Qualität

Noch sorgt Sprachsoftware nicht für Hörgenüsse

Programme lesen E-Mails und Online-Artikel vor
Von dpa / Björn Brodersen

Deshalb sind die Vorleseprogramme insgesamt auch noch nicht massentauglich. "Die Kunden erwarten, dass es sich so anhört, als wenn ein Mensch vorliest", sagt Michael Klatte von GData in Bochum. Das Unternehmen hatte 2003 mit "Logox vier Professionell" eine Software auf den Markt gebracht, die einen ähnlichen Funktionsumfang hatte wie der "Voice Reader". Nur klang das Ergebnis noch maschineller.

"Logox hat sich damals nicht durchgesetzt", sagt Micheal Klatte. Dennoch ist es weiterhin erhältlich. Darüber hinaus bietet GData das Gratisprogramm "Webspeech" an. Unter www.webspeech.de [Link entfernt] ist es als Plug-in für den Internet Explorer zu haben.

Die Umsetzung von Geschriebenem in Hörbares ist kompliziert: "Bei der Sprachausgabe ist das Problem, dass der Computer nicht weiß, was er für einen Satz vor sich hat, was der Satz aussagen soll", erklärt Norman Rohr von SVOX. Die besondere Schwierigkeit bei der Beurteilung von Texten liege darin, die Betonungen festzulegen.

Kopplung mit Übersetzungssoftware vorstellbar

Damit das derzeit angebotene Niveau bei der Sprachausgabe erreicht wird, betreibt SVOX einen großen Aufwand. "Eine Sprecherin liest in zwei bis drei Tagen größere Texte vor, die möglichst alle wichtigen Wörter enthalten", sagt Rohr. "Es gibt Silben, die in verschiedenen Zusammenhängen komplett anders ausgesprochen werden. Deswegen müssen wir einen möglichst großen Wortschatz aufnehmen."

Gleichzeitig entwickelt ein Computerlinguist Rechenmodelle, so genannte Algorithmen, die die Sprache beschreiben. Es gilt dabei etwa herauszufinden, unter welchen Bedingungen sich die Betonung einer Silbe in Sätzen oder zusammengesetzen Wörtern verändert. Schließlich wird der gesammelte Sprachschatz in kleinste Einheiten zerschnitten, die wie bei einem Baukasten bei Bedarf neu kombiniert werden können: Aus den Stücken der zerhackten Begriffe setzt der Rechner Wörter zusammen, die die Sprecherin gar nicht gesprochen hat.

Doch damit sind die Möglichkeiten längst nicht ausgereizt: Nach Rohrs Worten ist es sogar denkbar, dass Programme zur Spracherkennung irgendwann mit Übersetzungssoftware gekoppelt werden, so dass der Handy-PDA-Hosentaschenrechner den elektronischen Simultandolmetscher geben kann. Spätestens dann dürften sich viele beim Abwägen zwischen Hörgenuss und Zeitersparnis für Lara, Julia und Kollegen entscheiden.