Benutzer decaflon schrieb:
Benutzer GKr schrieb:
Mit 68 Millionen Euro kannst man in Deutschland viel Gutes tun.
Da fällt mir spontan genug ein. Und die Fragen stellt in diesem Fall nicht die Bildzeitung, sondern das Volk. Die Bildzeitung nimmt das nur auf und bündelt es wie ein Hohlspiegel, damit es auch das einfachste Gemüt versteht. Was aber an diesem Skandal nichts änder.
1. Schau mal nach, wie hoch der Anteil an Entwicklungshilfe im Bundeshaushalt ist. Das ist sehr sehr wenig. Und Entwicklungshilfe ist im Allgemeinen gut angelegtes Geld, auch wenn das Land nicht der beste Freund ist. Ich habe auch gelesen, dass das Geld an Ausgaben gekoppelt ist, d.h. dass deutsche Produkte davon gekauft werden müssen.
Das würde erklären, womit Sambia vor einigen Jahren die Panzerspähwagen bezahlt hat, die wir ihnen geliefert haben.
Zusammen mit einem Krankenhaus-Neubau. So macht das dann tatsächlich Sinn. Aber was wollen sie dann mit dem dutzend Mercedes 500, die ebenfalls aus der Transall ausgeladen wurden?
2. Die Bildzeitung hat eigene Ziele und bestimmt nicht Volkes Stimme zu bündeln.
Ein Kreter sagt "Alle Kreter lügen".
Ein ähnliches Paradoxon liegt bei der Bild-Zeitung vor.
Nur, weil sie im Grunde genommen sehr oft lügt, kann es dennoch sein, daß sie auch einmal die Wahrheit schreibt.
Wir zahlen 68 Millionen Euro Entwicklungshilfe an China, das uns im Gegenzug durch seinen Neo-Kapitalismus die Arbeitsplätze vernichtet, die Patente unserer klugen Köpfe klaut und den Weltmarkt mit Plagiaten überschwemmt.
Und nun erklär' mir das.
Ich arbeite nicht für die Bildzeitung.
Ob die Hilfe hier in dem Fall gerechtfertigt, gut oder schlecht ist, trau ich mich nicht zu beurteilen. Aber selbst mit den Argumenten, die Du bringst (Arbeitsplätze, Patentklau und Plagiate) relativiert sich die Summe von 68 Mio zur Bedeutungslosigkeit. Laut einem Artikel auf finanznachrichten.de ist der Schaden durch Plagiate bei 25Mrd. pa. Da taugt nicht für einen Skandal, wenn 1000 chinesische Bauern mit deutschen Traktoren versorgt werden.
Mich stört diese Beurteilung der "Bedeutungslosigkeit" im Zusammenhang mit 68 Millionen Euro ungemein. Das erinnert mich an das Peanuts-Zitat des Menschen von der Deutschen Bank damals.
Oder an den Victory-Gruß des Herrn Ackermann nach dem ersten Mannesmann-Prozess. Hat er den nach der Einstellung des zweiten Verfahrens eigentlich auch gezeigt oder wußte er das schon nach dem ersten Prozess?
Schon 'mal nach den Ursachen gefragt? 'Soziale Marktwirtschaft', 'Wirtschaftswunder', 'Die Renten sind sicher' - alles das war auf Pump. Man hat fröhlich Gelder ausgegeben bzw. Gelder aus der Rentenkasse veruntreut und zweckentfremdet ausgegeben, ohne Rücksicht auf die späteren Jahre.
Jetzt sitzen wir in der Malaise und niemand will's gewesen sein?
Die Politiker haben das Geld ja nicht selber eingesteckt, sondern wir Wähler haben es gerne genommen.
Ich finde das Neuverschuldung verboten gehört. Aber wer ist schon bereit, zum Schuldenabbau auf etwas zu verzichten? Bist Du es? Oder bist Du der Meinung, man könnte 50 Milliarden an Ausgaben für Entwicklungshilfe und anderen Ausgaben im Ausland einsparen?
Die Politiker tragen die Verantwortung dafür.
Aus diesem Grunde wählen wir sie.
Sie erklären sich dafür verantwortlich, im Sinne des deutschen Volkes zu entscheiden. Und wenn sie uns schon nicht repräsentieren, weil die Kandidatenliste für den Bundestag von den Parteien festgelegt wird (also von 3% der Bevölkerung, den Parteimitgliedern), dann tragen sie denndoch zumindest die Verantwortung.
Entschuldigung. Aber ich empfinde 68 Millionen (das ist die Höhe des Entwicklungsgeldes, das allein China von uns erhält)
als nicht "verschwindend gering".
Darüber hinaus gilt für mich:
Wenn es meinem Volk schlecht geht, dann habe ich nichts zu verschenken, so leid es mir tut. Dann schaue ich erst einmal,
daß es meinen Landsleuten besser geht und wenn es hier dann sehr gut läuft, dann können wir auch anderen, denen es wirklich dreckig geht, finanziell unter die Arme greifen - aber nicht China.
Soso, unserem Volk geht es also schlecht. Wann gehts denn einem Volk schlecht? Wenns die Bildzeitung schreibt?
Da bin ich überfragt, ich lese keine Bildzeitung.
Wahrscheinlich aus demselben Grund wie Du.
Aber daß es dem deutschen Volk schlecht geht, erschließt sich nicht nur Bildzeitungslesern.
Wenn der Staat spart, geht das fast immer auf Kosten derer, denen es sowieso schon am schlechtesten geht.
Das stimmt.
Wieviel Geld aus dem Bundeshaushalt fliessen an Deutsche? Groessenordnung 600 Milliarden oder so? Und uns gehts trotzdem schlecht? Du bist ehrlich der Meinung, dass 68 Mio. daran was ändern würden?
Laß uns doch gemeinsam träumen und 'mal überlegen, was man für 68 Millionen Euro alles kaufen kann:
- Die Rathaus-Sanierung in einer Kleinstadt
- 2 Kindergärten? Ich weiß nicht genau..
- 136 Existenz-Förderungs-Kredite von je 50.000 Euro
Was schlägst Du noch vor?
Selbst wenn das menschlich und wirtschaftlich komplett falsch wäre, diese Entwicklungshilfe zu zahlen taugt das einfach nicht für einen Skandal.
Ich stimme Dir zu, daß es in der BRD sehr viel größere Skandale gibt, gar keine Frage.
[...Steinkohle...]
Was kostet eine Tonne Steinkohle auf dem Weltmarkt heute?
Grade nachgelesen, ca. 50EUR. Deutsche Kohle wird für 150EUR produziert.
Da siehst Du mal - man nähert sich dem Break Even ;-)
Es wäre ein großer Fehler, wenn wir solche Schlüssel-Industrien aufgeben und ausschließlich von Importen abhängig werden.
Die Energie-Resourcen werden jährlich knapper. Wer weiß, was für eine Situation wir in 20 Jahren haben. Mittlerweile importieren wir schon Koks aus China für unsere Kraftwerke.
Was, wenn wir unsere eigenen Energievorräte noch brauchen werden? Dann aber keinen Steinkohle-Abbau mehr bewältigen können?
Was wenn die Steinkohle zu diesem Zeitpunkt längst aufgebraucht ist? Lieber jetzt billig auf dem Weltmarkt einkaufen und die eigene teure verwenden, wenn es gar nicht anders geht (was allerdings sehr unwahrscheinlich ist, da bis dahin die regenerativen Energien weit genug entwickelt sein werden)
Was, wenn der Weltmarkt plötzlich vor einer völlig neuen Situation steht? Und wir trotz Drosselung in der Produktion immer noch Energie brauchen, aber aus dem Ausland keine oder nur sehr viel weniger erhalten?
Es ist ähnlich wie der Verkauf von hoheitlichen Aufgaben an ausländische Konzerne: Strom, Eisenbahn, Telekommunikation. Sie müssen im Besitz des Staates bleiben und nicht Instrument für das weltweite Großkapital werden.