Umfrage

Immer mehr Festnetzkunden wandern ab

Telefonfirmen wappnen sich gegen wachsende Konkurrenz
Von Björn Brodersen

Der Wettbewerbsdruck steigt: Kabelnetzbetreiber und Mobilfunkunternehmen machen dem Festnetz zunehmend Konkurrenz. Mehr als 45 Millionen Kunden in Deutschland, Großbritannien, Südkorea und den USA haben bereits ihre Festnetzanschlüsse abgemeldet, um ausschließlich mobil zu telefonieren. Jeder zweite Handybesitzer würde zudem seinen Mobilfunkanbieter wechseln, um mit seinem Handy zu Hause oder im öffentlichen WLAN-Netz zu Festnetzpreisen anzurufen. Das ist ein weiteres Ergebnis der Studie Telco Trend 2005 der Unternehmensgruppe Steria Mummert Consulting, die in Zusammenarbeit mit dem Spezialisten für Umfrage- und Beschwerdemanagementsoftware Inworks erstellt wurde.

Die wachsende Konkurrenz gehört im kommenden Jahr zu den wichtigsten Herausforderungen in der Kommunikationsbranche. Jedes dritte Unternehmen geht der Umfrage zufolge davon aus, sich diesem Problem in den kommenden Monaten stellen zu müssen. Die Konkurrenz zum Festnetzanschluss kommt jedoch nicht nur aus der Mobilfunkbranche, sondern auch aus den Reihen der TV-Kabelnetz-Betreiber. Diese arbeiten mit Hochdruck daran, ihre Netze rückkanalfähig auszubauen und damit telefonie- und internettauglich zu machen. Bislang hindere ein fehlender Breitbandanschluss viele Kunden daran, das Internet stärker und besser zu nutzen. In Deutschland besitzen zurzeit nur 17 Prozent der Haushalte einen schnellen Internetzugang. Nach der Umrüstung der Kabelnetze würden hingegen sieben von zehn Haushalten Breitbandkabel zum Fernsehen, Telefonieren und Surfen zur Verfügung stehen.

94 Prozent der Fach- und Führungskräfte von Telekommunikationsunternehmen gehen davon aus, dass die Wechselbereitschaft von Kunden mit analogem Anschluss zu Anbietern mit kostengünstigen Breitbandangeboten wächst. So sollen beispielsweise 6,5 Milliarden Euro in Westeuropa im Jahr 2009 mit Internet, Telefonie und TV über das TV-Kabel umgesetzt werden. Damit würde sich der Erlös aus der Datenübertragung im Kabelnetz binnen vier Jahren verfünffachen: Bereits für 2005 gingen Experten von einem Umsatz von 1,3 Milliarden Euro aus. Um der Konkurrenz zu begegnen, hätten 83 Prozent der befragten Telekommunikationsunternehmen angegeben, in den kommenden drei Jahren verstärkt in die Bindung ihrer Bestandskunden zu investieren.