Pleite

BenQ: Deutsches Handygeschäft am Ende

Insolvenzantrag wird in den nächsten Tagen gestellt
Von Marie-Anne Winter mit Material von dpa

Nach der Übernahme der Siemens-Mobilfunkgeräte stehen die Handyaktivitäten des BenQ-Konzerns in Deutschland vor dem Aus. Betroffen sind davon die Zentrale in München sowie die Produktionsstandorte in Bocholt und Kamp-Lintfort mit Tausenden von Beschäftigten. Vor einigen Tagen hatte BenQ noch Berichte über die Aufgabe von Produktionsstätten für Handys als spekulativ zurückgewiesen.

Heute gab BenQ in Taipei bekannt, dass es keine weitere Zahlungen mehr an seine Mobiltelefonsparte BenQ Mobile GmbH & Co OHG leisten wird. Umsatz- und Margenentwicklung im wichtigen Weihnachtsgeschäft werden deutlich hinter den Erwartungen liegen. Wegen der Einstellung weiterer Finanzhilfen durch den Mutterkonzern BenQ und dem daraus entstehenden Liquiditätsmangel werde BenQ Mobile in Deutschland aufgrund der schwierigen Geschäftssituation in den nächsten Tagen Insolvenz beim Amtsgericht München beantragen. "Ungeachtet der Fortschritte bei dem Abbau der Kosten und Ausgaben ist diese sehr schmerzliche Entscheidung unvermeidlich gewesen", sagte Benq-Chef K.Y. Lee.

Laufendes Geschäft soll aufrecht erhalten werden

In einer Pressemitteilung heißt es weiter, dass das Management von BenQ Mobile umgehend Maßnahmen treffen werde, um das laufende Geschäft aufrecht zu erhalten. Mögliche Folgen für die anderen Standorte und regionalen Gesellschaften von BenQ Mobile müssen noch geklärt werden. BenQ plant sein globales Geschäft mit Handys der Marke BenQ-Siemens fortzusetzen und wird dazu seine bestehenden Forschungs- und Entwicklungs-, als auch Fertigungskapazitäten in Asien weiter nutzen.

Siemens hatte sich nach hohen Verlusten von seiner Handysparte getrennt. BenQ zahlte nur einen symbolischen Kaufpreis und bekam noch eine Mitgift in dreistelliger Millionenhöhe dazu. Die Mitarbeiter in den deutschen Werken profitierten zunächst von einer Beschäftigungssicherung, die noch mit Siemens ausgehandelt worden war. Seit der Übernahme ist der Marktanteil aber weiter gefallen, zuletzt spielte Siemens-BenQ mit drei Prozent auf dem Weltmarkt nur noch eine Nebenrolle.

Wie es mit dem deutschen Standort nun weiter geht, gilt im Unternehmen als ungewiss. Zunächst müsse der vorläufige Insolvenzverwalter seine Arbeit aufnehmen. In der Arbeitnehmerschaft gibt es noch die Hoffnung, dass ein anderer Handyhersteller die Werke übernehmen könnte. Zuletzt hatte es Spekulationen gegeben, BenQ wolle seine Produktion von Mobiltelefonen an einen Auftragsfertiger verkaufen. Schon seit zwei Monaten werde mit der taiwanesischen Foxconn sowie dem US-Unternehmen Jabil über die BenQ-Fabriken in Europa und Asien verhandelt.

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