Gastspiel?

Sperr-Notruf 116 116 meldet Insolvenz an (aktualisiert)

Betrieb der Nummer geht aber vorerst weiter
Von Thorsten Neuhetzki mit Material von dpa

Nach einer Meldung des Handelsblatts hat die Sperr-Notruf 116 116 GmbH bereits Ende Juli Insolvenz beim Amtsgericht Frankfurt angemeldet. Dies habe der Geschäftsführer Michael Denck gegenüber der Wirtschaftszeitung bestätigt. Gründe für die drohende Zahlungsunfähigkeit sei eine Neuordnung der Finanzierung.

In den Monaten vor dem Start sei aus Zeitgründen zunächst eine Zwischenfinanzierung gewählt worden, nun aber müsse eine langfristige Lösung organisiert werden, heißt es. "Um nicht in den Verdacht der Insolvenz-Verschleppung zu geraten, haben wir vorsichtshalber Insolvenz angemeldet", wird Denck heute in der Zeitung zitiert. Gleichzeitig habe er betont, dass die Beantwortung der Sperr-Anrufe in den Callcentern weiterlaufe.

Die Geldgeber - Banken und Privatinvestoren aus Deutschland - verlangen nach Darstellung von Denck eine Aufstockung des Eigenkapitals der GmbH von derzeit 25 000 Euro. "Das wird sich noch ein paar Wochen hinziehen, dann haben wir eine Finanzierung wie sie geplant war", sagte der Firmenchef. "Ich gehe fest davon aus, dass wir in einigen Wochen aus der Insolvenz wieder raus sind." Der zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellte Frankfurter Rechtsanwalt Götz Lautenbach sagte der Nachrichtenagentur dpa: "Wenn eine Sanierung möglich ist, werde ich das unterstützen und nicht auf eine schnelle Eröffnung des Insolvenzverfahrens dringen." Die Prüfung des Insolvenzantrags werde erfahrungsgemäß mindestens vier Wochen in Anspruch nehmen.

Schon über 30 000 Karten gesperrt

Die Notrufnummer 116 116 ist erst am 1. Juli offiziell freigeschaltet worden und soll Kunden eine leichte Sperrung ihrer Kredit- und Bankkarten ermöglichen. Doch obwohl die Kunden sich so nur noch eine einzige Nummer merken müssen, haben sich bisher erst wenige Kreditinstitute angeschlossen. Auch andere elektronische Medien wie Mitarbeiterausweise, SIM-Karten oder Krankenkassenkarten sind über das Call-Center sperrbar. Außerhalb des Bankgewerbes haben sich jedoch bislang nur Bosch und Arvato angeschlossen - die beiden Unternehmen, die auch den Betrieb der Callcenter übernehmen.

Der Bedarf an einer solchen Sperrnummer ist nach Dencks Einschätzung groß: Im Juli habe es 50 000 Anrufe und 20 000 Kartensperrungen gegeben, in der ersten August-Hälfte 11 000 Sperrungen. Der Verband der Genossenschaftsbanken dämpfte gegenüber dem Handelblatt diese Aussagen. Den Angaben zufolge würden nur fünf Prozent der Kunden die Karten über den Notruf sperren lassen.