Mehrwertnummern

o2 verbindet jetzt auch zu 0900

Anrufe werden im Online-Billing-Verfahren abrechnet
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Als letzter Mobilfunker in Deutschland öffnet o2 den Zugang zur Mehrwertvorwahl 0900. Das haben Tests der teltarif-Redaktion ergeben. Hintergrund ist, dass die bisherige Mehrwertvorwahl 0190 am 31. Dezember ausgeschaltet wird. Danach können 0190-Anbieter noch maximal ein halbes Jahr eine für den Anrufer kostenlose Hinweis-Ansage auf eine Nachfolgerufnummer ablaufen lassen, danach ist unwiderruflich Schluss.

Viele Anbieter von Diensten über Mehrwertrufnummern hatten sich bis zuletzt gegen die Abschaltung gewehrt und argumentierten, dass 0900 noch nicht aus allen Netzen - vor allem nicht von allen Mobiltelefonnetzen aus - erreichbar sei. Offenbar werden die "Nummern für einsame Herzen" gerne vom Handy angerufen, obwohl sie hier besonders teuer sind.

Weil das Gesetz bei Mehrwertrufnummern eine Grenze von 2 Euro pro Minute (oder 30 Euro pro Anruf) vorschreibt, hatte o2 die Anwahl von 0190-8 bei LOOP- Prepaid-Karten gesperrt. Damit wurde auch verhindert, dass die Kartenguthaben entbundelter SIM-Lock-Pakete mit einer 0190-Nummer abtelefoniert wurden, deren Einnahmen dem Händler oder pfiffigen Kunden zu Gute kamen.

Die Kosten sind anhand der Rufnummer nicht zu erkennen

Was der Anruf zur gewählten 0900-Rufnummer kostet, ist an der Rufnummer selbst nicht erkennbar, sondern wird vom Diensteanbieter in Abstimmung mit dem Netzbetreiber festgelegt. Der Kunde erfährt den Preis erst nach dem Wählen durch eine Preisansage. Diese Ansage muss bis zum Signalton kostenlos sein, auch aus dem Mobilfunk. Nach diesem Signalton kann es dann richtig teuer werden. Auch in Zukunft werden die vom Festnetz geltenden Preise meist günstiger als im Mobilfunk sein.

Während im Festnetz "offline" abgerechnet wird (d.h. der 0900-Anbieter oder sein Abrechnungsdienstleister schicken dem Teilnehmernetzbetreiber des Festnetzkunden eine Rechnung) gibt es im Mobilfunk eine modifizierte Online-Abrechnung. Alle 0900-Anbieter, die aus dem Mobilfunk erreichbar sein wollen, werden in ein Tarifraster (Preis pro Minute) gesteckt; der Anbieter kann sich einen Preis heraussuchen, bekommt aber danach nur einen reduzierten Anteil davon ausbezahlt.

Insider vermuten, dass die Mobilfunker damit verhindern wollen, dass über die frei tarifierbaren 0900-Nummern eine Art Call by Call vom Handy aus angeboten wird. Das führt zu kuriosen Effekten: Wer die Zeitansage der Deutschen Telekom unter 0900-1-001191 anruft, zahlt die folgenden Entgelte:

  • T-Com-Festnetz: 24 Cent pro Anruf (Dauer egal)
  • T-Mobile D1: 99 Cent pro Minute
  • Vodafone D2: 89 Cent pro Minute
  • E-Plus: 99 Cent pro Minute
  • o2-Germany: 79 Cent pro Minute
Bei Reklamationen, wenn der Kunde mit der Dienstleitung nicht einverstanden oder sich sicher ist, diese nicht gewählt zu haben, muss der Netzbetreiber diese Kosten zurückstellen und der Kunde muss sich dann mit dem Diensteanbieter oder ein von ihm beauftragtes Abrechnungsunternehmen auseinandersetzen. Wie das in der Praxis tatsächlich ablaufen wird, bleibt abzuwarten.