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T-Mobile: Zahlreiche Vertrags-Handys nur noch mit Netlock

Mitbewerber verkaufen weiterhin offene Handys
Von Volker Schäfer

Wie bereits berichtet liefert T-Mobile sein neues Handy-PDA-Flaggschiff MDA Pro, das neue Smartphone SDA II und auch den MDA III-Nachfolger MDA Vario mit einem Netlock versehen aus. Das heißt, diese Geräte funktionieren zwar mit jeder deutschen T-Mobile-SIM-Karte, nicht aber mit den Karten anderer Netzbetreiber.

Allerdings sind von dieser Maßnahme, die z.B. in Österreich schon lange bei allen Netzbetreibern üblich ist, nicht nur diese drei, unter der Marke T-Mobile vermarkteten Geräte, sondern auch zahlreiche andere Handys betroffen. Nach Angaben auf den Geschäftskunden-Seiten der T-Mobile-Homepage zählen dazu die LG-Telefone B2050, C3300 und U8290, das Motorola RAZR V3, die Nokia-Handys 6030, 6101, 6610i und 3120, das SGH-E350 und SGH-ZM60 von Samsung und das Sony Ericsson K608i. Im Online-Shop für Priatkunden sind dagegen nur ganz aktuelle Geräte wie der MDA Pro und das SDA II als Netlock-Telefone gekennzeichnet. Denkbar ist, dass von den älteren Modellen derzeit noch Geräte auf Lager sind, die noch nicht für die Nutzung mit anderen SIM-Karten gesperrt sind und an Privatkunden im Online-Shop zuerst diese Telefone verkauft werden. Bei einem Kauf im T-Punkt oder beim Fachhändler sollte man in jedem Fall darauf achten, ein nicht gesperrtes Gerät zu erwischen, wenn man dieses möglicherweise auch mit anderen Karten betreiben will.

Die T-Mobile-Pressestelle erklärte auf Anfrage von teltarif.de, der Netlock sei bei allen Geräten, die bei T-Mobile "im Fokus stehen", vorgesehen. Es werde aber mit Vertrag weiterhin auch Handys geben, die mit jeder SIM-Karte funktioniert. Trotz dieser Aussage ist es auffällig, dass nahezu alle neueren Handys nur noch mit Karten der Telekom-Mobilfunktochter genutzt werden können.

Entsperrcode nur ohne Vertrag kostenlos

Nur mit Netlock zu bekommen:
Der MDA pro
Wer das ändern möchte, muss sein Gerät entweder ohne Vertrag und zum vollen Preis kaufen, oder 99,50 Euro zusätzlich zum subventionierten Betrag investieren. Genau diesen Betrag verlangt T-Mobile nämlich, wenn man sein Handy innerhalb der Mindestvertragslaufzeit von 24 Monaten für die Nutzung mit fremden Karten öffnen will. Selbst wenn man das Gerät ohne Vertrag erwirbt, ist es zunächst für Fremdnetz-SIMs gesperrt. Faxt man jedoch den Kaufbeleg an die speziell hierfür eingerichtete Hotline des Netzbetreibers, so erhält man den Entsperr-Code innerhalb weniger Stunden. Ähnlich schnell klappt es auch nach Ablauf der Mindestvertragslaufzeit. Dann nämlich bekommt man den Code kostenlos.

Wer neben dem Telefon auch die T-Mobile-SIM benötigt, kann trotz der zusätzlich anfallenden Entsperr-Kosten noch gegenüber dem Handy-Kauf ohne Vertrag sparen. So kostet das Nokia 6101 beispielsweise derzeit mit Vertrag 9,95 Euro. Lässt man es entsperren, so liegt der Gesamtpreis bei 109,45 Euro. Ohne Vertrag verlangt T-Mobile für das Gerät jedoch 249,95 Euro. Selbst die günstigsten Händler im Internet verlangen immerhin noch knapp 190 Euro.

Anders sieht es jedoch aus, wenn der Vertrag nur zur Subventionierung des Telefons angeschafft wird. Dann muss man noch 24 mal die Grundgebühr z.B. für den Relax 100-Tarif addieren, für den T-Mobile den Handypreis von 9,95 Euro angibt. Diese beträgt monatlich 25 Euro. Das sind über zwei Jahre Laufzeit insgesamt 600 Euro, so dass das Handy dann 709,45 Euro kostet - kein Vergleich zu den knapp 190 Euro im freien Handel.

Die Mitbewerber des Telekom-Mobilfunktochter wollen sich der Netlock-Maßnahme nicht anschließen. Das erklärten übereinstimmend die Pressestellen von Vodafone, E-Plus und o2 auf Anfrage von teltarif.de. Die bei der T-Mobile-Konkurrenz mit Vertrag gekauften Telefone können somit weiterhin auch mit SIM-Karten aller Netzbetreiber genutzt werden.

Freie Geräte teilweise im Fachhhandel

Wer einen T-Mobile-Vertrag mit einem "freien" Handy sucht, hat möglicherweise im Fachhandel Glück - allerdings auch nur dann, wenn der Händler das Gerät nicht über T-Mobile bezogen hat. Im Zweifelsfall sollte man vor dem Kauf testen, ob es möglich ist, die gewünschte Karte im ins Auge gefassten Telefon zu betreiben.

Die Fachhändler selbst sind nach Erfahrungen der teltarif.de-Redaktion nur zum Teil über den Netlock bei bestimmten Geräten informiert. Während ein Mitarbeiter eines T-Punktes in Mittelhessen Kunden in Verkaufsgesprächen über die Einschränkung aufklärte, war der Netlock anderen Händlern unbekannt. Auch die T-Mobile-Hotline konnte auf Kundennachfrage nur unzureichend Auskunft über die Handys geben, die ohne Zuzahlung nur mit Karten des Bonner Telekommunikationskonzerns funktionieren.

Für Handyfans, die ihr Telefon ohnehin nur mit dem Vertrag nutzen wollen, mit dem sie es gekauft haben, ist der Netlock sicherlich weniger relevant. Allerdings haben speziell die letzten Monate gezeigt, wie schnelllebig die deutsche Mobilfunklandschaft inzwischen geworden ist. So ist es gut denkbar, dass man einige Monate nach Vertragsabschluss und Handykauf doch zu einem neuen, günstigeren Provider wechseln möchte. Das mit dem Vertrag erworbene Telefon kann dann nur gegen Bares weiter verwendet werden. So gesehen ist es durchaus eine Überlegung wert, das Telefon gleich ohne Vertrag zu erwerben und stattdessen bei Vertragsabschluss eine Provisionsauszahlung oder ein Gesprächsguthaben auszuhandeln.