Markt

Telekom unterbreitet Wettbewerbern IP-Bitstromzugangs-Angebot

Offerte lässt VDSL-Netz und reines DSL außen vor
Von Björn Brodersen

Die Deutsche Telekom hat heute wie von der Bundesnetzagentur verlangt den Wettbewerbern ein Angebot für den so genannten IP-Bitstromzugang unterbreitet. Allerdings kombiniert dieses Angebot im Wesentlichen die bestehenden DSL-Großhandelsprodukte und Zusammenschaltungsleistungen des Bonner Konzerns und enthält weder den Zugang zum neuen VDSL-Netz noch den entbündelten DSL-Anschluss. Das berichtet heute die Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires [Link entfernt] in einem in der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) veröffentlichten Artikel.

Beim Bitstromzugang werden den Wiederverkäufern Übertragungskapazitäten zwischen dem Endkunden und dem Netzzusammenschaltungspunkt - die so genannte Teilnehmeranschlussleitung (TAL) - bereitgestellt. Auf diese Weise können die Provider zum Beispiel ihren Kunden eigene Produkte mit von den Telekom-Anschlüssen abweichenden Datenraten anbieten. Die Bundesnetzagentur verspricht sich vom IP-Bitstromzugang-Angebot der Telekom eine noch größere Auswahl an qualitativ hochwertigen und preisgünstigen Breitbandangeboten für den Endnutzer.

Nur Standard-Bandbreiten bis 16 MBit/s

Nach Angaben des Telekom-Regulierungsexperten Frank Schmidt biete der ehemalige Monopolist den Wettbewerbern lediglich den Breitbandzugang zu den Endkunden mit den bestehenden Bandbreiten von 1 MBit/s bis 16 MBit/s an. "Der Leistungsumfang entspricht insgesamt dem, was die Wettbewerber bereits heute bei uns bekommen können und was am Markt hervorragend etabliert ist", wird Schmidt zitiert. Ein VDSL-Anschluss gehöre nach Ansicht der Telekom hingegen nicht zum IP-Bitstream, das Unternehmen lehne deshalb hier eine Regulierung ab: "Der VDSL-Zugang wird Gegenstand von kommerziellen Verhandlungen sein", bekräftigte Schmidt.

Auch einen reinen DSL-Anschluss, bei dem der Endkunde die Kosten für den T-Com-Telefonanschluss sparen kann, bietet die Telekom nicht als Vorleistungsprodukt für die infrastrukturlosen Provider an. "Im Moment sehen wir uns aber nicht in der Pflicht. Daher ist eine Entkoppelung von DSL und Telefon auch nicht Teil unseres Standardangebots", sagte der Experte Dow Jones Newswires.

Angebot ist als Verhandlungsgrundlage gedacht

Nach Angaben des Telekom-Mitarbeiters sei das heutige Angebot als Verhandlungsgrundlage gedacht, Tarife seien daher noch nicht gemacht worden. In einigen Monaten erwarte er Einigung zwischen der Telekom und den Wettbewerbern, die dann vom Regulierer genehmigt werden muss. Laut Schmidt sollten sich die Preise für den neuen Breitbandzugang im Rahmen der bisherigen Vorleistungspreise für die Breitbandanschlüsse und die Zuführungsleistungen (ZISP) der Telekom bewegen.

Die EU-Kommission fordert allerdings, dass auch das VDSL-Netz der Telekom reguliert wird. Der Bundestag hat vor Kurzem eine TKG-Novelle verabschiedet, die die umstrittene Regulierungsfreistellung für das neue Hochgeschwindigkeitsnetz enthält. Berlin will notfalls ein Vertragsverletzungsverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof in Kauf nehmen. Abschließend berät morgen der Bundesrat über den Gesetzesentwurf.

Mit dem IP-Bitstromzugang können die Wettbewerber, die bislang hauptsächlich DSL-Anschlüsse der Telekom unter eigenem Namen weeterverkaufen, beispielsweise DSL-Anschlüsse unabhängig von der gemieteten TAL anbieten und müssen nicht großartig in den Aufbau eigener Netze investieren. Die Telekom muss den Zugang zu nicht-diskriminierenden Bedingungen gewähren und sich die Entgelte für diese Zugangsleistung vorab von der Bundesnetzagentur genehmigen lassen. Grundlage für die Festlegung dieser Entgelte sind die Kosten der effizienten Leistungsbereitstellung.