Web 2.0 neuer Liebling der Musikbranche
Das bisher größtenteils praktizierte Downloadmodell - ein Internetshop bietet einen Song für etwa 99 Cent an - scheint kaum geeignet, die Krise der Phonobranche durch Piraterie zu beenden. "99 Cent pro Song ist eindeutig zu wenig. Wir machen Verluste damit", sagt der deutsche Phonoverbands-Chef Michael Haentjes. Und der digitale Musikmarkt in Deutschland macht immer noch nur rund zwei Prozent des Gesamtumsatzes von etwa 1,5 Milliarden Euro pro Jahr aus.
Doch könnte man Web 2.0 auch anders verstehen: Die Musikbranche wird wieder Herr über das eigene Geschäft. Anstatt es durch branchenfremde Computer- und Internetfirmen abwickeln zu lassen, sollten Künstler und Plattenfirmen die Musik selbst im Netz vermarkten, meint Ärzte-Manager Axel Schulz in der Musikwoche: "Ich rate hier: Majors, kündigt Eure Verträge mit iTunes! Jetzt!"
Apple ist Download-Marktführer
Download-Marktführer Apple hat mittlerweile weit über eine Milliarde Songs pro 99 Cent in seinem iTunes Store über das Netz verkauft und der Plattenbranche vorgemacht, wie es geht. Dabei müssen die Labels die starre Preispolitik akzeptieren und sind quasi zu reinen Zulieferern des Produktes Musik degradiert.
Möglicherweise steht der Plattenindustrie in den kommenden Jahren aber auch ein umfassender Wandel bevor. Etliche Experten meinen, Musik aufzunehmen und zu speichern, ob auf CD, LP oder Festplatte, könne künftig nicht mehr als alleiniges Geschäft betrieben werden. "Die Gesamtvermarktung von Bands, inklusive Live-Rechten, Merchandising und Sponsoring wird wichtiger", sagt Brindley.
Für die Künstler gehört das sowieso zusammen. "Schon heute können sich nur ganz wenige Musiker allein auf Plattenverkäufe im Laden verlassen", sagt Promoter Hasko Witte. "Live-Auftritte und CD- Verkäufe direkt nach dem Konzert sind viel wichtiger." Selbst der erfolgreichen Berliner Band Mia geht das so - Gitarrist Ingo Puls: konstatiert trocken: "Wir müssen live spielen, um professionell Musik machen zu können, von Plattenverkäufen könnten wir nicht leben."