Marktprognosen

Festnetz-Anbieter geraten immer mehr unter Druck

Unternehmen sollten mehr auf Qualität als auf niedrige Preise setzen
Von Georg Stanossek / Björn Brodersen

Rund zwei Milliarden Mobilfunkverträge wird es Ende dieses Jahres geben. Davon geht das Prüfungs- und Beratungsunternehmen Deloitte aus. Zurzeit würden Unternehmen auf der ganzen Welt Milliarden Dollar investieren, um sich ihren Anteil am Wachstumsmarkt der Festnetz- und Mobilfunk-Kommunikation zu sichern. Doch selbst bei so vielen Neukunden und einem möglichen Absatzvolumen von 500 Millionen Handys allein in diesem Jahr werden die Gewinnspannen in den nächsten fünf Jahren vermutlich weiter schrumpfen, prognostiziert die Beratungsfirma.

Auch in absehbarer Zeit bleibt die Festnetz-Sprachtelefonie nach Ansicht der Marktbeobachter die größte Umsatz- und Gewinnquelle. Trotz steigender Marktanteile für Mobilfunk und VoIP werden sie auch zukünftig die meisten Gesprächsminuten für sich vereinnahmen. Der Gefahr durch Mobilfunk und Internet-Telefonie würden die Festnetzbetreiber meist durch Preissenkungen begegnen - eine Maßnahme, die sich allerdings verheerend auf die Ertragskraft der Unternehmen auswirken könne. Statt den Preisverfall voranzutreiben, sollten deshalb Telekommunikations-Anbieter lieber andere Strategien in Erwägung ziehen, rät Deloitte: Hervorhebung der überlegenen Sprachqualität, attraktive Angebotsbündelung, Premium-Services zur stärkeren Differenzierung und Festnetz-Telefone mit integriertem elektronischem Adressbuch, was zwar ein einfaches, aber für viele Handy-Käufer ausschlaggebendes Feature darstelle.

Europäischer ITK-Markt wächst schneller als EU-Gesamtwirtschaft

Laut einer weiteren Studie wird der Markt für Informationstechnik und Telekommunikation (ITK) in der Europäischen Union in diesem Jahr um 2,9 Prozent auf 614 Milliarden Euro anwachsen und der Anstieg damit doppelt so hoch liegen wie für die Gesamtwirtschaft in der EU. Laut der Erhebung des Marktforschungsinstituts European Information Technology Observatory (EITO) haben sich an die Wachstumsspitze die neuen EU-Mitglieder wie Polen, Ungarn und Tschechien gesetzt. Die Zuwächse erreichten in manchen Ländern Mittel- und Osteuropas zweistellige Werte.

Die Telekommunikation entwickle sich in diesem Jahr etwas schwächer als noch im Frühjahr erwartet. In diesem Segment rechnet das EITO für die EU mit einem Umsatzplus von 2,2 Prozent auf knapp 324 Milliarden Euro. Nicht nur in Deutschland, auch in den meisten anderen EU-Ländern stiegen die Umsätze mit mobilen Telefondiensten (um 3,4 Prozent auf 123 Milliarden Euro) langsamer als ursprünglich angenommen. Gleichzeitig würden die Preise in Folge des verschärften Wettbewerbs sinken, was durch höhere Nutzerzahlen und verstärkte Nutzung der Dienste nicht vollständig kompensiert werden könne.

Unter Druck bleibe der Markt für Sprachtelefonie im Festnetz, der um 2,3 Prozent auf rund 85 Milliarden Euro schrumpfe. Den Grund dafür macht auch EITO in der Konkurrenz durch den Mobilfunk und das Breitband-Internet mit Internet-Telefonie aus.

Im Jahr 2006 soll sich die positive Entwicklung fortsetzen: Das EITO rechnet für die EU mit einem Plus im ITK-Markt von 2,8 Prozent auf 631,7 Milliarden Euro. Die Umsätze allein im Telekommunikationsbereich sollen sich im kommenden Jahr der aktuellen Prognose zufolge um 1,6 Prozent auf 329 Milliarden Euro steigern.