erwischt

Großer Schlag gegen illegalen Tausch von Musik im Internet (aktualisiert)

Bundesweit 130 Hausdurchsuchungen und 3 500 Verdächtige
Von mit Material von dpa, ddp und AFP

Im Kampf gegen den illegalen Tausch von Musiktiteln im Internet ist der Staatsanwaltschaft in Köln nach eigenen Angaben der deutschlandweit größte Schlag gelungen. Wie die Ermittler am Dienstag mitteilten, wurden bei bundesweit 130 Hausdurchsuchungen insgesamt 3 500 Verdächtige identifiziert, die jeweils bis zu 8 000 Dateien über die Tauschbörse eDonkey angeboten haben sollen. Gegen alle Beschuldigte wurde ein Ermittlungsverfahren eingeleitet. Für die betroffenen Musikfirmen sind die erforderlichen Strafanträge gestellt worden.

"Es handelt sich um das größte Verfahren, das jemals in Deutschland gegen illegale Angebote in Internettauschbörsen durchgeführt wurde", teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Die Durchsuchungen seien am Dienstag bundesweit zeitgleich gestartet und gemeinsam von der Staatsanwaltschaft Köln und der Kreispolizeibehörde Rhein-Erft-Kreis koordiniert worden. Zahlreiche Computer und andere Beweismittel konnten sichergestellt werden. Vorausgegangen waren monatelange Ermittlungen der Strafverfolger.

Der heutigen Mitteilung der Staatsanwaltschaft waren monatelange Ermittlungen der Strafverfolgungsbehörden mit der von der deutschen Landesgruppe der IFPI e.V. (International Federation of the Phonographic Industry) beauftragten proMedia Gesellschaft zum Schutze geistigen Eigentums mbH vorangegangen. Dabei sicherten die Ermittler mit einer extra entwickelten und weltweit einmaligen Software in zwei Monaten über 800 000 Datensätze und mehr als 14 Gigabyte Log-Dateien.

Filesharingsysteme mit Schaden in Milliardenhöhe

Durch Filesharingsysteme wie eDonkey entstehen der Musikindustrie nach Angaben der Deutschen Phonoverbände international jährlich Schäden in Milliardenhöhe. Allein in Deutschland seien im Jahre 2005 mehr als 400 Millionen Musikdateien aus illegalen Quellen heruntergeladen worden, hieß es. Auf das eDonkey-Netzwerk griffen unter anderem die Softwareprogramme eDonkey2000, emule, shareaza, OverNet und MLDonkey zu, diese Programme basieren auf der so genannten Peer-to-Peer-Technik (P2P).

Da über ein großes Nutzer-Netzwerk urheberrechtlich geschützte Dateien wie Musik schnell und unkompliziert verbreitet werden können, ist die P2P-Technik selbst - die dieses Tauschen ermöglicht - wiederholt in die Kritik geraten. Sie funktioniert nach dem Prinzip der Dezentralisierung mit vergleichsweise wenig Rechenkapazität und kann so besonders günstig große Mengen an Informationen schnell verfügbar machen. Damit ist diese Technik aber auch in Universitäten oder Forschungseinrichtungen ein attraktives und viel genutztes Kommunikationsmodell. Die Aufsplitterung in massenweise kleine Einheiten macht es für Ermittlungsbehörden schwer, gegen illegale Praktiken in dem Netz vorzugehen.