Interview

Burda: "Deutsche Verleger können mit Yahoo! nicht wetteifern"

Hubert Burda sieht Substitution von Magazinen durch das Internet
Von Thorsten Neuhetzki

Der Verleger Hubert Burda schätzt die Chancen deutscher Verlage als gering ein, eine führende Stellung im internationalen Internetgeschäft zu erlangen. "Als deutscher Verleger kommen Sie nicht zum Zug, wenn Sie mit einem amerikanischen Unternehmen wie Yahoo! wetteifern müssen", sagt Burda der ZEIT. So sei es der Hubert Burda Media nicht gelungen, Anteile an Flickr, der heute weltgrößten Internet-Plattform für Fotos, zu erwerben, obwohl man früh um das Start-up gewusst habe. "Wir wären gern eingestiegen", sagt Burda. Flickr gehört heute zu Yahoo!

Gleichzeitig sieht Burda sehr wohl die Chance, sich in Europa an "Internet-Marktplätzen und Communitys" zu beteiligen, "die auch in Übersee erfolgreich werden können". Als Beispiel nennt er die Firma Abebooks aus Köln, die mehrheitlich zu Burda gehört und heute das weltweit größte Online-Antiquariat ist. Generell hält es Burda "kaum für machbar", dass revolutionäre Internetfirmen wie die Suchmaschine Google oder das Video-Portal YouTube in etablierten Konzernen entstehen. "Manche im Unternehmen sagen, wir sollten jetzt ein paar Garagenfirmen aufmachen. Aber ich bin mir nicht sicher, ob wir die Unternehmenskultur dafür haben."

Zur Zukunft der Nachrichtenmagazine Focus und Spiegel sagt Burda: "Zeitschriftenmacher müssen schauen, was sich dadurch verändert, dass ein so schnelles Medium wie das Internet entstanden ist. Sie müssen sich fragen: Haben Nachrichtenmagazine wie Spiegel oder Focus die gleiche Funktion wie früher? Wie kann man mit einer Ausgabe am Montag noch die Agenda für die Woche setzen?" Auf die Frage, ob die seit gut einem Jahr zu beobachtenden Auflagenverluste der Magazine direkt mit dem Reichweitengewinn der zugehörigen Online-Angebote zusammenhängen, sagt Burda: "Das würde ich so sehen."