universale Nummern

RegTP und Denic arbeiten an Telefonnummern-Domains

ENUM-Testbetrieb läuft bereits seit September 2002
Von Marie-Anne Winter

Die Idee, die hinter ENUM steckt, ist so einfach wie bestechend: Statt sich mit einer Vielzahl von Rufnummern und Adressen für Privat- und Bürotelefon, Handy, Fax, E-Mail oder Webseite auseinandersetzen zu müssen, die nur mit sehr viel Aufwand aktuell zu halten sind, genügt es in Zukunft, eine einzige Nummer in sein Adressverzeichnis einzutragen. Die Zuordnung zu den jeweils passenden Ausgabegeräten übernehmen die Einträge im ENUM-Nameserver.

ENUM nutzt dazu das Domain Name System (DNS). Das DNS stellt eine logische Verbindung zwischen den numerischen IP-Adressen der ans Internet angeschlossenen Rechner und Domains her. Das ENUM-Protokoll verwendet nun die Infrastruktur des DNS, um Informationen über die verfügbaren Dienste bereit zu halten, die einer Telefonnummer zugeordnet sind. Man entschied sich international, für ENUM keine neue Top Level Domain einzuführen, sondern die Sub-Domain e164.arpa zu benutzen. Sie wurde ausgewählt, weil die Top Level Domain .arpa bereits für Infrastrukturzwecke konzipiert ist. E164 wiederum bezeichnet den Standard, der den internationalen Rufnummernplan der ITU beschreibt. Als internationale Registrierungsstelle für e164.arpa fungiert RIPE NCC in Amsterdam, die Registrierungsanträgen in Abstimmung mit der jeweiligen nationalen Regierung nachkommt.

Zur Bildung der ENUM-Domain wird die betreffende Rufnummer (inklusive der Landeskennung) der Domainendung e164.arpa in umgekehrter Reihenfolge, getrennt durch Punkte zwischen den einzelnen Ziffern, vorangestellt. Aus der Telefonnummer der DENIC +49 (0)69 27 23 50 wird so 0.5.3.2.7.2.9.6.9.4.e164.arpa. Über diese Domain kann ein ENUM-Client auf einen Nameserver mit so genannten NAPTR (Naming Authority Pointer)-Records zugreifen. Diese Einträge enthalten wiederum die Informationen über die verfügbaren Dienste.

"Durch die Verwendung des bewährten, hierarchisch aufgebauten DNS ist das gesamte Verfahren sehr transparent und offen, technisch ausgereift, flexibel und kostengünstig", beschreibt DENIC-Vorstandsmitglied Sabine Dolderer die Vorzüge von ENUM. Da das ENUM-Protokoll im Grunde nur eine Übersetzungsvorschrift definiert, können die Services auf der Anbieterseite jederzeit beliebig ausgebaut werden.

Testbetrieb mit deutschen ENUM-Namensbaum

Der deutsche Teil des ENUM-Namensbaums (also .9.4.e164.arpa) wurde für einen Testbetrieb an die DENIC eG delegiert, die als Registrierungsstelle für DE-Domains eine langjährige technische und administrative Erfahrung auf dem Gebiet der Domainverwaltung vorweisen kann. "Im Rahmen dieses seit September 2002 laufenden Testbetriebs soll unter Einbeziehung aller betroffenen Gruppen ein Betriebsmodell für ENUM erarbeitet werden", führt Matthias Kurth, Präsident der Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) aus. So müssen zum Beispiel Vorgehensweisen entwickelt werden, die sicherstellen, dass nur der tatsächliche Inhaber einer Rufnummer die korrespondierenden ENUM-Dienste nutzen kann. Registrierbar als ENUM-Domains sind daher nur existierende deutsche Rufnummern. Die DENIC hat unter http://www.denic.de/enum [Link entfernt] eine Webseite zur weiteren allgemeinen Information eingerichtet hat. Dort sind auch Einzelheiten zum Ablauf des Verfahrens dokumentiert.

Jetzt erhält das ENUM-Projekt durch die Unterzeichnung des Vertrags über die Durchführung eines Testbetriebs durch die DENIC eG und die RegTP neuen Schub. Während an den internationalen Standards und Empfehlungen zu ENUM noch gearbeitet wird, läuft bei der DENIC, der Registrierungsstelle für .de-Domains, bereits seit September 2002 der Testbetrieb zu ENUM. Dieser wird von der Regulierungsbehörde begleitet, die unter anderem den deutschen Nummernplan gemäß § 43 TKG verwaltet. Im Rahmen des Testbetriebs können Dienste und Geräte für diese neue Technologie entwickelt und auf ihre Praxistauglichkeit geprüft werden.

Um die weitere Entwicklung von ENUM in Deutschland voranzutreiben, haben sich die DENIC und die RegTP entschlossen, den Feldversuch auf eine formalere Grundlage zu stellen und die gemeinsamen Bemühungen zu intensivieren. Die DENIC bringt dazu ihre Kenntnisse und Erfahrungen bei der Domainverwaltung mit ein, die RegTP begleitet den Testbetrieb mit Sachverstand aus dem Bereich der Telekommunikation. Denn ENUM kann nur dann funktionieren, wenn eine genaue Abbildung der vergebenen Rufnummern sichergestellt und ein für den Endverbraucher akzeptables Datenschutzniveau etabliert wird.

"ENUM ist ein vielversprechendes Projekt, das einen einheitlichen Zugang zur vielfältigen Welt der Kommunikation eröffnet. Hierdurch wird der Wettbewerb alternativer Kommunikationsmittel zugunsten der Verbraucher ausgeweitet", erläutert Matthias Kurth, Präsident der Regulierungsbehörde.