Medientag

TK-Markt im Umbruch: o2 will zum Full-Service-Anbieter wachsen

o2-CEO Rudolf Gröger sieht noch kein Ende der Marktdurchdringung
Von Thorsten Neuhetzki

"Bei 100 Prozent ist die Party noch nicht vorbei", sagte o2-Chef Rudolf Gröger heute auf dem Bitkom-Medientag mit Blick auf die in diesen Wochen erreichte Penetration im Mobilfunkmarkt: Rein statistisch gibt es nun mehr Handykunden als Einwohner. Doch diese Zahl ist trügerisch, wie auch Gröger weiß. 75 Prozent derjenigen, die ein Handy haben könnten, würden auch eins haben. 25 Prozent seien hingegen "Hardcore-Verweigerer", so Gröger wörtlich. Die Zahlen lägen, wie auch in Finnland, an doppelten Kundenverträgen, reinen Datenkarten und nicht benutzten SIM-Karten.

Dennoch: Der Markt befindet sich in einem Umbruch. Damit meint Gröger aber nicht den Umbruch, den die Kunden in den vergangenen Monaten anhand von Discountern wahrgenommen haben. "Es gibt für uns Mobilfunkanbieter drei Wachstumschancen", so Gröger. Man könne bei der Sprachtelefonie dem Festnetz Minuten abziehen, dem Kunden Breitbandanschlüsse zur Verfügung stellen und mobile Datendienste anbieten.

Dabei werde vor allem das Breitband-Internet in den nächsten Jahren stark wachsen, da immer mehr Familien bei sinkenden Preisen und einfacherer Technik auf DSL setzen. Auch der Bereich "Mobile Daten" werde bis 2010 ein starkes Wachstum erfahren, während die Festnetztelefonie im Umsatz nicht zuletzt durch Flatrates, aber auch durch die Substitution des Festnetzes durch die Mobilfunknetze, fallen werde. Die mobile Telefonie werde zwar weiter zunehmen, aufgrund sinkender Minutenpreise werden die Umsätze aber nicht steigen.

Als Mobilfunker müsse man reagieren. "Die Mitte stirbt", sagte Gröger. Einige Anbieter, wie etwa E-Plus, setzen dabei vor allem auf MVNO-Services. Der Netzbetreiber stellt seine Kapazitäten dritten Unternehmen zur Verfügung, damit diese sie auf ihre Art vermarkten. o2 hingegen hat sich dazu entschieden, ein sogenannter Integrator zu werden. Das bedeutet, o2 will den Kunden alle Dienste aus einer Hand und mit einer Rechnung bieten. Einen weiteren Schritt in diese Richtung hat das Unternehmen mit den zur IFA in Berlin vorgestellten DSL-Angeboten gemacht. "Der Kunde will einen Anbieter, einen Ansprechpartner", so Gröger.

debitel-Chef: Service-Provider können Kunden besser adressieren

Sieben Prozent der Kunden in Deutschland telefonieren nach Angaben von debitel-CEO Axel Rückert ausschließlich mit dem Handy. Das sei im europäischen Vergleich sehr wenig: In Skandinavien und Österreich betrage dieser Anteil mehr als 25 Prozent. In Deutschland wird es vor allem durch das Anbieten mobiler Datendienste, von MobileTV und anderen "exotischen Diensten", so Rückert, Marktfelder geben, die auch für Serviceprovider interessant sind.

"Wir können bestimmte Kundengruppen besser adressieren als die Netzbetreiber", so Rückert. In Frankreiche etwa habe debitel spezielle Tarife für kinderreiche Familien oder Erwerbslose im Angebot. Als Problem sieht Rückert die Nichttelefonierer: "Wenn Sie einem Kunden ein Handy, vielleicht sogar noch mit einem Flatscreen oder ähnlichem verkaufen, und sie hören von ihm außer den monatlichen Grundkosten nichts, ist das nicht gut." Das sei ein Problem.

Festnetz im Abschwung

Der Umsatz im Festnetz wird dieses Jahr um 4,5 Prozent zurückgehen. Diese Zahl hat der Branchenverband Bitkom heute morgen in einer Prognose vorgestellt. Jan Geldmacher, CEO von BT Germany, steht dem gelassen gegenüber. Sein Unternehmen verzeichne ein Wachstum von 15 Prozent. Dabei mache die klassische Festnetztelefonie nur einen ganz geringer Anteil des Umsatzes aus. Als Geschäftskundenanbieter setze man vor allem darauf, dem Kunden die Lösungen anzubieten, die er braucht. Dabei gehe es vor allem um IP-basierte Angebot, die schließlich auch zum Festnetzgeschäft gehören: "Festnetz ist auch Breitband", so Geldmacher. Einen Abschwung musste Geldmacher jedoch feststellen: In einer Fragerunde im Anschluss an die jeweiligen Darstellungen der CEOs war keine einzige Frage an ihn gerichtet.