Lage

Siemens: Folgt die Kommunikations- der Handysparte?

Siemens Com erfüllt nicht die vorgegebenen Renditeziele
Von ddp / dpa / Björn Brodersen

Nachdem Siemens bereits seine bis dato defizitäre Handysparte an dem taiwanesischen Handy-Hersteller BenQ verkauft hat, will der Konzern nun offenbar auch das Geschäft mit Schnurlostelefonen und anderen Geräten aus der Hand geben. "Es gibt bei Siemens keine heiligen Kühe mehr", sagt ein Unternehmenskenner. Von Kerngeschäften will Vorstandschef Klaus Kleinfeld nicht mehr sprechen. Jedes Geschäft muss seine Renditeziele erreichen. Zudem wird regelmäßig überprüft, ob ein Bereich zukunftsträchtig oder möglicherweise anderswo besser aufgehoben ist.

Dass bei Com Handlungsbedarf steht, ist bei Management wie Arbeitnehmerschaft unbestritten. Im ersten Quartal des 2005/06 (30. September) hätte der Bereich ohne den Verkauf einer Beteiligung rote Zahlen geschrieben. "Siemens COM hat in manchen Bereichen hausgemachte Technologie- und Innovationsprobleme", heißt es bei der IG Metall. Zudem rechnen fast alle Experten mit einer Konsolidierung unter den Telekom-Ausrüstern. Zum einen brachen in den vergangenen Jahren die Umsätze weg, zum anderen machen neue Anbieter vor allem aus China wie zum Beispiel ZTE den Platzhirschen wie Siemens das Leben schwer und verschärfen den ohnehin schon brutalen Preiskampf.

Viel Zeit für eine Sanierung des Bereichs hat Kleinfeld nicht. Er hat versprochen, dass schon im nächsten Jahr alle Siemens-Bereiche die ehrgeizigen Renditeziele des Konzerns erreichen. Sogar sein persönliches Schicksal knüpfte Kleinfeld, der seit gut einem Jahr an der Spitze steht, an die Erfüllung dieses Versprechens. Com ist dabei das vielleicht größte Sorgenkind. "Wenn kein Wunder geschieht, kann Com in seiner heutigen Aufstellung die Margenziele nicht erreichen., sagte Theo Kitz, Siemens-Spezialist bei Merck Finck.

Keine Zeit mehr für Sanierungen

Für Arbeitnehmervertreter liegt hier das Problem: Früher habe sich Siemens jahrelang Zeit genommen, um kriselnde Geschäftsbereiche zu sanieren, sagt ein Aufsichtsrat. Heute profitiere Siemens von dieser mühseligen Aufräumarbeit und streiche zum Beispiel in der Medizintechnik und der Energieerzeugung dicke Gewinne ein. Diese Zeit nehme sich Kleinfeld nicht mehr. Die Trennung von der Handysparte ließ sich Siemens sogar mehrere hundert Millionen Euro kosten. Der Vorstand habe auch lange erwogen, das Geschäft selbst zu sanieren, sagte Kleinfeld kürzlich auf der Hauptversammlung. "Eine solche Vorgehensweise hätte realistisch noch einmal mehrere Milliarden Euro gekostet, um das Geschäft in eine wirklich führende Position zu bringen." Doch auch die Sanierung kann sich oft auszahlen. So betonte Infineon-Chef Wolfgang Ziebart vergangene Woche auf der Hauptversammlung: "Meine persönliche Erfahrung ist, dass durch nichts mehr Wert in einem Unternehmen geschaffen werden kann als durch die Sanierung eines unprofitablen Geschäfts." Daher habe sich der Chipkonzern entschlossen, sich in einer Reihe von Geschäftsfeldern der Herausforderung einer Sanierung zu stellen.