WM

Journalisten auf Netzsuche - Kein UMTS im WM-Quartier

Kroatiens WM-Quartierstadt Bad Brückenau will "strahlungsarm" bleiben
Von ddp / Thorsten Neuhetzki

Für die Japaner wird der Besuch in Bad Brückenau ganz besonders entbehrungsreich. Während die technikverliebten Asiaten zu Hause nämlich regelmäßig Videokonferenzen mit ihren Handys veranstalten, werden sie in der Fußball-WM-Quartierstadt der Kroaten vergeblich auf Netzsuche sein. Denn in der unterfränkischen Kurstadt Bad Brückenau gibt es das neue, schnelle UMTS-Handynetz noch nicht. Und das wird in nächster Zeit auch so bleiben: Der Stadtrat ist dagegen. Für Sportreporter könnte das zum Problem werden, wenn sie aus der kroatischen WM-Unterkunft berichten wollen.

Vor allem die japanischen TV-Journalisten, die sich vor dem Gruppenspiel Japan-Kroatien am 18. Juni live via Video-Handy melden wollen, haben dann das Nachsehen.

Das idyllische 7500-Einwohner-Städtchen im Norden Unterfrankens kennt man vor allem wegen seines Mineralwassers. Weil das Getränk allein jedoch keine Besucher mehr in das jahrhundertealte Staatsbad lockt, haben sich die findigen Lokalpolitiker aus Bad Brückenau ein "Alleinstellungsmerkmal" für ihren Kurort überlegt: Er soll "strahlungsarm" sein.

Das bedeutet, dass es in der Stadt nicht das neue Handy-Netz UMTS und auch nicht besonders viele normale Mobilfunkmasten gibt. "Wir hatten mal einen Antrag, dass so ein UMTS-Mast in Stadtnähe gebaut werden sollte", sagt Stadtsprecher Bernhard Ganser. Doch der Stadtrat habe sich damals mit großer parteiübergreifender Mehrheit gegen den Bau entschieden. Seither rühmt sich Bad Brückenau also, eine besonders strahlungsarme Bäderstadt zu sein: "Das wird von unseren Gästen äußerst positiv aufgenommen", meint Ganser.

Auch mit WLAN steht die Stadt auf Kriegsfuß

Für die anstehende WM allerdings könnte das Etikett "Strahlungsarme Stadt" einige Probleme mit sich bringen. Als Quartierstadt der Nationalmannschaft aus Kroatien wird Bad Brückenau nämlich einen bisher ungekannten Ansturm von Journalisten aus der ganzen Welt erleben. Und die sind in der Regel auf die schnelle UMTS-Übertragungstechnik angewiesen, um Texte, Bilder und Video-Reportagen von ihrem Computer aus in die Redaktionen in der Heimat zu übermitteln. Doch in Bad Brückenau wird daraus nichts. "Auch während der WM nicht", sagt Ganser.

Natürlich gäbe es Alternativen: Punktuelle drahtlose Internet-Zugänge zum Beispiel, so genannte "Hotspots". Doch auch damit will man in Bad Brückenau nichts zu tun haben. "In unserer Stadt wird es während der WM kein drahtloses Internet für die Journalisten geben", bestätigt Stadtsprecher Ganser. Nicht am Stadion, nicht im Pressezentrum in der Innenstadt und erst recht nicht beim Hotel im Staatsbad. Auch hier habe der Stadtrat sein Veto eingelegt. Dennoch sollen die Journalisten in der kleinen Kurstadt vernünftige Arbeitsbedingungen vorfinden. "Deshalb stellen wir mehrere kabelgebundene DSL-Anschlüsse in unserem Pressezentrum zur Verfügung", sagt Ganser. Ob das ausreicht, wird die Stadt in zwei Monaten wissen.