Sonderschau

"digital living": Viel Lärm um nichts?

Das wirklich digitale Leben wird nicht auf der Sonderschau präsentiert
Von dpa / Björn Brodersen

So war die "digital living" auf der CeBIT eigentlich nicht angekündigt: Der Lärm ist ohrenbetäubend, die Sitzreihen vor der Bühne der World Cyber Games sind voll, auf den großen Leinwänden laufen computeranimierte Autorennen. Die als "Erlebniswelt mit Eventcharakter" avisierte Sonderschau für Endverbraucher, mit der die CeBIT auf die nun jährliche Internationale Funkausstellung in Berlin reagieren wollte, ist eher zu einer Spielewelt für Computerkids geraten. Das tatsächliche digitale Leben wird in Hannover auch dieses Mal woanders vorgestellt: An den Ständen der großen Elektronik-Konzerne, die fast geschlossen auf der "digital living" fehlen.

Man habe Ausstellungsfläche auf der "digital living" kostenlos angeboten bekommen, heißt es zum Beispiel beim japanischem Branchenriesen Panasonic. "Das war uns aber zu weit entfernt vom Messestand, wir wollen lieber alles unter einem Dach." Auch Motorola, Samsung oder Sharp fehlen in Halle 27. "Das Konzept der digital living war einfach ein Schnellschuss", sagt Sharp-Sprecher Martin Beckmann.

Andere zeigen sich dagegen zufrieden mit der Sonderschau für den Endverbraucher. Microsoft präsentiert gemeinsam mit VW das neue Eos- Cabrio mit Navigationssystem, UMTS-Verbindung, Bluetooth, USB- Anschluss und Infotainment-System mit Bildschirmen auf den Rückenlehnen. "Auf unserem Stand in Halle vier wäre die Präsentation des Eos sicherlich mehr untergegangen", sagt Microsoft-Technikberater Frank Maar.

Aussteller zögerten bei Teilnahme an Sonderschau

Die Resonanz der Aussteller auf die von der Messe AG kurzfristig ins Leben gerufene "digital living" war lange Zeit dürftig. Erst wenige Wochen vor Messebeginn präsentierte Messevorstand Ernst Raue 100 Teilnehmer - darunter auch bekannte Namen wie AMD und Bose. Die Sonderschau, die für einen Preis von zehn Euro auch ohne CeBIT-Karte besucht werden kann, sei eine herstellerübgreifende Ausstellung mit "Lifestyle"-Produkten und richte sich im Gegensatz zur Fachbesuchermesse CeBIT an den Endverbraucher. Tatsächlich gibt es auch in den CeBIT-Hallen Verbraucherprodukte vom großen Flachbild- Fernseher hin zum Mini-MP3-Player im Überfluss und die Stände der Elektronik-Hersteller sind rappelvoll.

Der Endverbraucher, der in diesen Tagen durch die Halle 27 schlendert, ist überwiegend jung und vor allem an Computerspielen oder neuesten mobilen Geräten wie MP3-Playern interessiert. Die Geräuschkulisse kann ziemlich anstrengend sein. Wenn der Audio- Spezialist Bose nachmittags seinen Event-Truck anschmeißt, scheint die ganze Halle zu vibrieren. Und Stände wie der der Organisation "Weltethos", der sich mit der menschenfreundlichen Nutzung moderner Technologien befasst, gehen im Knattern von Maschinengewehren, das Motorengeräusch von Formel-1-Wagen und der Jubel eines vollen Fußball-Stadions nahezu unter.