openSUSE

openSUSE: Linux-Entwicklung aus Deutschland

Das 1994 in Nürn­berg gestar­tete Commu­nity-Projekt entwi­ckelt Linux-Distri­butionen, die vor allem in Deutsch­land und den USA beliebt sind. openSUSE-Betriebs­sys­teme sind primär für den Einsatz auf Arbeits­platz­rech­nern und Servern konzi­piert.
Von Julian Ruecker

Die Geschichte von openSUSE

Das Commu­nity-Projekt openSUSE ist ein 2005 von Mitar­bei­tern der 1992 in Fürth gegrün­deten Gesell­schaft für Soft­ware und System­ent­wick­lung mbH, kurz: Soft­ware- und System-Entwick­lung (S.u.S.E.). SuSEs erste Linux-Distri­bution war eine erwei­terte Version von Slack­ware, eine der ältesten immer noch aktiven Linux-Distri­butionen, die welt­weit Verbrei­tung fand. Das von Patrick Volk­erding entwi­ckelte Betriebs­system wurde als Gemein­schafts­pro­jekt ins Deut­sche über­setzt und vertrieben. 1996 wurde das erste selbst entwi­ckelte Linux-Betriebs­system S.u.S.E. Linux veröf­fent­licht. Nach zwischen­zeit­lich SuSE Linux AG firmiert das Unter­nehmen heute unter dem Namen SUSE Soft­ware Solu­tions Germany GmbH. openSUSE openSUSE
Quelle: opensuse.org

Distri­butionen

S.u.S.E. Linux basiert auf der im Saar­land in den frühen 90er Jahren entwi­ckelten jurix-Linux-Distri­bution. Diese ist es auch, auf der die erste eigene SUSE-Linux-Distri­bution beruhte: S.u.S.E. Linux 4.2. Nach vielen weiteren Versionen wurde 2005 mit S.u.S.E. Linux 10.1 die letzte veröf­fent­licht, nachdem zuvor bereits die Unter­stüt­zung für das Projekt openSUSE begonnen hatte. Seit 2006 wurden dementspre­chend die Distri­buti­ons­ver­sionen 10.2 bis 13.2 veröf­fent­licht, wobei letz­tere auch das Ende der openSUSE Tumb­leweed-Basis bedeu­tete. Ab hier - openSUSE Leap genannt - basieren die Distri­butionen auf openSUSE Enter­prise. Entspre­chend gibt es einen Sprung bei der Versi­ons­bezeich­nung. Mit openSUSE Leap 42.1 begonnen, hält die Entwick­lung und Veröf­fent­lichung neuer Versionen bis heute an.

Leap

openSUSE Leap ist sozu­sagen eine wartungs­arme Distri­bution und für Durch­schnitts­anwender gedacht. Durch die Update-Zyklen ist Leap vor allem als Betriebs­system für Server sehr beliebt, der Verwen­dung als Desktop-Betriebs­system steht aber nichts im Weg. Jedes Jahr gibt es ein neues Release, Fehler­behe­bungen oder Sicher­heits­updates werden zwischen­durch erle­digt. Dieses soge­nannte hybride Linux benutzt Quellen aus SUSE Linux Enter­prise (SLE), was eine äußerst hohe Stabi­lität verspricht, und wird von Entwick­lungen der Commu­nity ergänzt, um ande­rer­seits eine hohe Benut­zer­freund­lich­keit zu errei­chen. openSUSE Leap 15.2 mit KDE-Plasma-Umgebung openSUSE Leap 15.2 mit KDE-Plasma-Umgebung
Screenshot: teltarif.de, Quelle: en.opensuse.org

Tumb­leweed

Das Flagg­schiff des openSUSE-Projekts ist aller­dings Tumb­leweed, eine Rolling-Realease-Version, d. h. sie erhält immer die neuesten Pakete. Sobald diese inte­griert, stabi­lisiert und getestet wurden, sind sie als Update instal­lierbar. Damit zielt diese Distri­bution auf Benutzer, die immer die neuestes stabile Version benutzen wollen. Die meisten openSUSE-Nutzer entscheiden sich für Tumb­leweed.

Tumb­leweed basiert auf der openSUSE-Haupt-Entwick­lungs-Code­base Factory. Viele verschie­dene Pakete werden in konstantem Durch­fluss durch die Factory geschleust. Ein Still­stand wird vermieden, wodurch aller­dings die Gefahr besteht, dass die Paket­quellen nicht 100-prozentig stabil sind. Die Kern­sys­tem­pakete erhalten einen auto­mati­schen Test mit openQA. Im Allge­meinen gilt Tumb­leweed aber als unka­puttbar. Gesetzt den Fall, dass doch einmal etwas nicht funk­tio­niert, kann mit der Schnapp­sch­nuss-Funk­tion die letzte funk­tio­nie­rende Version wieder­her­gestellt werden.

MicroOS und Kubic

MicroOS basiert tech­nisch auf Tumb­leweed. Es ist ein kleines, mini­malis­tisches Betriebs­system, das für den Einsatz im Edge-Compu­ting oder als Container Runtime opti­miert ist. Die Verwen­dung als Desktop-Betriebs­system ist jedoch möglich. Als Beson­der­heit können die auto­matisch instal­lierten und dabei das System nicht beein­träch­tigenden Updates ange­sehen werden. Sollte dabei ein Fehler auftreten, wird auto­matisch die letzte Version wieder­her­gestellt.

Kubic wiederum basiert tech­nisch auf MicroOS (und damit natür­lich auch auf Tumb­leweed), das als Betriebs­system den ersten Bestand­teil dieser Container-as-a-Service-Plat­form bildet. Als zweiten Bestand­teil beinhaltet es kubadm, ein Kuber­netes Cluster Boot­strap­ping Tool. Kubics Beson­der­heit ist das selbst entwi­ckelte Instala­tions- und Konfi­gura­tions­werk­zeug YaST (Yet another Setup Tool, auf Deutsch etwa "noch ein weiteres Instal­lati­ons­werk­zeug").

Werk­zeuge

Als Werk­zeuge für alle der genannten Distri­butionen stehen u. a. der Open Build Service (OBS), openQA, YaST und Kiwi zur Verfü­gung, die alle­samt von der openSUSE-Commu­nity entwi­ckelt und gepflegt werden. OBS ist ein Dienst zum Erstellen und Verteilen von Soft­ware-Paketen für verschie­dene Linux-Distri­butionen, darunter SUSE Linux Enter­prise Server und openSUSE. Weitere bekannte Distri­butionen, die OBS nutzen, sind Red Hat Enter­prise Linux, Mandriva, Ubuntu, Fedora, Debian und Arch Linux.

OpenQA ist, wie bereits erwähnt, ein auto­mati­sches Test­system. Mit ihm ist es möglich, die gesamte Instal­lation eines Betriebs­sys­tems mit verschie­densten Kombi­nationen von Soft- und Hard­ware­kon­figu­rationen zu testen. Es soll nicht nur auf Linux-Betriebs­sys­teme beschränkt sein.

YaST ist ein Instal­lations- und Konfi­gura­tions­werk­zeug für Linux-Betriebs­sys­teme und wird u. a. für SUSE-Linux-Betriebs­sys­teme verwendet. Neben dem Instal­lations-Assis­tenten, der den Benutzer - wie bei vielen anderen Betriebs­sys­temen auch - Schritt für Schritt durch den Instal­lati­ons­pro­zess führt, sind über das YaST-Kontroll­zen­trum quasi alle für das System rele­vanten Konfi­gura­tionen durch­führbar. Dafür werden mit der Instal­lation des Betriebs­sys­tems bereits einige Module instal­liert, weitere können nach Belieben hinzu­gefügt werden.

Kiwi - genauer: openSUSE KIWI Image System - liefert ein komplettes Betriebs­system, das als Image-Lösung verschie­dene Funk­tionen bietet: Erzeu­gung einer abge­schirmten Server­vor­rich­tung, Zusam­men­stel­lung einer Live-CD- oder DVD bzw. eines Live-USB-Sticks mit den gewünschten Paketen und gewünschter Soft­ware, Erzeu­gung einer anwen­dungs­bereiten virtu­ellen Maschine, Erstel­lung eines Fest­platten-Images, Erstel­lung eines openSUSE-Projekts und vieles mehr.