Projekt

Unternehmen sollen Bürgern ihr Glasfasernetz öffnen

Minister sucht neuen Weg für Erschließung des ländlichen Raums
Von dpa / Björn Brodersen

Das Land Baden-Württemberg wirbt bei Unternehmen, ihre Glasfasernetze im ländlichen Raum auch für die Bürger zu öffnen. Die Deutsche Telekom und die Kabel BW könnten aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, Glasfaserkabel auf dem Land nicht flächendeckend verlegen. Lösungen wie etwa per WiMAX oder WLAN dagegen böten nicht genügend Abdeckung. Größere Datenübertragungen von 1 GBit/s und mehr erforderten in jeder Gemeinde auch des ländlichen Raums einen Glasfaseranschluss. Deshalb seien etwa Eigentümer von Stromnetzen und Schienenwegen aufgerufen, bestehende Netze zu öffnen. Als erstes Unternehmen habe die Deutsche Bahn AG zugesagt, gab der baden-württembergische Minister für Ernährung und Ländlichen Raum, Peter Hauk, heute in Stuttgart bekannt.

So könne auch bei dem Neubau von Autobahnen auf eine entsprechende Verlegung von Glasfaserkabeln geachtet werden. Erst wenn sich keine Lösung abzeichne, solle über einen mit öffentlichen Mitteln geförderten Neubau nachgedacht werden, sagte der Minister. Er kündigte Modellprojekte in zwei Gemeinden für das kommende Jahr an.

Bedarf an Übertragungswegen für große Datenmengen wird steigen

Zunächst müsse auf neue Kooperationen und neue Geschäftsmodelle gesetzt werden, sagte der Präsident der Landesanstalt für Kommunikation (LFK), Thomas Langheinrich. Der Bedarf an Möglichkeiten zur Übertragung großer Datenmengen werde in den kommenden Jahren stark ansteigen. Glasfaserkabel seien dafür unabdingbar. Bis 2008 soll im Südwesten die terrestrische Übertragung von digitalen Fernsehprogrammen landesweit möglich sein, sagte er.

"Fehlende Anschlüsse an die Datenautobahn gefährden die Zukunft des ländlichen Raums, denn die Datenautobahn gehört inzwischen neben dem Straßen- und Schienennetz zu den entscheidenden Wirtschafts- und Standortfaktoren", betonte Hauk. Datennetze spielten vor allem in ländlichen Regionen eine immer wichtigere Rolle für den Informationsaustausch zwischen Unternehmen, Behörden und Bürgern.

Ziel seien gleichwertige Lebensbedingungen in Stadt und Land. Dafür nötig sei nicht nur die Ausstattung der Ballungsräume mit modernen Informations- und Kommunikationstechniken. Auch der ländliche Raum müsse mit Kommunikationstechnologie zu ähnlichen Konditionen wie die Ballungsräume ausgerüstet sein. Eine Aktionsgemeinschaft "Breitband im ländlichen Raum" mit Unternehmen, Behörden und Bürgern soll Möglichkeiten ausloten, wie eine digitale Spaltung zwischen Stadt und Land verhindert werden kann.