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BKA warnt vor steigender Computerkriminalität

Außerdem Sperrung von Kinderporno-Seiten wirksam
Von mit Material von dpa

Das Ausspähen privater Bankdaten über das Internet verursacht nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) immer höhere Schäden. Der Neuen Osnabrücker Zeitung sagte BKA-Präsident Jörg Ziercke: "2007 lag die Schadenshöhe pro Phishing-Fall noch bei 4 500 Euro, jetzt registrieren wir, dass die Täter Beträge um die 10 000 Euro abphishen. Das ist ein Anstieg von mehr als 100 Prozent."

Gleichzeitig steige die Zahl der von Viren infizierten Computer dramatisch. "Schätzungen gehen heute von etwa einer Million mit Schadprogrammen infizierten Rechnern in Deutschland aus", sagte Ziercke. Das sei etwa ein Drittel mehr als vor einem Jahr. Die Zahl der in Deutschland täglich von Kriminellen für ihre Zwecke ferngesteuerten Computer habe sich in diesem Zeitraum von 150 000 auf heute mindestens 350 000 sogar mehr als verdoppelt. Dabei gehe es den Kriminellen längst nicht mehr nur um Bankdaten, sondern zunehmend um die komplette digitale Identität der Bürger etwa um Kreditkartennummern, Zugangsdaten für Auktionshäuser oder Passwörter für Aktiendepots.

BKA-Chef hält Sperrung von Kinderporno-Seiten für wirksam

Die Sperrung von Kinderporno-Seiten im Internet ist nach Einschätzung des BKA ein wirksames Mittel gegen Pädophile. "Nach unseren Erkenntnissen sind vier von fünf Menschen, die im Internet auf Kinderpornos zugreifen, Gelegenheits-Konsumenten. Die lassen sich durch ein Stopp-Schild abschrecken und geben ihr Vorhaben auf", so Ziercke. Das zeigten die Erfahrungen in den Ländern, in denen Seiten bereits blockiert werden. "Daneben gibt es einen harten Kern versierter Nutzer, gegen den sich mit Sperren nichts ausrichten lässt. Diesen 15 bis 20 Prozent der Pädophilen ist nur mit gezielten Ermittlungen beizukommen."

Nach den Plänen der Bundesregierung soll das BKA den Internet-Anbietern tagesaktuelle Sperrlisten liefern. Ziercke geht davon aus, "dass in jedem Fall 1000, möglicherweise auch bis zu 5000 Seiten mit kinderpornografischen Inhalten geblockt werden müssen". Das unterliege je nach Angebot gewissen Schwankungen. "Es geht um hunderttausende Zugriffe, die jeden Tag verhindert und auf Stoppseiten umgeleitet werden sollen", sagte Ziercke.

Nach seinen Angaben kommen nicht nur die Konsumenten von Kinderpornografie, sondern auch die Täter zunehmend aus Deutschland. "Wenn wir Jahr für Jahr rund 13 000 Fälle von Kindesmissbrauch registrieren müssen, wird das erschreckende Ausmaß des Problems sehr deutlich." Besonders alarmierend sei die "deutliche Zunahme der Zahl missbrauchter Kleinstkinder". Die Tendenz gehe eindeutig zu immer jüngeren Opfern. Nach Studien seien inzwischen 40 Prozent der Opfer jünger als sechs Jahre. "Jedes fünfte gepeinigte Kind ist danach noch keine drei Jahre alt."