Handelsblatt Jahrestagung

Quo vadis Festnetz?

Telekom-Wettbewerber nehmen die Regulierungsbehörde in die Pflicht
Von Björn Brodersen

Wohin führt der Weg des klassischen Festnetzes? Dieser Frage gingen heute prominente Vertreter von Telekom-Wettbewerbern nach. Im Rahmen der 11. Internationalen Handelsblatt Jahrestagung "Telekommarkt Europa" in Bonn diskutierten der freenet-CEO Eckhard Spoerr, der HanseNet-Geschäftsführer Harald Rösch und Arcor-Vorstand Stöber über die Zukunft ihres Festnetzgeschäfts. Ihr Fazit: Die Festnetzanbieter sind den Angriffen der Breitband-Provider und der Mobilfunkserviceprovider ausgesetzt und aufgrund regulatorischer Vorgaben im Nachteil gegenüber der Konkurrenz. Unisono forderten sie die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) auf, bessere Rahmenbedingungen für echten Wettbewerb im Telekommunikationsmarkt zu schaffen.

Druck üben seit kurzer Zeit vor allem die Mobilfunkanbieter auf die Festnetz-Firmen aus, indem sie Mobilfunktarife mit festnetzähnlichen Minutenpreisen auf den Markt bringen. Hier sieht freenet-Chef Spoerr dringenden Handlungsbedarf für den Regulierer. Denn durch die hohen Terminierungsentgelte in die Mobilfunknetze, die bedeutend höher seien als die Durchleistungsentgelte ins Festnetz, seien die Festnetzanbieter benachteiligt. Zurzeit berechnen die Mobilfunkanbieter zwischen 14 und 18 Cent pro Minute, zahlen gleichzeitig aber weniger als 2 Cent pro Minute an die Festnetzbetreiber. Um gleiche Bedingungen zu schaffen, forderten die Teilnehmer der Diskussionsrunde symmetrische Terminierungsentgelte.

Stöber: Vorleistungsprodukte der Telekom sind zu teuer

Eine zweite Maßnahme, die Arcor-Vorstand Stöber, der gleichzeitig Vize-Präsident des VATM ist, für mehr Wettbewerb notwendig hält, ist die richtige Bepreisung der Vorleistungsprodukte, die die Deutsche Telekom aufgrund ihrer früheren Monopolstellung ihren Konkurrenten überlassen muss. Dazu gehört unter anderem die Teilnehmeranschlussleitung (TAL), für die die Wettbewerber zurzeit 10,65 Euro pro Monat an den Bonner Konzern entrichten müssen. freenet, das im Gegensatz zu Arcor und HanseNet über kein eigenes Netz verfügt und dadurch keine leitungsvermittelte Telefonie anbietet, hofft natürlich wie andere Anbieter von Internet-Telefonie (VoIP) auch darauf, dass in naher die Zukunft die RegTP die Zwangsbündelung des DSL- mit dem Telefonanschluss aufheben wird. Die Endnutzer könnten dadurch den reinen Internetanschluss von einem der Anbieter beziehen.

RegTP-Präsident Matthias Kurth hatte bereits im April der Anschluss-Entbündelung eine Absage erteilt, während er eine Regulierung im Mobilfunkbereich aufgrund der hohen Terminierungsentgelte in die Handynetze und der daraus resultierenden Marktmacht der Serviceprovider gegenüber den Festnetz-Firmen für wahrscheinlich hält.

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