Sicherheitsbehörden

Willkommen in der Moderne: Berliner Polizei jetzt mit Digitalfunk

System soll abhörsicher und weniger störanfällig sein
Von dpa / Ralf Trautmann

In Berlin ist wie angekündigt das zweite Digitalfunknetz für Sicherheitsbehörden in Deutschland in Betrieb gegangen. Bis Ende 2010 sollen Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste in der Hauptstadt mit digitalen Funkgeräten ausgestattet werden und mit der neuen Technik arbeiten. Das kündigten Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) und Berlins Innensenator Ehrhart Körting (SPD) heute an. Schäuble zeigte sich zuversichtlich, dass in ganz Deutschland trotz der Verzögerungen der vergangenen Jahre die Umstellung von analoger Funktechnik auf Digitalfunk nun zügig erfolge. "Bereits im kommenden Jahr werden wir in vielen Teilen des Landes Digitalfunk haben." Bis 2012 soll das System bundesweit laufen.

Hamburg und Bremen sind der erste von 45 Abschnitten, in denen Digitalfunk bereits genutzt werden soll. Ursprünglich war die deutschlandweite Einführung bereits 2006 geplant. Der Digitalfunk gilt als abhörsicher, weniger störanfällig und hat eine größere Reichweite als die alte Funktechnik.

Bis Ende kommenden Jahres parallele Nutzung von Analog- und Digitalfunk

In Berlin sollen ab der zweiten Hälfte dieses Jahres 20 000 digitale Handfunkgeräte und Geräte für Autos schrittweise ausgegeben werden - 5 000 tragbare Funkgeräte und 15 000 für Fahrzeuge. Die Ausschreibung für die Geräte endet am 10. Juni. 1 000 weitere Geräte sind schon in Betrieb. Bis Ende kommenden Jahres werden der analoge und der digitale Funk parallel genutzt, sagte Körting. Ein Handfunkgerät, das aussieht wie ein etwas dickeres Handy, kostet knapp 1 000 Euro. Polizisten können sich damit auch in das normale Handy-Netz einwählen oder auf den alten analogen Funk umschalten.

Schäuble sagte, der deutsche Digitalfunk sei weltweit das größte Projekt. Die jahrelange Verzögerung liege auch daran, dass man deutlich mehr und teurere Basisstationen brauche, als man gedacht habe, und dass es viel mehr Einsprüche von Bürgern gab als erwartet. Dadurch sei auch die Kostensteigerung von geplanten 2,6 Milliarden auf 3,6 Milliarden Euro zustande gekommen. Kritik, dass das neue System bereits jetzt veraltet sei, weil es zu kleine Übertragungsraten habe, wies Schäuble zurück. Für künftiges Senden von Bildern oder Videos sei "das System erweiterungsfähig".

Innensenator: "Nur positive Rückmeldungen über die Qualität"

Laut Körting gab es bei dem bisherigen Probebetrieb "nur positive Rückmeldungen über die Qualität". Er übergab am Mittag neue Geräte an erste Polizisten und Feuerwehrleute in Berlin-Mitte. Als nächste Bezirke folgen Charlottenburg-Wilmersdorf und Spandau.

Körting zeigte sich sehr zufrieden, dass die kalkulierten 50 Millionen Euro für den Einstieg in den Digitalfunk bisher gut ausgereicht hätten. "Man glaubt es nicht, wir werden voraussichtlich damit auskommen. Das ist eigentlich selbstverständlich, aber es ist eben nicht immer selbstverständlich." Körting betonte, inzwischen sei auch gesichert, dass die Polizei bei Einsätzen in Tunneln und Gebäuden mit einem Stahlskelett Empfang haben wird.