Null Toleranz

Kabelklau legt Telefonnetze lahm

Unbekannte entwenden mehrere 100 Meter Telefonkabel
Von ddp / Marie-Anne Winter

Simone Davieds hat null Toleranz gegenüber Kabeldieben. Denn diese Täter sind schuld daran, dass ihr Telefon zum wiederholten Mal "tot" ist. "Wer so etwas macht und die Telefonkabel klaut, muss spinnen. Dafür habe ich kein Verständnis", sagt die Frau aus Rutenberg bei Lychen in der Uckermark erbost. "So schlimm kann es hier keinem gehen, dass er Kabel klauen muss, um zu überleben". Der Schaden sei viel größer als der Erlös aus der Diebesbeute, ist sie überzeugt.

Schon zum zweiten Mal in diesem Jahr waren in dem kleinen Ort am vergangenen Wochenende die Telefonverbindungen unterbrochen. In der Nacht zum Sonntag stahlen Diebe 160 Meter von dem Telekom-Kabel, das entlang der Straße nach Lychen auf Masten verlief. Erst wenige Tage zuvor, am 19. Januar, waren dort sogar 360 Meter Kabel entwendet worden. Nur einige Kilometer entfernt in Küstrinchen legten bisher nicht bekannte Diebe am 29. Januar die Leitungen lahm, indem sie ebenfalls 360 Meter Kabel mitgehen ließen.

"An dem Tag passierte es, dass der Notarzt in Küstrinchen gerufen werden musste", berichtet Simone Davieds. Die Angehörigen seien durch das halbe Dorf gerannt, ehe sie jemanden mit einem Handy fanden. "Da geht wertvolle Zeit verloren. Ich finde es wirklich verantwortungslos, einfach Kabel zu klauen", sagt sie.

So sieht das auch der Polizeisprecher des Schutzbereiches Uckermark, Ingo Heese. Seit Anfang 2007 sind die Kabeldiebe in der Uckermark verstärkt unterwegs. "Insgesamt wurden 5 000 Meter gestohlen, das macht einen Schaden von bis zu 100 000 Euro", rechnet Heese vor. Die Polizei habe ihre Ermittlungen verstärkt. Nicht ohne Erfolg: Im Dezember nahm sie eine fünfköpfige Diebesbande fest. Drei der Täter wohnen in Lychen, zwei kommen aus Düsseldorf. Einer von ihnen ist Italiener, der andere ein ehemaliger Lychener.

Verfolgung der Kabeldiebe schwierig

Zu Geld machten die Täter die Diebesbeute bei Schrotthändlern. "Die fragen nicht danach, woher die Kabel kommen, die wollen ihr Geschäft machen", sagt Heese. Doch den Schrottunternehmern wegen Hehlerei beizukommen, sei rechtlich sehr schwierig. Es bleibe daher oft nur, Täter auf frischer Tat zu erwischen.

Nachdem die Lychener Bande aufgeflogen war, hoffte die Polizei auf Ruhe. Doch die Hoffnung trog, wie die jüngste Serie zeige. Die Täter sind noch unbekannt. Ob es nicht vielleicht wieder die gleiche Bande ist, vermag niemand auszuschließen. Denn die ertappten Kabeldiebe sitzen nicht hinter Gittern. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, die Anklageerhebung steht noch aus, wie die Polizei berichtet.

Auch landesweit sind die Fälle von Kabeldiebstahl im vergangenen Jahr wieder leicht angestiegen, allerdings nicht so stark wie in den Vorjahren, wie der Sprecher des Landeskriminalamtes (LKA), Toralf Reinhardt, sagt. Genaue Zahlen für 2007 lägen allerdings noch nicht vor. 2006 registrierte die Polizei über 1 300 derartige Diebstähle, das waren dreimal so viel wie 1999. Den dadurch entstandenen Schaden beziffern die Ermittler auf 3,1 Millionen Euro. Die Aufklärungsquote lag bei 40 Prozent.