Mobiles Internet

Daten-Nomaden warten auf die mobile Breitband-Flat

UMTS, EDGE und HSDPA helfen nicht überall weiter
Von dpa / Marie-Anne Winter

Die einen brauchen es für die Arbeit, die anderen zur Unterhaltung: schnelles mobiles Internet. Als der Mobilfunk der dritten Generation im Jahr 2004 kommerziell eingeführt wurde, konnte und wollte sich kaum jemand UMTS leisten. Zu teuer und zu geringe Netzabdeckung, lautete damals das Fazit. Seitdem hat sich viel getan. Schnelles mobiles Surfen, Video-Streaming und Telefonie unterwegs sind Alltag. Und nun scheint UMTS auch für die breite Masse erschwinglich zu werden.

Weltweit gibt es laut einer Studie der Deutsche Bank Research in Frankfurt inzwischen rund 80 UMTS-Netze, davon allein rund 60 in Europa. Deutschland hat mit 2,3 Millionen Nutzern die weltweit viertgrößte UMTS-Anhängerschaft nach Japan (22,4 Millionen), Italien (9 Millionen) und Großbritannien (4,7 Millionen) - Tendenz steigend.

Allerdings fehlt den Datennomaden bisher noch eine UMTS-Flatrate mit DSL-ähnlicher Geschwindigkeit. Das schnellste Flatrate-Angebot bietet "nur" eine Datenübertragungsrate von 384 Kilobits pro Sekunde (kBit/s). Dafür verlangt E-Plus rund 40 Euro, wenn bereits ein Mobilfunkvertrag besteht. Bei der E-Plus-Tochter Base ist die Flatrate schon für 25 Euro zu haben, allerdings nur in Verbindung mit der ebenfalls 25 Euro teuren Handy-Flatrate. Eine Flatrate mit 384 kBit/s ist ein wenig schwach auf der Brust, schneller als ein Megabit pro Sekunde sollte es schon sein.

Damit solche Geschwindigkeiten erreicht werden, haben T-Mobile und Vodafone ihre UMTS-Netze mit einer Technologie namens HSDPA aufgerüstet, so dass bis zu 1,8 Megabits pro Sekunde (MBit/s) im Download möglich sind. Bald sollen es schon 3,6 Mbit/s und mehr sein. Verschenkt wird das Mehr an Bandbreite nicht: T-Mobile berechnet für seinen größten Volumentarif namens web'n'walk XL mit 5 GB Datenvolumen monatlich 35 Euro plus ein Euro für jeden Nutzungstag. Bei Vodafone kosten 5 GB mit dem Tarifnamen FairFlat monatlich 49,30 Euro. o2 bietet als "Fair Flat" 5 GB für 46,60 Euro im Monat - allerdings nur für Geschäftskunden. Für normales Surfen reichen 5 GB aus, wenn man aber viel aus dem Netz herunterlädt, Internetradio hört oder Videos streamt, ist das Ende der Fahnenstange schnell erreicht.

Zeit- oder Volumen-Tarif?

Neben den Flatrates und "Quasi-Flatrates" mit 5 GB Datenverkehr bieten alle vier Mobilfunkbetreiber noch eine Fülle anderer volumen- oder zeitbasierter Tarife an. Wofür sich der Kunde entscheidet, hängt vom individuellen Nutzungsverhalten ab. Wer in relativ kurzer Zeit große Datenmengen herunterladen muss, fährt gut mit Zeittarifen. Wer dagegen ständig online ist und hauptsächlich mailt, ist mit einem Volumentarif besser beraten.

Für Personen, die sich - anders als bei den meisten Datentarifen - nicht über längere Zeit vertraglich binden wollen, UMTS aber ab und an brauchen, haben einige Anbieter sitzungsabhängige Bezahlverfahren ähnlich denen bei WLAN-Hotspots eingeführt. Vodafone rechnet bei seinem grundgebührenfreien WebSessions-Modell etwa in Schritten von 15 Minuten, zwei oder 24 Stunden ab - zu Preisen von 1,64, 8,36 beziehungsweise 15,08 Euro. Wer etwas tiefer in die Tasche greift, kann WebSessions auch in ausländischen Netzen abhalten. Während einer Sitzung ist es egal, wie oft man sich im UMTS-Netz ein- und ausbucht.

Soll UMTS auch zu Hause oder im Büro genutzt werden, ist es sinnvoll, sich vorher beim jeweiligen Mobilfunkbetreiber über die dortige Netzabdeckung zu informieren und nach Möglichkeit auch direkt vor Ort zu testen. In der Regel sind die D-Netze, also T-Mobile und Vodafone, den E-Netzen, also E-Plus und o2, in Ausbau und Abdeckung voraus.

Auch die Hardware muss gut sein

Wo kein HSDPA verfügbar ist, surft man mit UMTS-Geschwindigkeit von bis zu 384 kBit/s. Wo es auch kein UMTS gibt, ist man per GPRS nur mit bis zu 56 kBit/s im herkömmlichen GSM-Netz online. Mit der EDGE-Technologie bietet T-Mobile als einziger Anbieter einen Datenturbo für GPRS, mit dem maximal 220 kBit/s in der mobilen Datenübertragung erreicht werden können.

Natürlich muss auch die Hardware die verschiedenen Standards unterstützen. Als Modem in Frage kommen UMTS-fähige Handys, Datenkarten zum Einschieben ins Notebook oder Notebooks, in denen bereits ein UMTS-Modem samt Antenne verbaut ist. Noch ist es aber nicht selbstverständlich, dass alle UMTS-Geräte am Markt auch HSDPA unterstützen oder sich per Firmware-Update aktualisieren lassen.

Die beworbenen Datenraten von UMTS und HSDPA sind indes mit Vorsicht zu genießen. Denn bei den Bandbreiten handelt es sich um theoretische Werte, die in der Praxis nicht erreicht werden. Denn die Gesamtdatenrate wird zwischen allen in einer Funkzelle eingebuchten Nutzern dynamisch aufgeteilt. Außerdem arbeitet nicht jedes UMTS-Modem gleich gut. Wenn die Antenne schlecht ist, hilft auch ein guter Empfang nicht viel weiter.