Archivierung

Vielfalt schafft Sicherheit: Strategien für die Datensicherung

Markt bietet eine Vielzahl von Hard- und Softwarelösungen
Von dpa / Ralf Trautmann

Deutschland gilt als Paradies für Versicherungen. Beliebt und häufig vorgeschrieben ist Schutz gegen Unfälle, Feuer, Wasserschäden oder Berufsunfähigkeit. Am PC zu Hause sieht die Lage völlig anders aus: Den möglichen Verlust persönlicher Dateien nehmen viele auf die leichte Schulter. Doch wer mit wichtigen Unterlagen oder den Digitalfotos von den Kindern eine Allianz fürs Leben eingehen will, sollte sich gelegentlich um die Dateien kümmern. Eine persönliche Back-up-Strategie hilft bei der Datenpflege.

"Finden Sie eine Lösung, die sich auf lange Sicht durchhalten lässt, damit Sie nicht nach einigen Wochen Back-up-müde werden", rät Karsten Violka von der Zeitschrift c't. "Am wichtigsten ist, dass man es regelmäßig macht." Denn was nützt eine ausgefuchste Technik zur Sicherung der eigenen Dateien, die nur alle Jubeljahre mal eingesetzt wird? "Das größte Problem ist, dass viele Leute gar kein Back-up machen."

Auf regelmäßige Datensicherung kommt es nicht nur wegen wichtiger Unterlagen an, die auf dem Rechner gespeichert sind: Festplatten können über Nacht kaputt gehen, vielleicht wird versehentlich etwas gelöscht, tut ein Virus sein Zerstörungswerk oder wird der Computer gestohlen. Bedroht sind dann die Fotosammlung, die Videos und die MP3-Bibliothek. "Überlegen Sie sich, wie wertvoll die Dateien sind und was es kostet, sie wieder zu besorgen", rät Karsten Violka.

Wer öfter neue Software ausprobiert, sei außerdem mit regelmäßigen System-Backups gut beraten, sagt Arne Arnold von der in München erscheinenden Zeitschrift PC-Welt. Denn können die vorgenommenen Änderungen nicht mehr rückgängig gemacht werden, heißt es dann im Idealfall: alles zurück auf den Stand von gestern!

Das ist die bessere Alternative zur kompletten Neuinstallation des Betriebssystems samt aller Anwendungsprogramme. Unter Windows XP lassen sich deshalb beispielsweise mit Hilfe der Systemwiederherstellung - zu finden unter "Programme/Zubehör" - so genannte Wiederherstellungspunkte festlegen: Geht etwas schief, kann der Rechner in den auf diese Weise "eingefrorenen" Systemzustand zurückversetzt werden.

Archivierung mit Strategie

Bei intensiver Nutzung des Computers sollten neue Dateien täglich gesichert werden. Hobbyfotografen ist die Datensicherung spätestens nach dem Speichern neuer Fotos zu raten. "Wichtig ist, dass man sich eine Strategie zurechtlegt, zum Beispiel an jedem Monatsersten ein vollständiges Back-up macht und zwischenzeitig jede Woche nur die Änderungen sichert", empfiehlt Arne Arnold.

Mit Programmen wie der Freeware Filesync lassen sich Dateien von Hand auf externe Festplatten kopieren. Die Software vergleicht Ziel- und Quellordner und überträgt nur die neuen Dateien. Soll das Sichern automatisch laufen, rät "PC-Welt"-Experte Arne Arnold zu Back-up-Programmen mit eingebautem Zeitplaner. Dabei werden die zu sichernden Dateien in Ordnern abgelegt, die nur mit dem jeweiligen Back-up-Programm wieder zu öffnen sind.

"Automatisches Back-up funktioniert aber auch mit den Bordmitteln von Windows XP", sagt Thilo Noack, IT-Berater und PC-Trainer aus Hamburg. Dafür bietet sich die Nutzung einer Software an, die unter "Programme/Zubehör/Systemprogramme/Sicherung" gestartet wird. Mit Hilfe eines Assistenten lassen sich dabei diejenigen Ordner festlegen, die regelmäßig gesichert werden sollen.

"Als Speicherort bieten sich USB-Sticks oder Festplatten an", sagt Thilo Noack. Wie bei den Back-up-Programmen lasse sich bestimmen, ob die Dateien eins zu eins kopiert oder nur jeweils die Änderungen seit der bis dahin aktuellen Sicherung gespeichert werden sollen. Wer täglich speichert, legt am besten für jeden Wochentag einen Ordner an. Der Vorteil davon ist, das die Dateien dann mehrfach vorliegen.

Festplatten sind einzige Lösung für größere Datenmengen

Denn das ist der Kern jeder guten Back-up-Strategie: Die wichtigen Daten müssen in mehreren Kopien vorhanden sein - möglichst auf verschiedenen Datenträgern an verschiedenen Orten. Wer regelmäßig die Dateien auf CD oder DVD brennt, ist schon auf der sicheren Seite. Der Vorteil der Silberlinge im Vergleich zu Festplatten und USB-Sticks ist, dass sich die Daten nicht so schnell überschreiben lassen.

"Sobald Sie mit Datenmengen hantieren, die nicht mehr auf einige wenige Rohlinge passen, sind Festplatten aber die einzig praktikable Lösung", sagt Arne Arnold. Angesichts der Preise - eine 200 Gigabyte fassende externe Festplatte gibt es für weniger als 100 Euro - sei das eine empfehlenswerte Lösung.

Bei besonders wichtigen Daten sollte man sich allerdings nicht auf ein einziges Back-up-Medium verlassen, warnt Karsten Violka. Der Experte rät, das Material auf drei bis fünf wiederbeschreibbaren Back-up-Medien zu lagern und dann der Reihe nach zu überschreiben. Idealerweise liegen die Datenträger teils im Schrank, einige im Büro, andere im Schlafzimmer - oder im Keller bei den Eltern zu Hause.

Dort können die Festplatten, USB-Sticks und Silberlinge zunächst vergessen werden. "Spätestens in fünf Jahren sollten Sie die Dateien auf einer DVD auf einen neuen, dann aktuellen Datenträger kopieren", rät Arnold. Das sei die einzige Arbeit, die man mit den gesicherten Daten habe. "Sie können davon ausgehen, dass Sie Ihre Daten auch in 30 Jahren noch nutzen können - unter der Voraussetzung, dass Sie alle 5 Jahre etwas getan haben."