Muffel

Deutsche Fernsehgewohnheiten passen nicht zum Handy-TV

Nur wenige Mobilfunkkunden interessieren sich für mobiles Fernsehen
Von Marie-Anne Winter

Etwas schwieriger wird es sich bei der Gruppe gestalten, die vorwiegend ihre Fernsehgewohnheiten als Hinderungsgrund für Handy-TV anführt, da sich Gewohnheiten erfahrungsgemäß nur langsam ändern. Dass dies aber möglich ist, zeigt die rasante Entwicklung der Mobilfunknutzung. Erste Potentialabschätzungen vor etwa 15 Jahren signalisierten seinerzeit auch nur ein sehr geringes Nutzungsinteresse. Dennoch eignet sich diese Zielgruppe für eine schnelle Markteinführung natürlich weniger. "Bei der Gruppe der Fernseh- und Handy-Muffel dürfte die Bekehrung zum mobilen Handy-TV wohl am zähesten werden", prophezeit Lauer.

Angesichts der gegenwärtig noch verhaltenen Vermarktung mobiler TV-Dienste in Deutschland verwundern die Ergebnisse der Studie allerdings nicht. Ein wesentlicher Grund für die Zurückhaltung der Mobilfunkbranche liegt dabei neben der Unkenntnis über die vorhandenen Endgeräten an der bis dato noch ungelösten Frage des künftigen Übertragungsstandards.

UMTS eigent sich weniger für mobiles Fernsehen

UMTS als Übertragungsstandard von mobilem TV eignet sich nicht aufgrund seiner begrenzten Übertragungskapazitäten. Ein massenweiser Abruf mobiler TV-Inhalte würde selbst die derzeitige UMTS-Netzinfrastruktur schnell überlasten. Geeigneter sind rundfunkbasierte Übertragungsstandards wie DMB und DVB-H, die ähnlich wie beim normalen Fernsehen einer unbegrenzten Anzahl an Teilnehmern mit Handy-TV-Empfänger einen zeitgleichen Konsum mobiler TV-Inhalte ermöglichen. Eine Durchsetzung dieser Standards scheitert allerdings bislang an einer flächendeckenden Einigung der Landesmedienanstalten, die über den Aufbau von Übertragungsplattformen in ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen entscheiden. Bisher konnten sich die Landesmedienanstalten nicht darauf verständigen, über welchen Übertragungsstandard (DMB oder DVB-H) mobile TV-Inhalte bundesweit übertragen werden sollen.

Geschäftsmodelle noch unklar

Ein weiterer wichtiger Grund für die bisherige Zurückhaltung der Mobilfunkbranche ist die ebenso noch ungeklärte Frage nach dem geeigneten Geschäftsmodell, das den Interessen aller an der Wertschöpfungskette beteiligten Unternehmen gleichermaßen gerecht werden kann. "Erforderliche Investitionen in Infrastruktur, Endgeräte und TV-Inhalte werden nur getätigt, wenn das entsprechende Geschäftsmodell dahinter auch lohnenswerte Renditen für alle Beteiligten verspricht", so Lauer.

Die Aufklärung der Zielgruppen

Umso wichtiger ist es für die Unternehmen der Mobilfunkbranche, nach der Klärung der elementaren Fragen auf die rasche Erschließung des Marktes vorbereitet zu sein. Dann gilt es, durch Aufklärungs- und Produktmarketing eine direkte Ansprache der primären Zielgruppen und damit eine optimale Abschöpfung des relevanten Potentials zu erreichen. Ferner muss sich die Gestaltung der Produktpakete optimal an den Bedürfnissen der primären Zielgruppe ausrichten. In diesem Zusammenhang wird es von zentraler Bedeutung sein, das richtige Tarifkonzept sowie die richtige Bepreisung der einzelnen TV-Dienste anzubieten.

"Primäre Zielgruppe erster Vermarktungsaktivitäten müssen jene Personen sein, die bereits jetzt ein grundlegendes Interesse an der Nutzung mobiler TV-Dienste geäußert haben", zieht Lauer das Resümee der Untersuchung. "Denn nur über diese Personengruppe wird der neue Dienst im Markt zu etablieren und eine kritische Masse zu erreichen sein, die schließlich Handy-TV zu einem weiteren Standard- Dienst der neueren Mobilfunknutzung machen wird."