Platzhirschen ISDN. Dabei ist dieser eigentlich gar nicht so schlecht. So genannte Primärmultiplex- (kurz PMX-)Anschlüsse können etwa bis zu 2 MBit/s down- und upstream abwickeln, und das schon lange vor der Einführung von DSL. Werden noch höhere Geschwindigkeiten benötigt, können diese 2 MBit/s-Leitungen auch noch gebündelt werden. Glasfaserkabel können per SDH sogar mehrere tausend dieser Bündel tragen.

Doch schon für den PMX-Anschluss geeignete E1-Netzwerkkarten kosten so viel wie ein einfacher PC. Dabei ist die Technik seit über einem Jahrzehnt weitgehend stabil, international weit verbreitet und in Millionen von Vermittlungseinrichtungen, Internet Access Servern oder Unternehmens-Telefonanlagen verbaut. Zwar verwenden die USA den T1-Standard mit etwas geringeren Bitraten, doch gibt es inzwischen Chips, die beide Standards beherrschen. Eigentlich wären das optimale Voraussetzungen für einen Preisverfall.

Was die Preise jedoch weiter hoch hält, sind nicht die hohen Kosten für die Herstellung der Chips, sondern die hohen Lizenzzahlungen an die damaligen Erfinder der Technik. Bis heute ist es üblich, hier "pro Kanal" abzurechnen. Das sichert zwar das Auskommen der Ausrüster, die ISDN damals entwickelt haben. Die hohen Lizenzzahlungen treiben aber auch die Nägel in den Sarg, mit dem die ISDN-Technik in den nächsten Jahren beerdigt werden wird.

Statt ISDN so zu erweitern, dass es mit den Anforderungen von hochbitratigen Computer-Datenübertragungen und Internet-Verbindungen zurecht kommt, wird nun das Internet so erweitert, dass es mit den Anforderungen der Sprachtelefonie zurecht kommt. Das erscheint zumindest derzeit den Handelnden der günstigere Weg zu sein. Fraglich nur, ob man die Rechnung nicht ohne den Wirt gemacht hat: Beim Thema VoIP kommen die hohen Kosten nämlich hinterher, in Form von hohen Investitionen in die Sicherheit und die Sicherstellung der Dienstqualität.