nicht aufregen

Bedrohung durch Handyviren massiv übertrieben?

Medienpolitik von F-Secure gerät ins Schussfeld der Kritik
Von Christian Horn

Der Hersteller von Antiviren-Software F-Secure ist für seine regelmäßigen Warnungen vor mobilen Viren ins Schussfeld der Kritik geraten. David Wood, Vizepräsident Research des Herstellers von Smartphone-Betriebssystemen Symbian, fand in einem Interview mit silicon.com harte Worte gegen die wachsende Besorgnis in den Medien wegen der Bedrohung durch Handyviren. Es wäre völlig unangemessen zu glauben, ein Unternehmen wie Symbian würde nicht ständig alle Sicherheitsbedrohungen überprüfen und, wären diese real, auch reagiern. "Glauben Sie mir, deshalb fliegen wir nicht auf die Nase", sagte Wood. Patrick Runald von F-Secure konterte. "Das ist definitiv kein Hype. Wir glauben, dass die Bedrohung von Mobilgeräten enorm zunehmen wird", sagte Runald silicon.com gegenüber.

"Es gibt gegenwärtig 70 Viren und Trojaner, die auf Mobiltelefone zielen. Verglichen mit den 140 000 Schädlingen, die Windows PCs angreifen, scheint das harmlos zu sein. Aber wir machen das jetzt zum Thema, um zu vermeiden, dass die Sache zu einem so großen Problem wie bei den PCs wird, wo sie außer sie außer Kontrolle ist", erklärte Patrick Runald. F-Secure würden jede Woche Vorfälle mit mobilen Viren wie Commwarrior oder Cabir gemeldet. Das wäre zwar noch wenig, aber F-Secure ziehte es vor, dem Übel in seinen Anfängen zu wehren.

Mobile Viren werden nicht als große Bedrohung gesehen

David Wood von Symbian andererseits erhielt Schützenhilfe gleich von mehreren Seiten. Sal Viveros, Security-Koryphäe bei beim Antiviren-Hersteller McAfee, erklärte, die von F-Secure genannte Anzahl der Viren entsprächen zwar in etwa den gängigen Zahlen in der Industrie, die meisten Viren jedoch seien reine "Proof of Concept"-Produkte, die wenig Bedrohung für die Nutzer darstellten. "Ich glaube nicht, dass das jetzt schon eine große Sache ist. Vielleicht in zwei Jahren, aber bis dahin haben die Netzbetreiber aller Wahrscheinlichkeit nach schon Vorkehrungen getroffen", sagte Viveros silicon.com gegenüber. Ein Sprecher des Netzbetreibers o2 hält das Thema für "massively over-hyped": "Wir nehmen Sicherheitfragen sehr ernst, aber wegen der mobilen Schädlinge machen wir uns keine Sorgen und auch unsere Kunden sollten sich nicht darüber aufregen."

Dough Overton, Leiter der Kommunikationsabteilung von WDSGlobal [Link entfernt] , sagte: "Sicherheitsängste können eine Horror-Story abgeben und die Medien springen garantiert darauf an. Aber das lenkt nur von den realen Problemen ab. Es gibt nur wenige mobile Viren "in the wild" und die werden nicht als große Bedrohung gesehen." Overton fügt allerdings hinzu, die Bedrohung könne steigen, wenn der prozentuale Anteil der Smartphones zunimmt. "Beim gegenwärtigen Anteil von nur vier Prozent ist es wahrscheinlich, dass die Sicherheitsrisiken bei zunehmender Verbreitung steigen. Wenn die Betriebssysteme komplexer werden, könnten Viren eines Tages zu einem größeren Problem werden." WDSGlobal bearbeitet jeden Monat etwa 100 000 Helpdesk-Anfragen für Mobilfunk-Betreiber und Mobilgeräte-Hersteller. Overton zufolge beziehen sich nur 0,004 Prozent der Anfragen auf mobile Viren.