Übernahme

Siemens: Weitere Details zum Verkauf des Handygeschäfts (aktualisiert)

Für Siemens-Kunden ändert sich vorerst nichts
Von dpa / ddp / Marie-Anne Winter /

Der Siemens-Konzern trennt sich von seinem verlustreichen Mobiltelefongeschäft mit 10 000 Beschäftigten. Wie gestern bereits berichtet, wird der taiwanesische BenQ-Konzern die Sparte übernehmen. Das Geschäft soll im vierten Quartal des Geschäftsjahres 2004/05, also im Zeitraum zwischen dem 1. Juli und 30. September, über die Bühne gehen. Für Siemens ergibt sich durch die Trennung eine Ergebnisbelastung von rund 350 Millionen Euro vor Steuern. Die Kartellbehörden und die BenQ-Hauptversammlung müssen noch zustimmen.

Siemens hatte nach hohen Verlusten monatelang einen Partner für das Mobiltelefon-Geschäft gesucht. Erstmals war der Konzern dabei auch bereit, die Rechte an der Marke Siemens an einen Mehrheitspartner abzugeben. BenQ habe sich im Rahmen des Geschäfts die Rechte an der Marke Siemens für fünf Jahre gesichert, teilte Siemens nun mit.

Beschäftigte werden übernommen - keine Extragarantien

Der taiwanesische BenQ-Konzern wird die 10 000 Beschäftigten der Siemens-Sparte mit übernehmen. Dabei gelte weiterhin der Beschäftigungssicherungsvertrag, der im vergangenen Jahr für deutsche Werke geschlossen worden ist, sagte ein Siemens-Sprecher heute. Darüber hinaus gebe es aber keine Beschäftigungsgarantien. Nach Ablauf der vereinbahrten 12 Monate sei es BenQ dann frei gestellt, allen Beschäftigten neue Verträge anzubieten. In Deutschland seien rund 3 000 Siemens-Mitarbeiter betroffen.

Zukünftiger Hauptsitz des Mobiltelefongeschäftes werde München sein. Nach den Worten des Siemens-Vorstandsvorsitzenden Klaus Kleinfeld war die Weiterführung des Standortes Kamp-Lintfort in Nordrhein-Westfalen ein wichtiger Faktor bei der Entscheidung für einen Käufer. Mit der Partnerschaft mit BenQ habe Siemens eine nachhaltige Perspektive für sein Mobiltelefongeschäft gefunden. Laut Siemens-Mitteilung übernimmt BenQ in Kamp-Lintfort und Manaus (Brasilien) sämtliche Entwicklungs- und Produktionsstandorte, zentrale Funktionen sowie Marketing und Vertrieb. Auch die Fabrik in Shanghai (China), die mit einem chinesischen Partner als Joint Venture betrieben wird, bleibe als Entwicklungs- und Produktionsstandort erhalten.

BenQ-Chef K.Y. Lee sagte, durch den Kauf des Mobiltelefongeschäfts von Siemens sei der Konzern seinem Ziel, zu den größten Anbietern im Markt aufzuschließen, ein erhebliches Stück näher gekommen. Die starke Siemens-Marke unterstütze die Expansionsstrategie von BenQ.

Für Siemens-Kunden ändert sich nichts

Für Kunden mit einem Mobiltelefon von Siemens zunächst einmal nichts. Bis der Übernahmevertrag im vierten Quartal dieses Jahres wirksam wird, bleibe alles beim alten, sagte Siemens-Sprecher Michael Scheuer gegenüber dem dpa/gms-Themendienst. Hat der Kunde ein Problem mit seinem Handy, wendet er sich an dieselben Ansprechpartner wie bisher.

Aber auch wenn BenQ das Sagen hat, müssen Besitzer eines Siemens-Handys nicht befürchten, bei Problemen mit ihrem Mobiltelefon keine Hilfe vom Hersteller mehr zu bekommen. BenQ übernehme auch die Werke und das Personal, erklärte der Scheuer weiter. So dürfte weder ein Mangel an Ersatzteilen noch an Fachkompetenz auftreten.

Hinzu kommt auch, dass der taiwanesische Hersteller mit Deutschlandsitz in Hamburg die Marke weiter nutzen darf. "Für 18 Monate können wir den Namen Siemens nutzen", erklärte BenQ-Sprecherin Julia Bouwman. Außerdem darf BenQ "Siemens" fünf Jahre lang als so genanntes Co-Brand verwenden. "Eventuell werden dann Handys unter dem Namen "BenQ/Siemens" angeboten."