Sicherheit

Blackberry-Hersteller kämpft um seinen guten Ruf

Patentstreit in den USA, Sicherheitsbedenken des BSI
Von Björn Brodersen

Der kanadische Blackberry-Hersteller Research In Motion (RIM) befindet sich in der Krise. Einerseits droht dem Unternehmen wegen Patentstreitigkeiten die Abschaltung auf dem US-Markt, andererseits muss es sich weiterhin gegen Vorwürfe zur Wehr setzen, der E-Mail-Pushdienst der Blackberry-Geräte sei nicht sicher. Die Folgen ließen nicht lange auf sich warten: Nachdem das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) Blackberry-Nutzer vor Risiken im E-Mail-Verkehr warnte, informierte auch der deutsche Mobilfunknetzbetreiber E-Plus seine Geschäftskunden schriftlich über die Sicherheitsbedenken des BSI.

Auch wenn die Kanadier etwaige Schwachstellen sofort dementierten, hält die Diskussion um den möglichen Zugriff von Dritten auf alle Verbindungsdaten und Mail-Inhalte der weltweit rund 4,3 Millionen Blackberry-Nutzer an. Jetzt hat auch die Bundeswehr einen bereits an T-Mobile erteilten Großauftrag über die Ausrüstung der politischen und militärischen Führungsebene mit mobilen E-Mail-Handys von RIM gestoppt. Nach Informationen der WirtschaftsWoche aus dem Bundesverteidigungsministerium wurde der Auftrag wegen der vom BSI geäußerten Sicherheitsbedenken storniert: Dem Bericht zufolge bereitet es dem Bund Sorgen, dass der gesamte E-Mail-Verkehr über ein britisches Rechenzentrum läuft und so Geheimdienste potenziellen Zugang zu den Daten haben.

Gartner rät Unternehmen zurzeit von Blackberry-Projekten ab

Auch die Analysten von Gartner raten Unternehmen zurzeit, keine geschäftskritischen Blackberry-Implementierungen mehr durchzuführen - allerdings aus einem anderen Grund: Wegen des Patentstreits mit NTP droht in den USA ein Verbot der Blackberry-Dienste. Gartner geht davon aus, dass die beiden Parteien innerhalb der kommenden drei Wochen zu einer Einigung kommen werden, was im Interesse beider Unternehmen sei. Andernfalls rechnen die Analysten damit, dass RIM den Supreme Court anrufen wird. Sobald die rechtliche Situation von RIM geklärt ist, sollten Interessenten die Workarounds, mit denen RIM die betroffenen Patente umgeht, prüfen und im Zweifelsfall alternative Lösungen wählen. Allerdings könnten auch Alternativangebote diese Patente verletzen, warnt Gartner.

Hoffnung machte RIM zuletzt eine Entscheidung des US-Patentamts: Es wies eines der umstrittenen NTP-Patente zurück, die RIM mit seinem Blackberry-Dienst verletzt haben soll. Begründung: Eine norwegische Firma habe die betreffende Technologie schon vor NTP entwickelt. Die Abweisung gilt nur vorläufig, bis zu einer endgültigen Entscheidung könnten Monate oder gar Jahre vergehen. Allerdings scheiterte RIM vor einem Bundesgericht in Virginia mit dem Antrag, die Verhandlung bis zur endgültigen Entscheidung des US-Patentamtes auszusetzen. Damit sind fast alle RIM zur Verfügung stehenden Rechtsmittel ausgeschöpft.