Zwickmühle

debitel will kein eigenes Netz kaufen

Riskante Investition oder riskante Abhängigkeit?
Von Marie-Anne Winter

debitel ist mit über acht Millionen Kunden der größte netzunabhängige Mobilfunkanbieter in Deutschland. Und mit neuen Angeboten wie dem Sommerhit-Tarif oder dem Discountangebot debitel-light geht der Provider jetzt verstärkt auf Kundenfang. Auf die Frage, ob das Unternehmen sich nicht auch ein eigenes Netz zulegen wolle, antwortete debitel-Chef Paul Stodden allerdings mit einem klaren Nein. "Zu debitel passt Infrastruktur nicht", sagte er in einem Gespräch mit der Financial Times Deutschland (FTD [Link entfernt] ). Den Kauf oder Aufbau eines eigenen Netzes halte er nicht für sinnvoll. Stodden beharre auf Flexibilität durch den Zugriff auf verschiedene Netzbetreiber: "Mit Netzinvestitionen würden wir uns zu stark auf eine Technik festlegen. Dann müssten wir die Kunden dazu bewegen, dieses Netz zu nutzen. Jetzt haben wir eine größere Flexibilität, wir können alles anbieten, was es im Markt gibt. Das ist unsere Stärke."

Laut FTD erteilte Stodden mit dieser grundsätzlichen Absage an ein eigenes Netz auch einem Zusammenschluss mit Arcor eine Absage. Der Finanzinvestor und debitel-Eigentümer Permira soll geprüft haben, Arcor zu übernehmen. Die Zeitung schreibt allerdings weiter, dass Permira Arcor jedoch auch ohne Stoddens Zustimmung kaufen oder mit debitel zusammenlegen könnte. Es heißt in gut informierten Kreisen, dass Vodafone nach Interessenten für seine Festnetz-Tochter fahnde.

Ein eigenes Netz könnte die Gewinne erhöhen

Ein eigenes Netz könnte für debitel durchaus vorteilhaft sein, denn wenn die Infrastruktur nicht mehr bei anderen Anbieter angemietet werden müsse, seien die Gewinnmargen deutlich größer. Andererseits müssten für ein eigenes Netz erhebliche Investitionen getätigt werden. Das Risiko für debitel wäre zu hoch, in eine Technik zu investieren, die sich vielleicht später als die falsche herausstelle. Laut Stodden böten verschiedene Anbieter ausreichend Infrastruktur an.

Andererseits halten Unternehmensberater die Abhängigkeit von Netzbetreibern für gefährlich. "Bei einem scharfen Preiskampf bleiben nur die übrig, die Netze haben. Dem Rest bricht die Gewinnmarge weg", zitiert die FTD Roman Friedrich, Berater bei Booz Allen Hamilton [Link entfernt] . Das Mobilfunkgeschäft stoße mittlerweile an seine Wachstumsgrenzen. Anbieter, denen ein eigenes Netz fehle, müssten dies ausgleichen, indem sie schneller attraktive neue Dienste für ihre Kunden bereitstellen. Das sei allerdings gar nicht so einfach und bisher habe das noch keiner dieser Anbieter geschafft.