Telecom Trends

Telekommunikation: Die Ruhe vor dem Sturm

In diesem Jahr wird sich die Branche neu sortieren
Von Marie-Anne Winter

Wie schwierig die Marktlage ist, beschrieb in Düsseldorf auch Friedhelm Dommermuth von der Bonner Bundesnetzagentur. Zwar beziffert seine Behörde den Anstieg der Umsatzerlöse im letzten Jahr um 4 Prozent, muss aber auch einen Absatzschwund bei Festnetz-Verbindungsminuten testieren. Gründe hierfür seien Heavy User, die auf Breitbad gehen, und der sich festsetzende Trend, Festnetz- durch Mobilfunk-"Anschlüsse" zu substituieren. Hinzu komme die starke Tendenz zu Bündel- und Pauschal-Entgelten. Dies stelle außerdem ein Problem für Wettbewerber dar, die im Vorleistungsbereich Minuten-abhängig einkaufen müssten, aber nur Flatrates anbieten könnten.

Die anstehenden Regulierungsentscheidungen konnte Dommermuth indessen nur kommentieren: Es müsse - "teilweise unter hohem materiellem Druck" - eine Vielzahl von Einzelinteressen berücksichtigt und außerdem auf Abstimmung mit EU-Recht eingegangen werden. Dies führe nach wie vor zu Verzögerungen bei der Schaffung eindeutiger Rechtsrahmen. So sei bei Markt 12, Bitstrom-Zugang, die Marktsondierung inzwischen abgeschlossen - jetzt müsse die Behörde prüfen. Ein Abschlusstermin wurde nicht genannt.

Immerhin sollen die geänderten Zuteilungsregeln für Voice over IP gegen Ende des ersten beziehungsweise gegen Anfang des zweiten Quartals 2006 veröffentlicht werden. Und die Zusammenschaltung IP-basierter Netze - derzeit würden die Bewertungskriterien entwickelt - soll Ende dieses Jahres abgeschlossen sein.

IP Multimedia Subsystem (IMS) gilt als neue Wunderwaffe

Spätestens ab der CeBIT 2006 könnten sich die Konsumenten auf eine Vielzahl neuer integrierter Kommunikationslösungen einstellen. Das Telefonieren auf Handy oder Festnetz werde mehr Zusatznutzen bieten, einfachere Übergänge zwischen den Netzen bieten und nicht zuletzt preiswerter werden. Voraussetzung für die neue Dienste-Vielfalt sind Netze, auf denen es keine Rolle spielt, mit welchen Endgeräten man auf die zugreift, wer welche Inhalte einstellt und wann und wo sie der Kunde nutzt. Hierzu führen neben IP fast alle Netzbetreiber zusätzlich die Infrastruktur IP Multimedia Subsystem (IMS) ein. Damit wollen die Anbieter schnell und effektiv neue Dienste aufsetzen, mit denen die Kunden einfacher arbeiten, mehr Zusatznutzen erzielen können und weniger für die Einzeldienste zahlen. Außerdem können Anwendungen wie Backup, Verschlüsselung oder Firewall direkt in die Infrastruktur abwandern. Dafür hätten am Frontend andere Applikationen wie RFID, Patch Updates oder mobile E-Mail Platz. Das IMS bringe damit eine neue Architektur für "Service Exchange".