Internet-Fernsehen

Deutschland hinkt bei IP-TV europäischen Nachbarn hinterher

Infrastruktur für Internet-Fernsehen ist vorhanden, Inhalte fehlen bisher
Von Ralf Trautmann

Während in anderen europäischen Ländern das Geschäft mit dem Internet-Fernsehen bereits erfolgreich läuft, hinkt Deutschland der Entwicklung hinterher. So werden hierzulande bisher fast nur Dienste wie Video-on-Demand oder Live-Streams genutzt, um auch lediglich in einem geringen Umfang. Klassische Programme über IP-TV fristen in Deutschland ein Nischendasein. Trotzdem zeigt sich die Branche optimistisch: Laut der von Siemens unterstützten Studie IPTV 2010 sollen bis 2010 rund 1,3 Millionen Haushalte Internet-TV nutzen.

An der Infrastruktur scheitert der Erfolg des sogenannten "vierten Übertragunsweges" indes nicht: Rund 10 Millionen Haushalte sind via DSL an das Internet angebunden, und die Kapazitäten dieser Breitband-Anschlüsse reichen schon jetzt zur Übertragung des Fernseh-Signals. Mit ADSL-2+ und VDSL wird dann auch die Übertragung von Bildern im neuen HDTV-Format problemlos möglich sein. Weitere Stärke des Internet-TVs, zumindest aus Anbietersicht, ist der Rückkanal: Über zusätzliche Angebote wie Onlineshopping oder -spiele erhoffen sie sich zusätzlichen Umsatz.

Klassische TV-Programme oder eigene Inhalte?

Das Problem von IP-TV steckt eher in den umgeklärten Fragen nach den Programminhalten: Zwar versuchen sich Telekommunikationsunternehmen zunehmend auch selbst als Programmmacher, so zum Beispiel T-Online mit dem Kauf der Bundesliga-Übertragungsrechte für das Internet. Ob aus diesem Trend jedoch auf Dauer vollwertige Programme entstehen, ist fraglich: So verhandeln die Anbieter parallel den traditionellen Fernsehsendern, um deren Vollprogramme über das Internet zu übertragen.

Zudem stehen die Internet-Unternehmen vor dem Problem, am Fernsehen über das Internet auch Abseits von Zusatzdiensten verdienen zu müssen. Über Set-Top-Boxen soll daher garantiert werden, dass nur zahlende Kunden auch in den Genuss des jeweiligen Programms kommen. Gemeinsame Abrechnungsmodelle gibt es jedoch bisher nicht, so dass der Zuschauer nur das Angebot des eigenen Anbieters wahrnehmen kann. Auch eine rechtliche Frage wird für die Entwicklung des IP-TV maßgeblich sein: Sollte Internet-Fernsehen in Zukunft als vollwertige Rundfunk-Übertragung eingeordnet, benötigen die Anbieter eine Sendelizenz.