Ambitionen

T-Mobile will schneller als die Konkurrenz wachsen

Festnetz-Handy und schnelleres Internet sollen Kunden und Umsatz bringen
Von dpa / Marie-Anne Winter

Deutschlands führender Mobilfunkanbieter T-Mobile will trotz fallender Preise mittelfristig seinen Umsatz kräftig steigern und schneller als die Konkurrenz wachsen. "Unsere Bestrebung ist es, Marktanteile zu gewinnen. Mittelfristig wollen wir überproportional wachsen", sagte Philipp Humm, Chef von T-Mobile Deutschland, heute im Gespräch mit dpa-AFX. Erreichen will die Telekom-Tochter dies mit einer Fokussierung auf Kundengruppen, dem geplanten Festnetz-Handy sowie schnelleren mobilen Internetverbindungen.

Die deutsche Mobilfunkbranche wird nach Einschätzung von Marktforschern trotz der einsetzenden Marktsättigung jährlich um drei bis fünf Prozent zulegen. "Wir gehen davon aus, dass wir mit den Maßnahmen auf der Wachstumsseite ein überproportionales Wachstum erreichen", sagte Humm. In den ersten Quartalen dieses Jahres hatte T-Mobile Deutschland noch einen Umsatzrückgang verzeichnet. Unter anderem hing dies mit dem harten Wettbewerb zusammen, der sich in fallenden Mobilfunkpreisen niederschlug. Humm zufolge wird sich die Preisspirale weiter nach unten drehen.

Kooperationen ja, Zweitmarke nein

Die Marktsättigung stellt die Mobilfunkfirmen nach den Boomjahren vor neue Herausforderungen. "Wir stellen uns auf diesen neuen Markt ein, indem wir stärker auf einzelne Segmente zugehen und dafür Produkte entwickeln." Ein Beispiel sei, dass T-Mobile viel stärker auf den Preis setzte. Anders als E-Plus plant die Telekom aber keine eigene Zweitmarke, unter der billige Handy-Verträge vertrieben werden sollen. Stattdessen kooperiert T-Mobile mit Anbieter wie mobilcom und der dänischen easyMobile, die das Netz der Bonner nutzen. Diesen Bereich will Humm ausbauen: "Wir führen mit einigen Unternehmen Gespräche über Kooperationen". Details nannte er nicht.

Den Billiganbietern räumt Humm einen Marktanteil von acht bis zehn Prozent am Gesamtmarkt ein. In Skandinavien kommen die Discountanbieter, die Handy-Verträge günstig über das Internet vertreiben, auf einen Anteil von bis zu 20 Prozent.

Als weitere Wachstumstreiber betrachtet Humm das Festnetz-Handy und HSDPA, wodurch UMTS noch einmal deutlich schneller werden soll. "Mit unserem offenen Internet-Ansatz sorgen wir dafür, dass der Verbraucher sein gewohntes Internetumfeld mitnehmen kann." Mit HSDPA werde T-Mobile in puncto Geschwindigkeit die nächste Stufe zünden. Mit der schnelleren Internetverbindung und der Ausbreitung von so genannten Smartphones, mit denen das Surfen im Internet möglich ist, erwartet Humm mittelfristig einen deutlich höheren Datenanteil am Umsatz. "Der Anteil wird nach Marktschätzungen auf 25 bis 30 Prozent wachsen." In der Größenordnung lägen auch seine Erwartungen.

Konvergenz bisher vernachlässigt

Verzögerungen räumte Humm bei der Einführung des mobilen Festnetzanschlusses ein. "Richtig ist, dass wir uns beim Thema Konvergenzprodukte uns etwas mehr Zeit gelassen haben." Dafür würden die Produkte ausgereifter sein. Konkurrenten wie o2 und Vodafone bieten zum Teil schon seit Jahren mobile Festznetzzugänge an und sammelten damit mehrere Millionen Kunden ein. Im ersten Quartal 2006 die Telekom nun nachziehen. Humm sieht ein enormes Marktpotenzial: "Wir gehen davon aus, dass 20 bis 25 Prozent der Bevölkerung an solchen mobilen Lösungen interessiert sein könnten", sagte Humm.