Musik-Spion

Wer hört was - iTunes hört mit

Der iTunes MiniStore belauscht seine Nutzer
Von Marie-Anne Winter

Dass sich die Medienkonzerne sehr dafür interessieren, was ihre Kunden lesen, hören und sehen wollen, ist nicht neu. Auch große Handelsketten denken sich allerlei Maßnahmen aus, um das Konsumverhalten ihrer Kunden zu studieren. Solange die Kunden ganz offen gefragt oder zumindest darüber informiert werden, dass man sie beobachtet, mag das akzeptiert werden. Schließlich hat man als Kunde ja auch etwas davon, wenn das Angebot auf die eigenen Wünsche und Bedürfnisse abgestimmt wird.

Das Verständnis für Konsumforschung schwindet aber berechtigterweise, wenn die Anbieter ihre Kunden ohne deren Wissen aushorchen. Die zunehmende Verbreitung von Spionage-Programmen, so genannter Spyware, ist nur allerdings nur ein Aspekt dieses indiskreten Wissensdurstes - wenn auch ein sehr Besorgnis erregender. Viele Lauscher kommen wesentlich harmloser daher - etwa als neue Version von Apples Musiksoftware iTunes. Laut einem Bericht von Ars Technica informiert die Version iTunes 6.0.2 den iTunes-Server über einen so genannten MiniStore, welche Musik der Benutzer gerade hört. Das wäre auch nicht so dramatisch, wenn das Programm den Nutzer höflich über seine Tätigkeit informieren würde - und zwar, bevor es aktiviert wird. Das ist leider nicht der Fall. Der MiniStore, der unter der Medienbibliothek eingeblendet wird, ist nach der Installation automatisch aktiv. Der Nutzer wird weder in der Lizenz, noch an anderer Stelle auf die Lauschfunktion des MiniStores hingewiesen.

Apple preist seinen MiniStore als praktische Such- (und Kauf-)hilfe an, die automatisch andere Alben oder Musikstücke einblende, die der Musik, die man gerade hört, ähnlich seien. Das bedeutet, dass Informationen zu der Musik, die man gerade hört, an den iTunes-Server übertragen werden. Dabei soll es laut Erfahrungsberichten keine Rolle spielen, ob man selbst gerippte MP3-Dateien oder gekaufte AAC-Songs hört.

Immerhin ist das Mithören des iTunes-Servers leicht zu unterbinden, indem man den MiniStore abschaltet [Link entfernt] . Trotzdem ist das Verhalten von Apple zumindest fragwürdig - denn die Nutzer werden nicht gefragt, ob sie Apple erlauben wollen, einen Blick in die eigene MP3-Sammlung zu werfen. Die Erhebung und Übertragung von Daten ohne Einwilligung des Betroffenen ist hierzulande nicht erlaubt.