Urteil

Gericht verurteilt Sasser-Erfinder zu Bewährungsstrafe

Microsoft zahlt 250 000 Dollar an Hinweisgeber
Von AFP / dpa / Thorsten Neuhetzki

Der 19 Jahre alte Erfinder des verheerenden Internet-Wurms Sasser ist zu einer Jugendstrafe von einem Jahr und neun Monaten auf Bewährung verurteilt worden. Das Landgericht Verden befand ihn der Computersabotage und Datenveränderung für schuldig. Der Auszubildende aus dem niedersächsischen Kreis Rotenburg/Wümme muss außerdem 30 Stunden gemeinnützige Arbeit in einem Krankenhaus oder einem Altenheim leisten, wie Gerichtssprecherin Katharina Krützfeldt nach Abschluss des nicht öffentlichen Jugendverfahrens sagte. Staatsanwaltschaft und Verteidigung hätten auf Rechtsmittel verzichtet, so dass das Urteil rechtskräftig sei. "Sasser" hatte vor gut einem Jahr auf der ganzen Welt Computer zum Absturz gebracht und Schäden in Millionenhöhe angerichtet.

Verteidiger: "Urteil ist akzeptabel."

Zu Gunsten des 19-Jährigen bewerteten die fünf Richter sein Geständnis und dass er sich zuvor nichts hatte zu Schulden kommen lassen. Der Hobby-Programmierer habe mit der Erfindung der Schädlinge keine kommerziellen Ziele verfolgt, sagte die Landgerichtssprecherin. "Im Bedürfnis nach Anerkennung seiner Mitschüler hat er die Würmer entwickelt." Verteidiger Jens Möwe sagte: "Das Urteil ist gemessen an den Tatvorwürfen akzeptabel und wird der Sache gerecht." Allerdings gebe es eine erhebliche Dunkelziffer der Taten seines Mandanten, die "hier nicht zur Sprache kamen". Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft, Silke Streichsbier, sagte: "Die konkrete Schadenshöhe konnte nicht ermittelt werden, weil Betroffene die Mitarbeit verweigert haben." Experten schätzen den Schaden auf mehrere Millionen Euro.

Microsoft hat die Verurteilung des Entwicklers begrüßt und zahlt an Hinweisgeber eine Belohnung in Höhe von 250 000 Dollar (209 962 Euro). Hinweise Dritter hätten zur Ermittlung des Täters geführt, teilte Microsoft in München mit. Die Hinweisgeber erhalten nun das Geld. Das Urteil zeige, dass die Programmierung und Verbreitung von Internet-Viren und -Würmern kein Kavaliersdelikt sei.