Preiserhöhungen

SDSL-Anbieter leiden unter neuen T-Com-Preisen

Wettbewerber kritisieren den "Missbrauch eines Qasi-Monopols"
Von Björn Brodersen

Der Festnetzsparte der Deutschen Telekom, der T-Com, steht neuer Ärger ins Haus: Wie der Internetprovider toplink GmbH heute mitteilt, erwägen zahlreiche DSL-Anbieter, rechtliche Schritte gegen die Telekom wegen ihres "wettbewerbsverzerrenden Vorgehens" einzuleiten. Die Anbieter monieren, dass durch die Umstellung der SDSL-Produktpalette Anfang Juli viele der eigenen Produkte auf Basis des SDSL-Angebots der T-Com hinfällig geworden sind. "Die Deutsche Telekom missbraucht ihr Quasi-Monopol bei SDSL", beschwert sich Gerhard Wenderoth, Geschäftsführer der toplink GmbH. Angeblich seien davon 70 Prozent der SDSL-Nutzer in Deutschland betroffen.

toplink bezahlt für SDSL fast den gleichen Preis wie der Endkunde

Auswirkungen hat die Produktumgestaltung laut eigener Aussage auch auf die toplink GmbH: Bislang habe toplink eine SDSL-Flatrate, die auf der Infrastruktur des ehemaligen Monopolisten basiert, für 316,80 Euro im Monat angeboten, erklärt das Unternehmen. Durch die neuen Konditionen hätte der Grundpreis aber nun auf 412,80 Euro angehoben werden müssen, damit sich die Angebote noch rechnen. Nur Firmen, die über einen alternativen Carrier angebunden werden können, erhielten das Produkt noch für 316,80 Euro. Allerdings besitzt die Telekom die größte Flächenausbreitung hinsichtlich ihrer Leitungen.

Das Problem: Da es anders als im ADSL-Bereich kein SDSL-Vorleistungsprodukt der Telekom gibt, muss toplink fast genau so viel für das Produkt zahlen wie der Endkunde. Lediglich einen Abschlag von knapp vier Prozent erhält der Provider nach eigener Angabe von dem Bonner Konzern als Provision, größere Anbieter sicherlich etwas mehr. Betroffen sind auch andere Anbieter im Geschäftskundenbereich mit SDSL-Produkten, die nicht - wie beispielsweise QSC - auf eigene Infrastruktur setzen.

"Die RegTP hat lediglich ADSL reguliert und versäumt, SDSL ebenfalls einer Regulierung zu unterwerfen", meint Wenderoth. Während ADSL damit vor willkürlichen Maßnahmen der Bonner geschützt sei, unterliege SDSL der Telekom-Willkür. Der toplink-Geschäftsführer hält es nicht für Zufall, dass die Telekom diese Möglichkeit nutzte, die Produkt- und Preisstruktur umzustellen. "Die Deutsche Telekom lässt einmal mehr andere Unternehmen den Markt für sich bereiten und nutzt dann ihre marktbeherrschende Stellung aus, um die Partner mit einem geänderten Produkt- und Preisansatz auszubremsen", beschwert er sich.

Der toplink-Chef erwartet, dass nun die alternativen Carrier ihren Netzausbau für SDSL schneller vorantreiben werden. "Allerdings ist abzusehen, dass die Telekom ihre eigenen Preise wieder senken wird, damit die alternativen Carrier auf ihren neuerlichen Infrastrukturkosten sitzen bleiben", prognostiziert er. Diesen Prozess bezeichnet er als "schleichende Re-Monopolisierung".

Die neuen Angebote der T-Com im Detail

Die T-Com bietet seit vergangenem Monat Neukunden SDSL als 2-MBit/s-Anschluss mit flexiblem Abrechnungsmodell an. Zur Auswahl stehen weiterhin die Anschlussvarianten mit jeweils 1024 kBit/s sowie jeweils 2048 kBit/s im Down- und Upstream. Bei einem Datenverbrauch von bis zu 20 GB zahlt der Kunde bei der langsameren Variante einen Paketpreis von 254,40 Euro im Monat, in der schnelleren 286,40 Euro. Ist der Datenverbrauch höher, fallen 398,40 Euro bzw. 478,40 Euro im Monat an. Bestandskunden können noch bis Juni 2006 die alten symmetrischen T-DSL-Produkte mit kleinem Inklusivvolumen nutzen oder auf Antrag in die neuen Angebote wechseln.