openSUSE: Linux-Entwicklung aus Deutschland
Die Geschichte von openSUSE
Das Community-Projekt openSUSE ist ein 2005 von Mitarbeitern der 1992 in Fürth gegründeten Gesellschaft für Software und Systementwicklung mbH, kurz: Software- und System-Entwicklung (S.u.S.E.). SuSEs erste Linux-Distribution war eine erweiterte Version von Slackware, eine der ältesten immer noch aktiven Linux-Distributionen, die weltweit Verbreitung fand. Das von Patrick Volkerding entwickelte Betriebssystem wurde als Gemeinschaftsprojekt ins Deutsche übersetzt und vertrieben. 1996 wurde das erste selbst entwickelte Linux-Betriebssystem S.u.S.E. Linux veröffentlicht. Nach zwischenzeitlich SuSE Linux AG firmiert das Unternehmen heute unter dem Namen SUSE Software Solutions Germany GmbH.
openSUSE
Quelle: opensuse.org
Distributionen
S.u.S.E. Linux basiert auf der im Saarland in den frühen 90er Jahren entwickelten jurix-Linux-Distribution. Diese ist es auch, auf der die erste eigene SUSE-Linux-Distribution beruhte: S.u.S.E. Linux 4.2. Nach vielen weiteren Versionen wurde 2005 mit S.u.S.E. Linux 10.1 die letzte veröffentlicht, nachdem zuvor bereits die Unterstützung für das Projekt openSUSE begonnen hatte. Seit 2006 wurden dementsprechend die Distributionsversionen 10.2 bis 13.2 veröffentlicht, wobei letztere auch das Ende der openSUSE Tumbleweed-Basis bedeutete. Ab hier - openSUSE Leap genannt - basieren die Distributionen auf openSUSE Enterprise. Entsprechend gibt es einen Sprung bei der Versionsbezeichnung. Mit openSUSE Leap 42.1 begonnen, hält die Entwicklung und Veröffentlichung neuer Versionen bis heute an.
Leap
openSUSE Leap ist sozusagen eine wartungsarme Distribution und für Durchschnittsanwender gedacht. Durch die Update-Zyklen ist Leap vor allem als Betriebssystem für Server sehr beliebt, der Verwendung als Desktop-Betriebssystem steht aber nichts im Weg. Jedes Jahr gibt es ein neues Release, Fehlerbehebungen oder Sicherheitsupdates werden zwischendurch erledigt. Dieses sogenannte hybride Linux benutzt Quellen aus SUSE Linux Enterprise (SLE), was eine äußerst hohe Stabilität verspricht, und wird von Entwicklungen der Community ergänzt, um andererseits eine hohe Benutzerfreundlichkeit zu erreichen.
openSUSE Leap 15.2 mit KDE-Plasma-Umgebung
Screenshot: teltarif.de, Quelle: en.opensuse.org
Tumbleweed
Das Flaggschiff des openSUSE-Projekts ist allerdings Tumbleweed, eine Rolling-Realease-Version, d. h. sie erhält immer die neuesten Pakete. Sobald diese integriert, stabilisiert und getestet wurden, sind sie als Update installierbar. Damit zielt diese Distribution auf Benutzer, die immer die neuestes stabile Version benutzen wollen. Die meisten openSUSE-Nutzer entscheiden sich für Tumbleweed.
Tumbleweed basiert auf der openSUSE-Haupt-Entwicklungs-Codebase Factory. Viele verschiedene Pakete werden in konstantem Durchfluss durch die Factory geschleust. Ein Stillstand wird vermieden, wodurch allerdings die Gefahr besteht, dass die Paketquellen nicht 100-prozentig stabil sind. Die Kernsystempakete erhalten einen automatischen Test mit openQA. Im Allgemeinen gilt Tumbleweed aber als unkaputtbar. Gesetzt den Fall, dass doch einmal etwas nicht funktioniert, kann mit der Schnappschnuss-Funktion die letzte funktionierende Version wiederhergestellt werden.
MicroOS und Kubic
MicroOS basiert technisch auf Tumbleweed. Es ist ein kleines, minimalistisches Betriebssystem, das für den Einsatz im Edge-Computing oder als Container Runtime optimiert ist. Die Verwendung als Desktop-Betriebssystem ist jedoch möglich. Als Besonderheit können die automatisch installierten und dabei das System nicht beeinträchtigenden Updates angesehen werden. Sollte dabei ein Fehler auftreten, wird automatisch die letzte Version wiederhergestellt.
Kubic wiederum basiert technisch auf MicroOS (und damit natürlich auch auf Tumbleweed), das als Betriebssystem den ersten Bestandteil dieser Container-as-a-Service-Platform bildet. Als zweiten Bestandteil beinhaltet es kubadm, ein Kubernetes Cluster Bootstrapping Tool. Kubics Besonderheit ist das selbst entwickelte Instalations- und Konfigurationswerkzeug YaST (Yet another Setup Tool, auf Deutsch etwa "noch ein weiteres Installationswerkzeug").
Werkzeuge
Als Werkzeuge für alle der genannten Distributionen stehen u. a. der Open Build Service (OBS), openQA, YaST und Kiwi zur Verfügung, die allesamt von der openSUSE-Community entwickelt und gepflegt werden. OBS ist ein Dienst zum Erstellen und Verteilen von Software-Paketen für verschiedene Linux-Distributionen, darunter SUSE Linux Enterprise Server und openSUSE. Weitere bekannte Distributionen, die OBS nutzen, sind Red Hat Enterprise Linux, Mandriva, Ubuntu, Fedora, Debian und Arch Linux.
OpenQA ist, wie bereits erwähnt, ein automatisches Testsystem. Mit ihm ist es möglich, die gesamte Installation eines Betriebssystems mit verschiedensten Kombinationen von Soft- und Hardwarekonfigurationen zu testen. Es soll nicht nur auf Linux-Betriebssysteme beschränkt sein.
YaST ist ein Installations- und Konfigurationswerkzeug für Linux-Betriebssysteme und wird u. a. für SUSE-Linux-Betriebssysteme verwendet. Neben dem Installations-Assistenten, der den Benutzer - wie bei vielen anderen Betriebssystemen auch - Schritt für Schritt durch den Installationsprozess führt, sind über das YaST-Kontrollzentrum quasi alle für das System relevanten Konfigurationen durchführbar. Dafür werden mit der Installation des Betriebssystems bereits einige Module installiert, weitere können nach Belieben hinzugefügt werden.
Kiwi - genauer: openSUSE KIWI Image System - liefert ein komplettes Betriebssystem, das als Image-Lösung verschiedene Funktionen bietet: Erzeugung einer abgeschirmten Servervorrichtung, Zusammenstellung einer Live-CD- oder DVD bzw. eines Live-USB-Sticks mit den gewünschten Paketen und gewünschter Software, Erzeugung einer anwendungsbereiten virtuellen Maschine, Erstellung eines Festplatten-Images, Erstellung eines openSUSE-Projekts und vieles mehr.