Allroundanbieter

debitel: Der Markt wird erwachsen

Mehr Musik, mehr Ausrichtung auf Zielgruppen, mehr Festnetz
Von / Marie-Anne Winter

Regelmäßig lädt der Service-Provider debitel Medienvertreter ein, um das Jahr Revue passieren zu lassen. Hatte man vor einem Jahr noch befürchtet, dass es weitere Mobilfunk-Service-Provider durch Fusionen, Aufkäufe oder Pleiten vom Markt fegen würde, findet die Konsolidierung jetzt bei den Netzbetreibern statt, analysierte Paul A. Stodden, der neue Chef von debitel. Die Übernahme von o2 durch die spanische Telefónica sei ein gutes Beispiel dafür.

Insgesamt sei der Markt erwachsener geworden, wurde stärker in Segmente aufgeteilt und es gelte längst nicht mehr "one size fits all". Indirekt übte Stodden Kritik an der CeBIT-Absage von E-Plus. "Wir sind auf der CeBIT 2006, denn es ist gut auf der CeBIT zu sein." Dort werde debitel vier bis fünf Segmentangebote vorstellen. Das Unternehmen werde sein Konzept des Branded Reseller verfolgen: Neben Angeboten mit DSF (Sportfernsehen) gibt es Projekte mit Beate Uhse (Handytarif mit Alterskontrolle und "speziellen Angeboten" für Erwachsene) oder mit dem Bezahlsender "Premiere".

Zielgruppen genauer ansprechen

In Zukunft sollen verstärkt bestimmte Geräte mit bestimmten Tarifen in bestimmten Läden gekoppelt werden: Von "Einfach" über "Standard" (mit Markengeräten) oder "Fun Fashion Style" wo viele SMS und der häufige Wechsel von Handys an der Tagesordnung seien.

Kritisch sieht Stodden, daß der mobile Download von Musik immer noch wesentlich teurer als am PC ist. "Der Standard sind heute i-Tunes 99 Cents oder die Angebote von Media Saturn die bis zu 59 Cent kosten. 1,29 Euro pro Titel ist den Leuten zu teuer." Stodden plädierte für eine Musikflatrate, der Kunde habe nur ein festes kalkulierbares Budget zur Verfügung und appellierte an die Netzbetreiber, hier aktiv zu werden. Ein Download sollte für den PC und das Handy nutzbar sein. Musik sei ein wichtiges Thema für das nächste Jahr. Mobile TV sei auch ohne UMTS möglich, etwa durch DVB-H oder DMB. Geld ließe sich durch den Rückkanal oder Pay-TV-Angebote verdienen, wenige Wochen vor der Fußball-WM scheint aber noch nicht so recht klar zu sein, welche Angebote und Endgeräte konkret lieferbar sein werden.

Was es sonst noch alles gibt

debitel wird auch weiter im klassischen Prepaidbereich tätig bleiben. Wie berichtet, setzt das Unternehmen aber auch auf eine breitere Vermarktung von debitel-light. Neben Privatkunden betreut das Unternehmen auch kleinere Mittelständische Unternehmen, es ist aber nicht im Großkundenbereich tätig. Für Mittelständler seien auch gemischte Flottenangebote mit verschiedenen Netzen in einem Vertrag möglich, ganz wie der Kunde es wünsche.

Längst macht debitel 70 Prozent seines Umsatzes mit eigenen Tarifen, die in allen Mobilfunk-Netzen gleich sind. Das o2-Geschäft ist bei debitel langsam und verhalten angelaufen, denn in den Media-Saturn Märkten bleibt Original-o2 weiterhin auf eigene Rechnung aktiv. Der Sommerhit Tarif wurde vom Markt genommen, da er laut debitel kaum nachgefragt wurde. Viele Kunden wollen unbedingt ein neues Handy zum Vertrag haben.

Zum erweiterten Produktportfolio gehört neben Mobilfunk bei debitel schon lange das Festnetz dazu. Aufgrund passender Resale-Verträge mit T-Com, Arcor und QSC könne debitel Konvergenz-Produkte aus einer Hand anbieten, als erster Anbieter habe man DSL und Mobiltelefonie in einem Paket vorgestellt, Voice over IP sei bald eine Standard-Anwendung. Zwei neue VoIP-Tarife von debitel stellten wir erst kürzlich vor. Insgesamt entwickele sich debitel vom reinen Mobil-Serviceprovider zum Telekommunikationsdienstleister.