Internetsicherheit

Neue Masche: Betrüger greifen öfters zu Einweg-Domains

Mehrere Millionen Domains wurden kurzzeitig kostenlos genutzt
Von Björn Brodersen

Findige Internetnutzer setzen immer mehr das so genannte Domain-Kiting für teilweise illegale Zwecke ein. Bei dieser Taktik registrieren sie neue Domains und geben diese innerhalb der möglichen Rückgabefrist von fünf Tagen wieder zurück. Dadurch müssen sie für die kurzzeitig genutzte Webpräsenz nichts zahlen. In vielen Fällen wird gleich darauf die selbe erneut oder eine andere neue Einweg-Domain gebucht und das Spielchen wiederholt. Teilweise buchen die Registrare anscheinend auch gleichzeitig mehrere Tausend Domains. Ermöglicht wird diese Masche durch eine Lücke in den Vorgaben der Internet Corporation For Assigned Names and Numbers (ICANN), die internationale Internet-Koordinierungsorganisation.

Beispielsweise - das berichtet der Go Daddy-Gründer Bob Parsons auf seiner Website - wurden im vergangenen Monat insgesamt über 35 Millionen Domain-Namen registriert, wovon lediglich rund 2,7 Millionen fortwährend bestehende Internetadressen waren. Der restliche Anteil von 92,3 Prozent war auf das Domain-Kiting zurückzuführen. In den wenigen Tagen vor Rückgabe der Domain platzieren die Registrare beispielsweise weiterführende und von Werbepartnern bezahlte Links. Da viele der genutzten zuvor ausgelaufenen Domains bereits durch vorherige Betreiber in den Suchmaschinen gelistet sind, landen auf diese Weise etliche User auf den dazugehörigen Seiten. Klickt ein User auf den Link, kassiert der Registrar.

Die Registrare schlagen so zwei Fliegen mit einer Klappe: Sie streichen die Einnahmen für die Veröffentlichung von Werbeanzeigen ein und müssen keine großen Anstrengungen unternehmen, um für genügend Traffic zu sorgen. Bis die Lücke im ICANN-Registrierungssystem geschlossen wird, wird wohl noch einige Zeit vergehen. Parsons kritisiert, dass die ICANN keinerlei Anzeichen erkennen lässt, sich dieses Problems anzunehmen. Zu den Geschädigten des Domain Kitings würden alle Internetnutzer gehören.