Themenspecial VoIP Verbindung

DeNIC kündigt Start des ENUM-Verfahrens an

Doch kann die Genossenschaft das überhaupt?
Von Björn Brodersen

Der globale DNS-basierte Verzeichnisdienst ENUM (tElephone NUmber Mapping) steht kurz vor dem Start. Das Deutschen Network Information Center (DENIC eG) will nach eigenen Angaben noch in diesem Jahr mit dem ENUM-Wirkbetrieb beginnen. Seit September 2002 hat das DeNIC zusammen mit anderen Einrichtungen, Providern und Unternehmen die internationalen Datenbank in der Praxis getestet, alle Beteiligten seien sich darüber einig, dass ENUM nun die Marktreife erlangt hat. Die 3 600 ENUM-Domains, die im Zuge des Feldversuchs registriert wurden, sollen spätestens zum 1. Januar automatisch in den Wirkbetrieb übernommen werden.

"Für die erfolgreiche Markteinführung von ENUM ist jetzt der richtige Zeitpunkt. Der Markt wartet auf ENUM", sagte Andreas Bäß, Vorstandsmitglied der DENIC eG, während der Vorstellung des Abschlussberichtes zum Feldversuch auf dem 5. ENUM-Tag in Frankfurt. Ob allerdings das DeNIC - das die erforderliche Technik im Rahmen des ENUM-Testlaufs schon aufgebaut hat - wirklich für die Domainregistrierung zuständig sein wird, ist noch nicht abschließend geklärt. Zwar ist ein anderer Kandidat als Betreiber nicht in Sicht, doch nach Vorgabe der International Telecommunication Union (ITU) soll die jeweilige nationale Behörde und damit hierzulande das Bundesministerium für Wirtschaft und Arbeit (BMWA) die Zuständigkeit delegieren. Das ENUM-Testverfahren sowie das Vorantreiben der weiteren Entwicklung von ENUM in Deutschland hatte die Genossenschaft noch mit dem Regulierer vertraglich beschlossen.

Kritiker: Das ENUM-Verfahren birgt auch Gefahren

ENUM ist eine neue Technologie, die eine Brücke zwischen Telefonie und Internet schlägt. Über ENUM und die damit verknüpften Dienste wird den Nutzern anhand der üblichen Rufnummern die gesamte Welt der Kommunikation eröffnet: Über eine Nummer sind dann nicht nur Festnetz- und Mobilanschlüsse, sondern auch Faxgeräte, E-Mail-Adressen und Webseiten erreichbar. Daneben findet ENUM auch Anwendung bei der Kopplung von Voice-over-IP-Netzen, die kostenlose Telefonate über das Internet ermöglicht. Kritiker sehen durch eine öffentliche Rufnummerndatenbank für Internet-Telefonie allerdings auch Gefahren: Beispielsweise könnten Angreifer so einfacher und effektiver automatisierte, kostenlose Werbeanrufe (Spit) absetzen.

Auf der Veranstaltung in Frankfurt konnten sich die Teilnehmer auch über den derzeitigen Stand der Standardisierungsbemühungen, die Pläne für zukünftige Weiterentwicklungen sowie die Herausforderungen, die auf die Anbieter von VoIP-Diensten bezüglich Nummerierung und Routing zukommen, informieren. Beispielsweise wurde ein Gateway vorgestellt, mit dem VoIP-Teilnehmer mittels eines ENUM-Lookups auch aus dem Festnetz erreichbar sind.