dritte Generation

UMTS: Technik fit für den Massenmarkt

Die Branche macht sich Mut: Zu Weihnachten könnte es richtig losgehen
Von ddp / Marie-Anne Winter

Inzwischen sind sie leicht und handlich, chic und leistungsfähig - die zahlreichen neuen UMTS-Handys, die die Mobilfunkbetreiber in den vergangenen Wochen geordert haben. Von der technischen Seite her kann die dritte Mobilfunkgeneration im kommenden Weihnachtsgeschäft durchstarten. Dennoch bleibt fraglich, ob die Kunden die zahlreichen Anwendungen auf Basis der schnellen Übertragungstechnik auch tatsächlich ausreichend nutzen und die wichtigen Datenumsätze der Unternehmen ankurbeln werden.

Die Netzbetreiber haben zum Teil stark aufgerüstet: Der Branchenzweite Vodafone will wie berichtet zehn neue Handys aller wichtigen Hersteller in die Geschäfte bringen und seine Palette damit auf 20 Modelle verdoppeln. Die Zahl der Kunden mit UMTS-Verträgen soll von 700 000 im August auf über eine Million per Ende Dezember steigen. Auch beim Preis werde mit Einsteiger-, Mittel- und Oberklassegeräten kaum mehr ein Unterschied bestehen zu den herkömmlichen GSM- und GPRS-Telefonen, sagt Unternehmenssprecher Jens Kürten.

Mobilfunkanbieter setzten unterschiedliche Akzente

Vodafone erwartet, dass dann die überwiegende Mehrheit der verkauften Vertrags-Handys mit UMTS ausgestattet ist. Bereits jetzt zeige sich ein wirtschaftlicher Nutzen, sagt Kürten: UMTS-Neukunden wiesen einen wesentlich höheren Datenanteil an ihren Umsätzen auf. Zur vermehrten Datenkommunikation anzuregen ist das große Ziel aller Unternehmen. Bislang macht der Datenanteil laut einer Schätzung des Telekom-Verbandes VATM an den Gesamterlösen im deutschen Mobilfunk dieses Jahr erst bescheidene 2,7 Prozent aus nach 1,9 Prozent in der Vorperiode.

Auch der kleinste Netzbetreiber o2 hofft, dass die Datenkommunikation mit UMTS zulegt, unter anderem dank des Speicherns von Musikstücken aus dem Internet, was durch die neue Technik vereinfacht werde. "Wir werden zu den knapp zehn bereits angebotenen UMTS-Geräten vier weitere Modelle in den Handel bringen", kündigt der zuständige Manager Helge Alter an. Mindestens ein Viertel der mit Laufzeitverträgen verkauften Handys sollen künftig aus der dritten Mobilfunk-Generation stammen.

Marktführer T-Mobile will UMTS hingegen primär über Anwendungen verkaufen. "Die Handys werden zunehmend besser und bieten einen Mehrwert", sagt Vorstandsvorsitzender René Obermann. Allerdings stellt T-Mobile die UMTS-Technik nicht speziell heraus, sondern vermarktet seine Telefone und Taschencomputer als integrierte Geräte, die je nach Gelegenheit auf GPRS oder WLAN umschalten.

Eine nachgelagerte Rolle spielt UMTS bei E-Plus, der Nummer drei im Markt. "Sie sind wie GSM-Handys ein normaler Bestandteil unseres Portfolios", sagt Geschäftsführer Thorsten Dirks. Er sieht das Angebot der Hersteller zu sehr technikgetrieben. "Da werden Dinge realisiert, die viele Kunden nicht haben wollen." Ein Großteil der UMTS-Handys werde lediglich als Modem zum Laptop benutzt, um große Datenmengen zu bewegen.

UMTS-Geräte sind keine Bremsen mehr

Technisch haben die Geräte deutlich gegenüber ihren Vorgängermodellen kräftig aufgeholt. "Bisher waren die Geräte eher eine Bremse für das Geschäft. Das dürfte sich mit den im vierten Quartal zur Verfügung stehenden Telefonen deutlich ändern", sagt Analyst Nicolas von Stackelberg vom Bankhaus Sal. Oppenheim.

Doch ob die Nutzer tatsächlich von allen angebotenen Anwendungen Gebrauch machen und damit die Hoffnungen auf steigende Datenumsätze voll aufgehen, bleibt unklar. Zwar hätten sich die Lieferanten viel Mühe gegeben, die Anwendungsmöglichkeiten noch attraktiver zu machen, sagt Michelle de Lussanet vom Analysehaus Forrester. Doch zeige eine Erhebung, dass 36 Prozent der Nutzer an hochentwickelten Features gar kein Interesse haben.

Das Tor zum Massenmarkt dürfte dennoch in den kommenden Wochen und vor allem im Weihnachtsgeschäft aufgestoßen werden. Derzeit sind schätzungsweise zwischen einer Millionen und zwei Millionen UMTS-Handys verkauft. "Schon allein über die normale Wechselrate beim Auslaufen von Verträgen sollte die Zahl steigen", meint Oppenheim-Analyst Stackelberg.